Mahner gegen Rechts ist 60

Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) und Immobilien-Unternehmer, ist 60. Wortgewaltig und emotional trat und tritt er immer wieder als unermüdlicher Mahner gegen rechtsextreme Tendenzen auf.

Zuletzt meldete sich Muzicant zum Ball des Wiener Korporationsringes zu Wort. „Den WKR-Ball, also die Zusammenkunft einer ganzen Schar von Holocaust-Leugnern, von Rechtsextremen, von Nazis, von Neonazis, an diesen Tag zu setzen, ist eine Verhöhnung der Opfer der Schoah“, hatte er zum Termin des Balls gesagt. Der 27. Jänner, an dem der Ball heuer stattfand, ist der Tag der Befreiung des KZ Auschwitz - mehr dazu in WKR-Ball: Debatte reißt nicht ab.

Es war nicht das erste Mal, dass Muzicant mitunter sehr emotional das Wort ergriff. Er beobachtet das politische Geschehen, kommentiert aber längst nicht alles. Ihm entgehen weder „Kellernazis“ noch antisemitische Strömungen bei Muslime-Vertretern. Dafür musste er immer wieder untergriffige Attacken etwa von Jörg Haider hinnehmen.

Ehrenamtlich und engagiert

Muzicant engagierte sich schon als Jugendlicher in der jüdischen Gemeinde Wiens. Von 1970 bis 1976 gehörte er der Jüdischen Hochschülerschaft an, von 1971 bis 1975 auch in deren Vorstand. 1973 und 1974 stand er ihr als Präsident vor. In diese Zeit fiel auch seine Tätigkeit als Präsident des Dachverbandes der jüdischen Jugend in Österreich. Seit 1976 ist er in verschiedenen Kommissionen der IKG tätig.

Ariel Muzicant

APA/Hans Klaus Techt

Ariel Muzicant ist 60

Für die IKG arbeitet Muzicant neben seinem Brotberuf ehrenamtlich. Er schaffte es, orthodoxe und liberale Mitglieder anzusprechen. Mit seiner Liste Atid, was in hebräischer Sprache Zukunft bedeutet, erhielt er regelmäßig die meisten Stimmen. Er schaffte es nicht nur, die IKG schuldenfrei zu machen, sondern verlieh ihr auch eine gewichtige Stimme, etwa wenn es um die Erhaltung jüdischer Friedhöfe oder um Entschädigungszahlungen von Bund und Bundesländern oder Opferanwälten ging.

Erstmals wurde Muzicant 1998 zum Präsidenten der IKG gewählt. Als solcher kritisierte er die Politik wegen halbherziger Lösungen für seine Gemeinde, engagierte sich bei Themen wie Einwanderung, Asyl und Integration. Papst Benedikt XVI. spendete er Lob, als er gemeinsam mit Vertretern der IKG das Holocaust-Mahnmal am Judenplatz besuchte. Für Muslime forderte Muzicant Freiheit der Religionsausübung, will aber mit ihnen über Differenzen sprechen können. Bei der nächsten IKG-Wahl im November wird Muzicant nicht mehr antreten - mehr dazu in IKG-Wahl: Konkurrenz für Muzicant-Liste.

1952 in Haifa geboren

Ariel Muzicant wurde am 12. Februar 1952 in Israel in Haifa geboren. Seit 1956 lebt er in Wien. 1970 schloss er das Lycee Francais ab, studierte danach Medizin an der Universität Wien. Sein Studium schloss er 1976 ab. Turnusarzt am Wilhelminenspital war er aber nur ein Jahr. Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters übernahm er 1977 die Leitung seiner Immobilienfirma.

1994 schloss er sich damit der internationalen Colliers-Gruppe an. Heute betreut die Firmengruppe die Bereiche Einzelhandelsgeschäfte, Industrie-, Anlage- und Betriebsobjekte, Zinshäuser, Büros und den privaten Sektor. Muzicant ist alleiniger Eigentümer und Geschäftsführer des Unternehmens.

Link: