„Mutter der Pille“ ist Ehrendoktor der Uni Wien

Der Chemiker und Schriftsteller Carl Djerassi ist am Dienstag in einem Festakt zum Ehrendoktor der Uni Wien ernannt worden. Er bezeichnet sich in seiner Autobiografie selbst als die „Mutter der Pille“.

Der Wissenschafter werde „für seine bahnbrechenden Erkenntnisse auf dem Gebiet der Naturwissenschaften geehrt, die wahrlich das Leben der Menschheit verändert haben“, so Rektor Heinz Engl in seiner Rede. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) bezeichnete den Festakt als Verleihung, „die weit über den wissenschaftlichen Anlass hinausgeht“, denn damit würden auch Djerassis „in so vielen Bereichen vorbildliches Leben und Wirken“ ausgezeichnet.

Nach der Ehrung betrat Djerassi das Podest, lud die großen Wiener Theater ein, seine Stücke aufzuführen und las als Kostprobe seines literarischen Werkes gemeinsam mit der Schauspielerin und Regisseurin Isabella Gregor Szenen aus seinem Stück „Insufficiency/Killerblumen“.

Erfinder der "Pille", Carl Djerassi anl. der Verleihung des Ehrendoktorats der Universität Wien

APA/Herbert Pfarrhofer

Rektor Heinz Engl und der Erfinder der „Pille“, Carl Djerassi (r.)

1938 aus Angst vor Nazis geflüchtet

Djerassi, der sich in seiner Autobiografie als „Mutter der Pille“ bezeichnet, ist für zwei Entdeckungen weltbekannt: die Synthetisierung des Hormons Cortison, wodurch dessen Massenproduktion möglich wurde, und 1951 die Synthetisierung des Schwangerschaftshormons Gestagen - der Basis für die Antibabypille. Durch seine Forschung habe Djerassi „einen enormen wissenschaftlichen Fußabdruck hinterlassen“, so Bernhard Keppler, Dekan der Fakultät für Chemie.

Djerassi wurde am 29. Oktober 1923 als Sohn jüdischer Eltern in Wien geboren. 1938 verließ er seine Heimat aus Angst vor den Nationalsozialisten und emigrierte über London in die USA. Nach dem Chemiestudium begann er eine wissenschaftliche Karriere. 1959 wurde Djerassi Professor an der Stanford University.

Mit 60 Jahren begann seine literarische Laufbahn. In Djerassis bisher fünf Romanen und zahlreichen Dramen integrierte er die Wissenschaft in Literatur und Theater. Auch als Kunstsammler hat sich Djerassi einen Namen gemacht, er gilt als Experte für Paul Klee. Über die Stiftung „Djerassi Resident Artists Program“ in Woodside (US-Bundesstaat Kalifornien) hat er bereits mehr als 2.000 Künstler gefördert.

Zahlreiche Auszeichnungen erhalten

Djerassi veröffentlichte rund 1.200 wissenschaftliche Arbeiten und sieben Monographien. Er erhielt den ersten Wolf-Preis in Chemie und wurde in den USA in die „National Inventors Hall of Fame“ aufgenommen.

Zu seinen vielen internationalen Ehrungen zählen das „Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst“ (1999), das „Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“ und die „Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold“ (2002) sowie das „Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“ (2008). Und mit der Ehrendoktor der Uni Wien würdigen 27 Ehrendoktorate seine Leistungen.

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