Spitäler: Mitarbeiter beklagen hohen Arbeitsdruck

Die Mitarbeiter des Krankenanstaltenverbundes (KAV) beklagen schlechte Arbeitsbedingungen. Durch Personalmangel nimmt der Arbeitsdruck immer mehr zu, kritisierte die Gewerkschaft, die sich auf eine Umfrage beruft. Jeder dritte Mitarbeiter fühle sich Burn Out gefährdet.

Mehr als 70 Prozent der insgesamt 1.414 Befragten der IFES-Erhebung klagten in erster Linie über Personalmangel. Ihre Aussagen reichen von „Wir arbeiten nicht in der Fabrik“ - bis hin zu „Von Putzen bis Spritzen - wir machen alles“. Die Arbeitsbelastung würden für viele immer unerträglicher, kritisierte die Gewerkschaft für Gemeindebedienstete (GdG-KMSfB). Zurückzuführen sei dies vor allem durch Einsparungsmaßnahmen in den vergangenen Jahren. Gleichzeitig würden aber auch die Leistungen explodieren, hob Gewerkschafter Bernhard Harreither hervor.

Immer öfter gebe die Belegschaft eine sogenannte Gefährdungsanzeige ab, sagte Harreither: „Weil man nicht mehr garantieren kann, dass man die Patienten in der notwendigen Qualität versorgen kann." Gleichzeitig räumte der Gewerkschafter aber ein, dass der KAV darauf meist auch rasch reagieren würde.

Vier-Tage-Woche ab dem 55. Lebensjahr gefordert

Einen Lösungsansatz in der Personalfrage sieht der Harreither u.a. in einem altersgerechten Arbeitszeitregelsystem: „Wir haben bereits viel Pflegepersonal mit einem Durchschnittsalter um die 50 Jahre.“

Im Dienstplan würden daher auf den ersten Blick alle Stellen besetzt sein, in der Realität sehe dies aber anders aus: Denn mit zunehmendem Alter würde das Bedürfnis nach längeren Erholungsphasen bzw. auch die Krankheitsanfälligkeit steigen. Dem gelte es entgegenzuwirken, damit insgesamt mehr Personal den Spitälern zur Verfügung steht. Vorstellbar ist laut Harreither etwa eine Vier-Tage-Woche ab dem 55. Lebensjahr.

Letztendlich sei es wichtig, die Arbeitsabläufe besser aufeinander abzustimmen und zu organisieren: „Tätigkeiten, für die man eigentlich nicht angestellt ist, führen zu einer erhöhten Belastung“, erklärte der Vorsitzende. Dazu soll ab Juni das vorerst einjährige Projekt „Skill- and Grademix“ im Kaiser-Franz-Josef-Spital und im Krankenhaus Floridsdorf gestartet werden: „Dabei gilt es herauszufinden, ob die Arbeitszufriedenheit wieder zunimmt, wenn jeder in den Stationen nur das macht, was er gelernt hat.“

KAV: „Wir haben Perdonal aufgestockt“

Der KAV, der die Gemeindespitäler betreibt, das Projekt „Arbeitsbedingungen gemeinsam gestalten“ gestartet, die noch läuft. Die bereits vorliegenden Ergebnisse der Gewerkschaft sollen dann bis Mitte Mai mit den Resultaten des KAV-Projekts verglichen werden. „Wir möchten im Mai noch über erste Maßnahmen mit klarem Datum zur Umsetzung verhandeln“, betonte Harreither.

Auf den Personalmangel abgesprochen, meinte Susanne Drapalik vom Krankenanstaltenverbund (KAV): „Wir haben in den letzten Jahren vor allem in den Kernbereich Medizin und Pflege das Personal aufgestockt. Bei den Ärzten sind es sechs Prozent mehr, beim Pflegepersonal drei Prozent. Es kann natürlich krankheitsbedingt punktuell zu etwas engeren Personalressourcen kommen.“

Auch Jungärzte laut Umfrage frustriert

In einer Umfrage der Ärztekammer zeigten sich bereits Jungärzte mit ihrer Arbeitssituation unzufrieden, vor allem fehlt ihnen das Lernen am Patienten. 30 Prozent der Befragten gaben an, dass sie nicht noch einmal den Weg des Mediziners einschlagen würden - mehr dazu in Jungärzte schon bei Jobstart frustriert (wien.ORF.at; 13.3.12).

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