Wien warnt vor Nanosilber

Wien sagt dem Silber den Kampf an, und zwar Silberverbindungen und Nanosilber, die immer öfter für Gebrauchsgegenstände wie Textilien, Kühlschränke und Frischhaltebehälter verwendet werden. Die Stadt spricht von Risiken für Mensch und Umwelt und fordert ein Verbot.

Kleinste Silberpartikel sollen die Hygiene verbessern, Schweißgeruch stoppen oder Lebensmittel länger frisch halten. Beschichtungen mit dem aus Kleinstpartikeln bestehenden Nanosilber bzw. mit Silberverbindungen sind überall zu finden: Auf Geschirrspülern, Bettwäsche, Bekleidung, Socken, Kosmetika, Farben, Spielzeug, Schneidbrettern oder Kühlschränken.

Könnte Bildung resistenter Keime fördern

Doch Nanosilber steht auch im Verdacht, die Ausbildung resistenter Keime zu fördern. Medizinische Anwendungen könnten so wirkungslos werden. Wirkungen und Gefahren von Nanosilber seien überhaupt zu wenig erforscht, meinte Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien: „Es gibt sehr viele Risiken wie Hinweise auf Resistenzentwicklung. Der Nutzen ist aus ärztlicher Sicht überhaupt nicht gegeben.“ Als gesichert gilt nur, dass Silber tatsächlich über eine antimikrobielle bzw. desinfizierende Wirkung verfügt. In der Medizin werde es schon lange eingesetzt, etwa in Form von Wundverbänden.

Gefahr für Fische und Umwelt

Laut Hutter gibt es jedoch noch keine einzige Studie, die belegt, dass die Anzahl von Krankheitsfällen im Haushalt bei Anwendung dieser Produkte sinkt. Stattdessen gibt es laut dem Mediziner ein beträchtliches Risiko. „Nanosilber wird in den ganzen Körper transportiert“, warnte er. Toxische Effekte seien möglich. Zu befürchten sei auch, dass es einen Einfluss auf die Gene, also das Erbmaterial, gibt.

Auch in der Natur richte Nanosilber - das zum Beispiel durch das Abwasser in die Umwelt gelangt - Schaden an, etwa bei Wasserlebewesen. Jungforellen werden etwa laut einer Studie durch Silber in ihrer Entwicklung beeinträchtigt.

Sima: Produkte sollten gekennzeichnet sein

Unter dem „Deckmantel der Hygiene“ wartet laut Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) eine schleichende Gefahr. Die Stadt selbst kauft bereits keine Produkte mit Nanosilber mehr an. Sima sprach sich dafür aus, zunächst einheitliche Kennzeichnungsvorschriften einzuführen. Anschließend solle die Bundesregierung ein Verbot erarbeiten. Gleichzeitig solle sich Österreich auch auf EU-Ebene für ein generelles Aus für antibakterielle Beschichtungen stark machen, forderte die Umweltstadträtin.

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