„Handlungsbedarf“ bei Burn-out & Co.

Die Vereinigung Österreichischer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (VÖPP) beklagt die mangelnde Finanzierung von Therapien in Österreich. Angesichts der steigenden Zahl an psychischen Erkrankungen gebe es Handlungsbedarf.

Wenn in Österreich innerhalb von zwei Jahren die Krankenstände wegen psychischer Leiden um 22 Prozent zunehmen und Krankenstände wegen psychischer Erkrankungen im Durchschnitt 44 Tage dauern, sei Handlungsbedarf gegeben, sagte VÖPP-Präsidentin Jutta Fiegl.

Psychische Erkrankungen sind mittlerweile die Hauptursache der Erwerbsunfähigkeit. Krankenstandstage aufgrund psychischer Erkrankungen sind in Österreich seit 1991 um über 180 Prozent gestiegen. Die Ausfalldauer bei Krankenständen aufgrund psychischer Erkrankungen ist dreimal so hoch wie bei Krankenständen aufgrund körperlicher Erkrankungen.

Fiegl: „Ärzte verschreiben oft nur Psychopharmaka“

„Die österreichischen Krankenkassen haben im Jahr 2009 rund 250 Millionen Euro für Psychopharmaka ausgegeben, mehr als das Zehnfache der Ausgaben für Psychotherapie“, so Fiegl. Oftmals würden Ärzte die Betroffenen nicht „an einen Psychotherapeuten überweisen, sondern einfach nur Psychopharmaka verschreiben. Die Gewichtung stimmt nicht“, sagte Fiegl.

„Es gibt viel, viel zu wenig Therapiestunden auf Krankenschein. Ein Ausbau ist wirklich notwendig“, erneuerte Fiegl eine Forderung. Auch sollte die Prävention ausgebaut werden. So wären für Fiegl etwa Psychotherapie-Diagnostikstunden im Rahmen der Gesundenuntersuchung wünschenswert. Denn „wenn ein Schnupfen diagnostiziert wird, sollte man nicht auf die Lungenentzündung warten“.

Psychotherapeuten pochen auf Kosteneffizienz

Heiner Bartuska, Vizepräsident des Vereines, hat nach Jahren erneut die wissenschaftliche Literatur nach Belegen für die Kosteneffizienz und die Wirksamkeit von Psychotherapie bei psychischen Leiden durchforstet. Das Ergebnis ist laut dem Experten eindeutig, wenngleich auch optimistisch bewertet.

„Der Mythos, dass Psychotherapie nichts bringt und nur Geld kostet, ist widerlegt. Es gibt 95 Prozent der Patienten, die davon profitieren. Bei zwei bis drei Prozent der Patienten bringt die Psychotherapie nichts, es gibt zwei bis drei Prozent der Patienten, bei denen sie einen Schaden anrichtet - vor allem durch Frust und Ärger“, so Bartuska. Mit Psychopharmaka werde bloß versucht, möglichst schnell eine Symptomverringerung zu erzielen. Dafür seien, zum Beispiel bei Depressionen, die Rückfallsraten hoch.

Grundlagenforschung bei Burn-out

Der Begriff „Burn-out“ stehe zwar immer wieder in den Schlagzeilen, die Informationslage sei aber schlecht, kritisierte Michael Musalek, ärztlicher Direktor des Anton-Proksch-Instituts. Der Verein „Burn Aut“ möchte sich in Österreich als Kompetenzzentrum für Arbeitsqualität und Burn-out etablieren und eine Plattform sein, die interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht - mehr dazu in Forschung zu Burn-out.

Links: