Glattauer bleibt der Liebe treu

Auch wenn Daniel Glattauer in seinem neuen Buch „Ewig Dein“ das Genre wechselt, der Liebe bleibt er treu. wien.ORF.at sprach mit dem Autor von drei Millionen verkaufter Bücher über den Wunsch, trotz neuer Wege der „alte Daniel Glattauer“ zu bleiben.

wien.ORF.at: Sie sind momentan einer der erfolgreichsten österreichischen Autoren. Ihr neuer Roman „Ewig Dein“ startet mit einer Startauflage von 200.000 Stück und wird von Werbekampagnen und Ihrer Lesereise begleitet. Was wünschen Sie sich aber abseits eines angestrebten Verkaufserfolges für den Buchstart?

Daniel Glattauer: Es ist der immer gleiche Wunsch, wenn ein neues Buch von mir erscheint, völlig unabhängig von allen Markterwartungen und Verlagsstrategien: Hoffentlich gefällt’s meinen Leserinnen und Lesern. Für sie habe ich es ja gemacht. Ihnen will ich etwas bieten. Sie sollen sich spannend und niveauvoll unterhalten fühlen. Ich wünsche mir, dass sie mein Buch mögen.

Daniel Glattauer

www.corn.at / Deuticke.

Glattauer will, dass Leser seine Bücher „mögen“

wien.ORF.at: Zuletzt kündigten Sie einen „Liebes-Psycho-Roman“ an. Müssen sich Ihre Leserinnen und Leser auf einen „neuen Daniel Glattauer“ einstellen?

TV-Hinweis

Daniel Glattauer war zu Gast im ORF-Kulturmontagum 22.30 Uhr in ORF2.

Glattauer: Mir gefällt dir Formulierung „neuer Daniel Glattauer“ in ihrer Frage. Dazu: Nein, ich als Person bin absolut der gleiche, schon recht „alte Daniel Glattauer“. Aber das Buch ist wirklich anders, als man es nach den E-Mail-Romanen erwartet hätte. Die Romantik der Begegnung meiner Hauptfiguren währt nur etwa 30 Seiten lang. Dann wird die Beziehung schön langsam zum Alptraum. Der Roman wechselt das Genre.

wien.ORF.at: Sie gelten seit „Gut gegen Nordwind“ als Mann, der die Frauen versteht und nicht zuletzt deshalb von diesen (wenn nicht geliebt) dann doch ein bisschen verehrt wird. Bei „Ewig Dein“ schreiben Sie ausschließlich aus Sicht einer Frau. Warum haben Sie sich für diese Form entschieden?

Das hat das Thema der Geschichte von mir verlangt. Ich wollte mich in eine Frau versetzen, die bemerkt, dass sie ihren neuen Partner zu wenig liebt, die sich von ihm trennen und befreien will – und er lässt es nicht zu. Er rückt nicht von ihr ab. Er zwingt sie, ständig an ihn zu denken. Was geht da in der Frau vor? Welche Gefühle und Ängste entwickelt sie? Und wie reagiert sie? Das ist mein Thema. Hätte ich die Rollen getauscht, wäre das ein völlig anderer, wahrscheinlich bei weitem nicht so dramatischer Roman geworden.

wien.ORF.at: Im Roman wird Judith von Hannes „Liebesbeweisen“ zunehmend bedroht. Wie sind Sie auf das Thema des Romans gekommen? Hatten Sie in den vergangenen Jahren selbst mit Fans zu tun, die ihre persönlichen Grenzen überschritten haben?

Glattauer: Ich habe als Gerichtsreporter beim „Standard“ (Anmerkung: Tageszeitung „Der Standard“) einige solcher Fälle von Stalking, von subtiler psychischer Gewalt erlebt. Sie sind mir so nahe gegangen, dass ich diesem Thema einen Roman widmen wollte. Auch ich selbst hatte Erlebnisse mit Frauen, die über längere Zeit nicht locker lassen konnten. Eine hat mir an jeden Ort meiner Lesungen wirre persönliche Briefe geschickt. Eine andere hatte auch in meinem Privatleben nachgeforscht, wusste Dinge, die sie wirklich nichts angingen. Mir taten die Frauen leid, aber ich hatte weder Zorn noch Angst vor ihnen. Männer sind als Verfolger viel bedrohlicher. Es kommt hier eine Gewaltkomponente dazu.

wien.ORF.at: Ist es Ihnen dieses Mal leicht gefallen, einen Romanschluss zu finden, mit dem Sie zufrieden sind? Bei „Gut gegen Nordwind“ waren die LeserInnen mit dem Schluss ja oftmals nicht ganz einverstanden und wurden mit einem zweiten Teil belohnt, der sich auch für Sie bezahlt gemacht hat.

Glattauer: So sehr man sich als Schreiber freut, das Ende einer Geschichte erreicht zu haben, so schwierig ist der Schlusspunkt. Ich habe auch diesmal wieder lange daran herumgebastelt, jetzt bin ich zufrieden. Ich neige eher dazu, die Dinge zwar aufzuklären, aber das Ende kurz zu setzen und die Leserinnen und Leser gedanklich noch weiter arbeiten zu lassen. Manche wollen genau das, manche mögen den Schluss lieber breiter ausgeschrieben.

wien.ORF.at Was gefällt Ihnen persönlich am besten an Ihren Büchern? Wie schätzen Sie Ihre Stärken ein?

Glattauer: Es sind einzelne Sätze, Formulierungen, über die ich mich selbst freuen kann. Und manche Figuren schließe ich besonders ins Herz, durchaus auch Nebenfiguren. Im neuen Buch „Ewig Dein“ zum Beispiel liebe ich das Lehrmädchen Bianca, die habe ich leibhaftig vor mir. Als Stärke würde ich meinen Wortwitz ansehen, die schnörkellose Sprache und das Tempo, mit dem die Handlung vorangetrieben wird. Ich selbst bin ein ungeduldiger Leser, deshalb dürfen meine Bücher auf keinen Fall langatmig sein.

wien.ORF.at: Sie haben mit Ihren Bestsellern beruflich erreicht, wovon viele Schriftsteller träumen: Was wünschen Sie sich noch für die Zukunft?

Glattauer: Dass bei den anstehenden Höhen und Tiefen die Tiefen in der Minderzahl sind. Und dass ich der „alte Daniel Glattauer“ bleibe.

Das Interview führten Eva Reiter und Florian Kobler, wien.ORF.at

Video: Mit Glattauer am Naschmarkt

„Niederösterreich heute“ hat Daniel Glattauer in einem Lampengeschäft beim Naschmarkt getroffen. Der Ort war kein Zufall, denn solch eines spielt in seinem neuen Roman eine entscheidende Rolle. Hier können Sie den Beitrag nachsehen.

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Links:

„Ewig Dein“ - Glattauers Psychothriller (noe.ORF.at; 27.1.2012)
- „Liebes-Psycho-Roman“ angekündigt (wien.ORF.at; 26.9.2011)
-„Kurier“-Interview mit Daniel Glattauer
- Webseite Daniel Glattauer