Premiere für fahrradfreundliche Straße

Die erste fahrradfreundliche Straße Österreichs ist in Wien-Ottakring eröffnet worden. Auf zweieinhalb Kilometer Länge haben die Radfahrer auf der Hasnerstraße künftig bei fast jeder Kreuzung Vorrang.

Fahrradfreundlichkeit heißt konkret: Die Straße wurde verkehrsberuhigt, außerdem sind all jene, die dort unterwegs sind, bevorrangt. Die Stadt Wien musste ein eigenes Modell der „fahrradfreundlichen“ Straße entwickeln, nachdem „Fahrradstraßen“ in der Straßenverkehrsordnung (StVO) nicht wie gewünscht verankert wurden.

Radfahrer in der Hasnerstraße in Ottakring

ORF

Radfahrer haben Vorrang

„Wir schreiben heute Radgeschichte in Wien und in ganz Österreich“, verkündete Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) bei der Eröffnung vor Journalisten. In Deutschland seien Fahrradstraßen längst üblich und in der dortigen StVO verankert: Dabei handelt es sich um eine Fahrbahn, die beinahe ausschließlich - bis auf den Anrainerverkehr - Radfahrern vorbehalten ist. Zudem dürfen Radfahrer nebeneinanderfahren, und es gilt das allgemeine Tempolimit von 30 km/h.

Nebeinanderfahren nicht erlaubt

Mit dem Projekt der fahrradfreundlichen Straße hat sich die Stadt Wien dem deutschen Beispiel angenähert: Auf der 2,5 Kilometer langen Strecke in der Hasnerstraße darf ebenfalls höchstens Tempo 30 gefahren werden. Zudem haben Radfahrer auf nahezu allen Querungen Vorrang abgesehen von Kreuzungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber auch Autos dürfen die Straße befahren und genießen nun ebenfalls den Vorzug des Vorrangs. Weiterer Unterschied zu einer „echten“ Radstraße: Das Nebeneinanderfahren mit dem Fahrrad ist nicht erlaubt.

Laut Vassilakou liegen die Vorteile dieses Projektes für alle Verkehrsteilnehmer auf der Hand: „Für Radfahrer ist es bequemer und sicherer. Sie müssen nicht ständig stehen bleiben und wieder anfahren. Für Autos werden die Hauptverkehrsadern entlastet, weil die meisten Radfahrer es dann vorziehen werden, auf dieser Straße zu fahren.“

Deutlichere Signale noch in Arbeit

Erkennbar ist die fahrradfreundliche Straße anhand von Bodenmarkierungen: In regelmäßigen Abständen finden sich weiße Fahrradsymbole auf der gesamten Route. Zudem wurden an den Kreuzungen Verkehrsschilder mit einer Zusatztafel, die auf Radverkehr hinweisen, angebracht. Die explizite Ausschilderung als „fahrradfreundliche Straße“ ist vorerst aber nur am Anfang und am Ende der Radroute angebracht.

„Es ist uns ein Anliegen, dass wir noch eine deutlichere Signalisierung für alle Verkehrsteilnehmer schaffen. Das ist der nächste Schritt, und dazu wird in den kommenden Monaten ein Konzept erarbeitet“, versicherte Wiens Fahrradbeauftragter Martin Blum.

Franz Prokop, Martin Blum und Maria Vassilakou bei der Eröffnung der ersten fahrradfreundlichen Straße in der Hasnerstraße in Ottakring

APA/Dominique Wittmann

Ottakrings Bezirksvorsteher Franz Prokop (SPÖ), Fahrradbeauftragter Martin Blum und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) eröffneten die fahrradfreundliche Straße

Gespräche zur Ausweitung im Gange

Eine Ausdehnung des Modells ist aber schon jetzt geplant: „Ideal wäre ein Netz von mindestens einer fahrradfreundlichen Straße pro Bezirk. Dann würden 80 bis 90 Prozent der Radfahrer diese Strecken nutzen“, hob Vassilakou hervor. Das gesamte Wiener Verkehrsnetz könnte folglich vom Radverkehr „ein Stück weit entflochten“ werden. Vorschläge für weitere fahrradfreundliche Straßen würden daher derzeit in den Bezirken diskutiert werden, hieß es.

In Wien-Josefstadt wurde bereits über eine fahrradfreundliche Straße diskutiert. Das Projekt in der Pfeilgasse als Verlängerung der Hasnerstraße scheiterte aber vor allem am Widerstand von Bezirksvorsteherin Veronika Mickel (ÖVP) - mehr dazu in Kein Vorrang für Radler in der Josefstadt (wien.ORF.at; 11.7.2012).

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