Nackter Mann wirbt für Museum

Ein nackter Mann sorgt derzeit als Vorbote für die Ausstellung „nackte männer“ im Leopold Museum im Hof des MuseumsQuartiers für Aufsehen. Das mehrschichtige, metergroße Foto soll das Interesse der Besucher wecken.

Die begehbare Skulptur der Salzburger Künstlerin Ilse Haider, wurde am Donnerstag vor dem Treppenaufgang des Hauses im MuseumsQuartier aufgebaut. Den Besucherinnen und Besucher sticht der nackte Mann vor dem Museum jedenfalls ins Auge. Die ersten Reaktionen reichten von „interessant“, über „sehr spannend“ bis hin zu „mich spricht es nicht so an, aber schockierend ist das heute nicht mehr“. Mehrere Touristen nutzten die Skulptur gleich als Fotomotiv.

Leopold Museum: Skulptur "MR. BIG" verweist auf Schau "nackte männer"

ORF/Hubert Kickinger

Skulptur bereits im Jahr 2006 entstanden

Die bereits im Jahr 2006 entstandene Skulptur versteht sich als Kritik an Männlichkeitsvorstellungen, wie die Künstlerin im Rahmen der Präsentation ausführte. Das Werk bringe „die Ambivalenz der kulturellen Konstruktion von Männlichkeit zum Ausdruck: das Überdimensionale, Begehrenswerte schlechthin und gleichzeitig Unnahbarkeit und Selbstbezogenheit“.

Den individuellen Standpunkt, den die Betrachter einnehmen müssen, um den „idealen“ Blickwinkel auf die dreidimensionale Skulptur zu gewinnen, verdeutlicht für Tobias Natter, den museologischen Leiter des Leopold Museums, die Prämisse, dass „Schönheit im Auge des Betrachters liegt“.

Leopold Museum: Skulptur "MR. BIG" verweist auf Schau "nackte männer"

ORF/Hubert Kickinger

Ausstellung zeigt 300 Werke

Peter Weinhäupl, der kaufmännische Direktor des Leopold Museums, unterstrich das seit langem gehegte Anliegen, mit Werken „in den Raum des MuseumsQuartiers hineinzugehen“, was jedoch nur mithilfe von Sponsoring verwirklicht werden könne.

Die Ausstellung selbst, die von 19. Oktober bis 28. Jänner 2013 zu sehen sein wird, versammelt rund 300 Exponate von rund 100 Künstlerinnen und Künstlern aus Europa und den USA und spannt einen Bogen über 200 Jahre, wobei auf die Werke der Aufklärung um 1800, die innovativen Tendenzen der Zeit der Klassischen Moderne sowie Positionen in der Kunst nach 1945 besonderer Wert gelegt wird. In einem Prolog wird die lange Tradition des Themas beleuchtet.

Ausstellung „längst überfällig“

Trotz dieser Tradition des nackten Mannes in der Kunst sei eine derartige Ausstellung „längst überfällig“ gewesen, so Natter. Es habe zwar viele explizite Ausstellungen zur nackten Frau gegeben, jedoch kaum je zusammenhängende Konzepte zu nackten Männern. Die von Natter und Elisabeth Leopold kuratierte Schau hat keinen Zusammenhang mit der ab 26. Oktober im Lentos in Linz zu sehenden Ausstellung „Der nackte Mann“.

Leopold habe laut Natter zwar zu Beginn versucht, eine Kooperation im Bereich des Marketings zu erwirken, diese sei jedoch nicht zustande gekommen. Auch habe man keine Kenntnis über das dortige Konzept. Bei der Zusammenstellung der Ausstellung in Wien habe es jedoch keine Probleme gegeben, an die gewünschten Werke zu kommen, was sich Natter mit der unterschiedlichen Handschrift der Kuratoren erklärt.

„MR. BIG“ - so der Name der Skulptur - wirft jedenfalls einen Schatten auf die Ausstellung voraus. Vor Vandalismus hat man im Leopold Museum keine Angst. Denn, so Natter: „Nacktheit bedeutet schließlich auch Verletzlichkeit.“

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