Pussy Riot: Solidarität in Wien

Aus Solidarität mit der Moskauer Punkband Pussy Riot haben am Mittwoch vier vermummte Personen den Altar der russisch-orthodoxen Kathedrale in Wien gestürmt. Weitere Proteste sind möglich.

Wie die regierungskritischen Musikerinnen aus Russland trugen die vier Personen am Mittwoch bunte Gesichtsmasken und ließen sich im Altarraum mit einem Banner fotografieren, wie ein Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche sagte. Die beiden einzigen Besucher der Kathedrale zum Heiligen Nikolaus seien empört gewesen, doch es es sei kein Sachschaden entstanden. Die Fotos der Blitzaktion veröffentlichte die Gruppe im Internet, um die Botschaft des Banners „Gott liebt Pussy Riot, befreit Pussy Riot“ zu verbreiten.

Aktion für Pussy Riot in Wien

picturedesk.com/Luca Faccio

Vermummte Gestalten protestierten in Wien für Pussy Riot

Pfarrer erstattete Anzeige

In der Russisch-Orthodoxen Kirche in Moskau wurde die Solidaritätsaktion hingegen als „lästerlich“ angesehen. Der Erzbischof von Jegorjewsk und Leiter des für die ausländischen Einrichtungen zuständigen Ressorts des Moskauer Patriarchats, Mark, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Novosti, dass er hoffe, die Aktion in der orthodoxen St. Nikolaus-Kathedrale in Wien-Landstraße bleibe nicht ohne Folgen. Der Pfarrer von St. Nikolaus erstattete unterdessen am Donnerstag Anzeige wegen „Störung der Religionsausübung“.

Die Bundespolizeidirektion Wien bestätigte die Anzeige wegen „Störung der Religionsausübung“, das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) habe Ermittlungen gegen unbekannt aufgenommen. Im Falle einer Verurteilung drohen bis zu sechs Monate Haft, hieß es.

Urteilsverkündung am Freitag

In Moskau sind nach einer Solidaritätsaktion drei Personen verhaftet worden, etwa 20 Unterstützer der Band hatten sich vor der Erlöserkathedrale versammelt - mehr dazu in iptv.ORF.at.

Die drei inhaftierten Frauen von Pussy Riot hatten im Februar am Altar der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale ein „Punkgebet“ aufgeführt. Mit ihrem Auftritt kurz vor der Präsidentenwahl protestierten die Musikerinnen gegen Russlands heutigen Staatschef Wladimir Putin und kritisierten dessen Beziehungen zur mächtigen russisch-orthodoxen Kirche.

Die Staatsanwaltschaft Moskau fordert für die Angeklagten jeweils drei Jahre Haft. Das Urteil zum Vorwurf des „Rowdytums“ soll am Freitag verkündet werden.

Proteste nach Urteilsverkündung möglich

Mit Protesten in ganz Europa wird auch am Freitag gerechnet. Ein Bandmitglied, das sich auf freiem Fuß befindet, hatte gegenüber der schwedischen Tageszeitung „Dagens Nyheter“ eine neue Aktion angekündigt - „sehr bald, ich glaube sie können erraten, bei welcher Gelegenheit. Wir haben ein neues Lied einstudiert“, meinte sie.

Dem kurdisch-schwedischen Autor Kurdo Baksi zufolge sind ebenfalls zum Zeitpunkt der Urteilsverkündung Solidaritätskundgebungen für Pussy Riot vor den russischen Botschaften in Stockholm sowie parallel in zahlreichen anderen westlichen Hauptstädten geplant. Bei der Bundespolizeidirektion Wien war am Donnerstagvormittag keine entsprechende Kundgebung in Wien bekannt.

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