Drogenpatienten sollen besser behandelt werden

Die Behandlung von Drogenpatienten soll verbessert und neue Leitlinien für Ärzte erarbeitet werden. Schlaf- und Beruhigungsmittel (Benzodiazepine) sollen zudem weniger häufig eingesetzt werden. Auch will man die Qualität bei der psychiatrischen Betreuung erhöhen.

„Begonnen hat es schon vor einigen Jahren mit der Szene am Karlsplatz. (...) Uns ist auch aufgefallen, dass viele der Drogenkonsumenten dort sehr verelendet waren und auch Benzodiazepine konsumiert haben. Es war klar, dass es hier Handlungsbedarf gibt“, sagte der Wiener Drogenkoordinator Michael Dressel im Zuge eines Hintergrundgespräches von Gesundheitsministerium, Ärzte- und Apothekerkammer sowie in der Betreuung von Drogenkranken engagierten Institutionen am Donnerstag.

Extreme Dosierungen im Alltag

Alexander David, Wiener Drogenbeauftragter, ergänzte: „Es ist seit Jahren bekannt, dass Arzneimittel wie Rohypnol und Somnubene missbräuchlich verwendet werden. Wir sprechen von einem Phänomen extremen Konsums.“ Oft erfolgten die Verschreibungen via Privatrezept, häufig sei es auch zur Fälschung solcher Rezepte gekommen.

Der Hintergrund: Von 25.000 bis 37.000 Opiatabhängigen in Österreich befinden sich rund 15.000 in Substitutionsbehandlung mit durch den Arzt auf spezielle Suchtgiftrezepte verschriebene Opiate - dabei handelt es sich beispielsweise um Methadon, Buprenorphin oder retardiertes Morphin. In Wien allein sind es bereits mehr als 7.000 Patienten, welche diese Therapie für ihre Suchterkrankung erhalten.

Doch 60 Prozent der Opiatabhängigen weisen auch - exklusive Persönlichkeitsstörungen - andere psychiatrische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen, Schizophrenie, etc. auf. Speziell hier kann es zum vermehrten Gebrauch von Schlaf- und Beruhigungsmitteln in extrem hohen Dosierungen kommen. Der Mischkonsum mit Opiaten und/oder Alkohol ist schädlich und oft lebensgefährlich.

Mitursache für viele Todesfälle

Johanna Schopper, Bundesdrogenkoordinatorin im Gesundheitsministerium: „Bei 92 Prozent der drogenbedingten Todesfälle lag in der Obduktion nachweisbar ein Mischkonsum vor, bei 77 Prozent waren Schlaf- und Beruhigungsmitteln (Benzodiazepine) beteiligt.“ Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2010, es gibt pro Jahr in Österreich um die 170 Todesopfer durch Drogenkonsum.

Neue Regelungen bei Rezepten

Mit einer in Begutachtung befindlichen Neufassung der „Psychotropenverordnung“ soll der Wirkstoff von Rohypnol und Somnubene (Flunitrazepam) einer verpflichtenden Verschreibung auf fälschungssichere Suchtgiftrezepte (mit Kontrollmöglichkeit) unterstellt werden. Weiters werden derartige Verschreibungen via Chefarzt nur noch für einen Monatsbedarf bewilligt werden.

Der Ärzte sollen vermehrt auf den Rezepten die Abgabe von jeweils nur einer Tagesdosis in den Apotheken vermerken, so eine weitere Maßnahme. Das soll auch zu einer Reduktion der Möglichkeiten des Missbrauchs führen, hieß es.

Patienten sollen nicht „aus Behandlung“ fallen

Leitlinien für die Ärzte sollen zudem dazu führen, dass Benzodiazepine bei Drogenabhängigen nur noch im Rahmen eines längerfristigen Therapieplans verschrieben werden.

Weiters soll vermehrt auf eine Betreuung durch Psychiater geachtet werden. Denn Fakt ist momentan: In Österreich erfolgen 70 Prozent der Substitutionstherapien bei niedergelassenen Allgemeinmedizinern. Unbestritten gibt es ein offenbares Defizit in der psychiatrischen Betreuung von Drogenabhängigen. Die Maßnahmen sollen insgesamt die Qualität der Betreuung von Drogensubstitutionspatienten erhöhen.

Ziel ist es laut dem Drogenbeauftragten David, dass „die betroffenen Personen nicht aus der Behandlungssituation herausfallen. Das ist auch ein Appell, sich verstärkt mit diesen Patienten auseinanderzusetzen.“

Links: