Servicetelefon: Hilfe für Psychiatrie-Patienten

Beim Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) wird nun ein eigenes Servicetelefon für ehemalige Psychiatrie-Patienten eingerichtet. Nach Kritik an früheren Behandlungsmethoden soll zudem eine Expertenkommission die Geschichte der Wiener Psychiatrie aufarbeiten.

Zuletzt war die Kritik an früheren Behandlungsmethoden in der Psychiatrie in Wien immer lauter geworden. Daher sollen sich Betroffene nun bei der neuen Servienummer melden und von ihrem Schicksal berichten können.

Die Nummer 01-40409-70970 ist ab Mittwoch aktiv. Sie kann an Wochentagen von 8.00 bis 16.00 Uhr gewählt werden. Auch via E-Mail ist eine Kontaktaufnahme unter „servicemail@wienkav.at“ möglich. Die jeweiligen Fälle werden vom KAV aufgenommen. Falls möglich, werde sofort reagiert, hieß es.

Expertegruppe wird bis Sommer eingerichtet

Auch eine Übermittlung an eine in der Gründung befindliche Expertengruppe ist möglich. Diese wird bis Sommer von der Stadt eingerichtet, wie am Dienstag im Büro von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) betont wurde. Die Kommission soll die Geschichte der Wiener Psychiatrie aufarbeiten und erforschen.

Die historischen Behandlungsmethoden werden seit einiger Zeit in einem neuen Licht betrachtet - und zum Teil heftig kritisiert. Zuletzt hatte etwa der Verein Selbstbestimmt Leben Österreich (SLIO) auf Berichte verwiesen, wonach der verstorbene Kinderarzt Andreas Rett bis in die 1980er Jahren behinderten Menschen das Medikament Epiphysan zur Triebdämpfung verabreicht haben. Rett war in Wien am Neurologischen Krankenhaus am Rosenhügel tätig.

Der Mediziner sei außerdem ein Befürworter der Sterilisation von behinderten Frauen und gleichzeitig ein vehementer Gegner schulischer Integration gewesen, berichtete der Verein. Selbstbestimmt Leben sprach sich dafür aus, dass die Geschichte der Behindertenhilfe ähnlich aufgearbeitet werden müsse wie die Geschichte der Gewalt in Kinderheimen.

Schriftliche Belege für Methoden

Für die umstrittenen Methoden der Wiener Psychiatrie in den 1960er Jahren gibt es schriftliche Belege. Neben Infektionen mit Malaria werden darin auch Elektroschocktherapien geschildert und Insulinschocks, durch die psychisch kranke Patienten sogar ins Koma versetzt wurden - mehr dazu in Brutale Methoden an Psychiatrie.

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