Ottakring als Jodel-Hotspot

Jodelklänge in der Stadt sind eher ungewöhnlich. An jedem ersten Dienstag des Monats treffen sich allerdings Hobbyjodler in einem Gasthaus am Lerchenfelder Gürtel in Ottakring und singen zusammen den „Petern seiner“ und das „Muraua Lula“.

„Ich habe mir gedacht: Wie lerne ich in Wien andere Jodler kennen?“, sagte Maria Nasswetter, Organisatorin von „Jodeln to go“, gegenüber wien.ORF.at. Die Fotojournalistin jodelt für ihr Leben gern und wollte ihr ungewöhnliches Hobby in die Großstadt bringen. Seit September vergangenen Jahres organisiert sie an jedem ersten Dienstag des Monats ein Jodeltreffen - ein „Jodeln to go“, wie sie es nennt. Hobbysänger treffen sich monatlich, „um ein Stück Jodeln für sich mitzunehmen“, so Nasswetter.

Maria Nasswetter

ORF/Marina Delcheva

Organisatorin Nasswetter jodelt, wo es ihr gefällt

Ziel: „Hobby mit anderen teilen können“

Gerade die Gegend um die Stadtbahnbögen am Gürtel steht normalerweise eher für ausgefallene Rockmusik und Elektronikpartys und nicht für traditionelle Klänge der österreichischen Alpenkultur. Nasswetter dazu: „Ich wollte diese Musik urbanisieren. Ich veranstalte hier keinen Kurs. Es ist ein Kommen und Gehen, ein gemeinsames Treffen zum Jodeln.“

Früher musste sie ins Burgenland oder in die Steiermark fahren, um ihr Hobby mit anderen teilen zu können. „In Wien gibt es kaum Angebote für Menschen, die jodeln möchten. Höchstens Einzelunterricht bei ausgewählten Gesangslehrern“, erzählte Nasswetter. So kam ihr die Idee zu „Jodeln to go“.

Treffen für alle Altersklassen

Ungefähr 20 Leute vom Musikstudenten über die Büroangestellte bis zum Pensionisten kamen allein vergangenen Dienstag zusammen. Die meisten stammten aus den Bundesländern, einige wenige aus Wien. Die jüngste Jodlerin war gerade einmal sechs Jahre alt, der Älteste über 70. „Ich war schon beim ersten Treffen im September da. Es gibt nichts Besseres zum Abschluss nach einem harten Tag im Büro“, so ein Teilnehmer gegenüber wien.ORF.at. Der 32-jährige Steirer besucht regelmäßig die Treffen.

An den Musikantenstadl erinnerte das gemeinsame Jodeln keineswegs: Bei den Treffen gibt es kein Schunkeln, keine laute Musik, sondern nur A-capella-Klänge. Auch Noten gibt es keine, einen Text ebenso wenig. Manche notierten sich die Jodler allerdings in ihr Notizbuch. „zum Nachsingen daheim“, so eine Teilnehmerin.

Jodeln to go im Gasthaus Sittl

ORF/Marina Delcheva

Die Teilnehmer aller Altersgruppen treffen sich monatlich

Jodelkultur weltweit, in Wien „zum Spaß“

Jodelgesänge haben in vielen verschiedenen Kulturen Tradition. In China, in Georgien, in Finnland und in Island gibt es in der Landesfolklore Musikströmungen, die dem heimischen Jodeln ähnlich sind und nur auf Silbenlaute und Tonsprünge aufbauen.

Das klassische, heimatliche Jodeln entstand im Alpenraum in Österreich und der Schweiz. Durch das klare Echo der hohen Gipfel und Täler konnten Menschen in den Bergen über Jodelklänge auf großer Distanz miteinander kommunizieren. Hirten nutzten diese Musikform auch, um ihren Tieren auf der Alm Befehle zu geben oder um vor aufkommenden Wetterumbrüchen zu warnen. In Wien ist die Lage naturgemäß anders: „Wir jodeln hier einfach nur zum Spaß“, entgegnete Nasswetter.

Marina Delcheva, wien.ORF.at

Links: