Gratis-Koran auch in Österreich

Radikale Salafisten wollen im deutschsprachigen Raum Millionen Exemplare des Korans kostenlos verteilen. Auch in Österreich ist laut Medienberichten die „Aktion Koran“ bereits angelaufen. Ein YouTube-Video, das die Verteilaktion in Wien zeigt, wurde indessen wieder gelöscht.

Radikale Salafisten wollen in Deutschland, Österreich und der Schweiz rund 25 Millionen Koran-Exemplare kostenlos verteilen. Bei einer Aktion am Osterwochenende fanden am Samstag in 35 deutschen Städten zeitgleich Koran-Verteilungen statt, unter anderem in Hamburg, Köln, Dresden, Hannover und Berlin. Laut Medienberichten gab es neben Wien bereits Koran-Verteilungsaktionen in Graz. Ein Video auf einer Website zeigt weiters Fotos von einem Infostand im oberösterreichischen Vöcklabruck.

Aktion in Favoriten auf dem Viktor-Adler-Platz

Auf einem YouTube-Video, hochgeladen am 11. März, waren zwei junge Männer zu sehen, wie sie an einem „Infostand“ auf dem Viktor-Adler-Platz in Favoriten Koran-Exemplare kostenlos an Passanten verteilten. Stolz erzählten sie dem Kameramann auf Deutsch, dass das Projekt erfolgreich angelaufen sei und sich die Menschen sehr interessiert zeigen würden, heißt es in einem Bericht der „Presse“. Das betreffende Video ist mittlerweile nicht mehr öffentlich abrufbar, der Uploader hat sein YouTube-Konto geschlossen.

Screenshot Youtube

Screenshot Youtube

YouTube-Video wurde in der Zwischenzeit wieder vom Netz genommen

Auf dem Video zu sehen war auch ein junger Mann mit einem Koran in Händen. Er forderte laut dem Zeitungsbericht Nicht-Muslime auf, den Koran erst zu lesen und sich dann eine Meinung darüber zu bilden. Von Muslimen verlangte er, den Islam in seiner Praktizierung nicht falsch auszulegen, um seinem Ansehen nicht zu schaden.

In einem anderen YouTube-Video zeigt ein junger Mann einen Koran-Ständer, der in Wien bereits in „manchen Geschäften“ steht. „Die Muslime und Nicht-Muslime können sich da die Bücher holen.“ Für Interessierte, die auch einen Koran-Ständer aufstellen wollen, wird eine E-Mail-Adresse eingeblendet.

Innenministerium: „Sachverhalt ist uns bekannt“

Während in Deutschland Verfassungsschützer und Politiker alarmiert sind und Maßnahmen gegen die Koran-Verteilungen fordern, sieht der österreichische Verfassungsschutz keinen Anlass für strafrechtlichen Ermittlungen. Die österreichischen Behörden seien darüber „informiert“ und „aufmerksam“, wie es aus dem Innenministerium hieß. Allerdings sei das Verteilen von Informationsmaterial über Religionen „nichts Ungewöhnliches“; es gebe nur dann eine Grundlage für ein Einschreiten, wenn „ein strafbares Verhalten oder dessen Verdacht“ vorliege, betonte Sprecher Karl-Heinz Grundböck. Als Beispiele nannte er Aufrufe zur Gewalt oder Verhetzung.

Die religiöse und politische Bewegung des Salafismus orientiert sich an einem idealisierten Bild der Frühzeit des Islam. Das arabische Wort „Salaf“ steht für Ahnen und Vorfahren. Teile der Bewegung stehen im Verdacht, ein Sammelbecken für gewaltbereiten Islamismus zu sein und Verbindungen zu Terrornetzwerken zu pflegen.

Als einer der einflussreichsten Prediger des Salafismus gilt Ibrahim Abou Nagie. Der Kölner Geschäftsmann und gebürtige Palästinenser hat im Oktober 2011 das Projekt „Lies! - Im Namen deines Herren, der dich erschaffen hat“ ins Leben gerufen und wird wie alle radikalen Salafisten vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet.

FPÖ will Aktion stoppen

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) steht der Aktion eher kritisch gegenüber. Und zwar: „Weil wir das Buch noch nicht gesehen haben und weil wir nicht wissen was drinnen steht“, sagte IGGiÖ-Präsident Fuat Sanac gegenüber der ZiB.

Wiens FPÖ-Klubchef Johann Gudenus forderte in einer Aussendung das Innenministerium auf, „diese Koran-Verteilung sofort“ zu stoppen. „Auch der deutsche Verfassungsschutz warnt, dass hier der Koran missbraucht wird, um salafistische Propaganda zu machen und Anhänger zu rekrutieren“, so Gudenus.

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