Ute Bock geehrt: „Ich habe einen Vogel“

Von Bundespräsident Heinz Fischer ist am Donnerstag Ute Bock mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet worden. Fischer würdigte das Engagement der Flüchtlingshelferin. Diese räumte ein: „Ich habe einen Vogel“.

„Die Auszeichnung ist eine symbolische Geste, aber eine deutliche Geste, dass man ihre außergewöhnliche und unorthodoxe Arbeit schätzt und weiß, wie viel Idealismus, Kraft und innere Energie dazugehören“, so Fischer. Bock zeigte sich bescheiden: „Ich bedanke mich herzlich für diesen Preis, obwohl ich immer noch glaube, dass ich ihn nicht verdiene“. Sie dankte ihren Unterstützern: „Ich habe einen Vogel, aber es gibt viele Leute, die meinen Vogel unterstützen“.

Ute Bock im Rahmen einer Zeremonie anlässlich ihrer Auszeichnung mit dem Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich

APA/Roland Schlager

„Es muss sich was verändern in den Köpfen“

Bocks Engagement habe schon immer weit über ihr ursprüngliches Aufgabengebiet hinausgeführt, betonte Fischer. Die Auszeichnung sei als Statement gemeint. Einer „vernünftigen und menschlichen Asylpolitik“ dürfe man „keine Steine in den Weg legen“, sagte Fischer.

„Wenn wir so weitertun, wie es jetzt ist, können wir in fünf Jahren nicht mehr auf die Straße gehen, wenn es finster ist“, warnte Bock, die heuer ihren 70. Geburtstag feierte. „Es muss sich was verändern in den Köpfen der Menschen und diese Auszeichnung trägt vielleicht dazu bei“, erklärte sie auf die Frage, was ihr der Preis bedeute.

Ute Bock im Rahmen einer Zeremonie anlässlich ihrer Auszeichnung mit dem Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich

APA/Roland Schlager

Seit Jahrzehnten sozial engagiert

Bock, am 27. Juni 1942 in Linz geboren, begann nach der Matura in einem Heim für schwer erziehbare Sonderschüler zu arbeiten. Ab den 1970er Jahren kümmerte sie sich in einem Gesellenheim in der Zohmanngasse in Wien-Favoriten um Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen.

Seit Anfang der 1990er Jahre betreut sie in der Zohmanngasse jugendliche Asylwerber. Auch ihre Pensionierung im Jahr 2003 beendete ihr Engagement nicht, mit eigenen Renteneinkünften und Spenden bezahlte sie Unterkünfte für obdachlose Flüchtlinge.

Bocks Wohnprojekt umfasst mittlerweile rund 60 Wohnungen, in denen sie über 310 Menschen Unterkunft und Verpflegung bietet. Zusätzlich hat sie für mehrere hundert Asylwerber eine Meldeadresse und juristische Beratung organisiert, damit diese ihre Asylverfahren weiterführen können.

Ute Bock im Rahmen einer Zeremonie anlässlich ihrer Auszeichnung mit dem Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich

APA/Roland Schlager

Fischer: „Arbeit unter schwierigen Bedingungen“

Fischer wies darauf hin, dass Bocks Tätigkeit oft nicht reibungslos und glatt verlaufen sei. „Ute Bock musste unter sehr schwierigen Bedingungen ihre Arbeit leisten und wird immer wieder mit Kritik und Angriffen konfrontiert“, so Fischer.

Mit der Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens danke er ihr für ihre Beharrlichkeit und wünsche sich, dass sie sich noch viele Jahre ihrer Tätigkeit widmen kann. Auch Alev Korun, Menschenrechtssprecherin der Grünen, gratulierte Bock in einer Aussendung zu ihrer Auszeichnung: „Frau Bock ist uns allen ein Vorbild in Sachen Zivilcourage, Solidarität und Menschlichkeit“, so Korun.

Ehrung für FPÖ „unfassbar“

Alles andere als erfreut zeigte sich hingegen die FPÖ über die Ehrung. Diese sei „unfassbar“ und „inakzeptabel“, empörte sich die blaue Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch-Jenewein in einer Pressemitteilung. Ihre Kritik bezog sich allerdings nicht auf Bocks Arbeit als Flüchtlingshelferin, für die sie das Goldene Ehrenzeichen verliehen bekommen hatte, sondern auf eine Bemerkung, die Bock 2011 in einem Interview mit dem „Standard“ machte.

Bock hatte gegenüber der Tageszeitung angegeben, als Heimerzieherin Anfang der 1970er Jahre auch Ohrfeigen ausgeteilt zu haben. „Es war sicher auch nicht alles in Ordnung, was ich gemacht hab, ich hab auch Detschn ausgeteilt“, wurde die Flüchtlingshelferin in dem Blatt zitiert. Die Blauen sehen in der Auszeichnung daher eine „bizarre Verhöhnung aller kindlichen Gewaltopfer“.

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