Society-Löwe Richard Lugner feierte 80er
Fotografen-Rempeleien am roten Teppich und Schlagzeilen zwischen Entzückung, Hohn und Spott: Alle Jahre wieder bringt der Wiener Opernball neben Walzer und Mitternachtsquadrille auch einen willkommenen Aufmerksamkeitsschub für den bekennenden Freund des Blitzlichtgewitters.
Richard Lugner sorgt seit zwei Jahrzehnten mit Stargästen wie Sophia Loren, Harry Belafonte, Pamela Anderson oder Paris Hilton für viel mediale Beachtung und jede Menge Promotion für sich selbst und seine „Lugner City“.
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Eklat um „Ruby“
Die stets medienwirksamen Auftritte Lugners und seiner Ballgäste führten aber auch regelmäßig zu Kopfschütteln und im Vorjahr sogar zu einem Eklat: Als der Baumeister „Ruby“, die in eine Sexaffäre des ehemaligen italienischen Premierminister Silvio Berlusconi verstrickt gewesen sein soll, auf den Opernball brachte, drohte ihm Organisatorin Desiree Treichl-Stürgkh mit Logenentzug. Sie setzte ihr Vorhaben aber letztlich nicht in die Tat um - mehr dazu in Opernball: Lugner hat doch eine Loge
Seine umstrittene Rolle am Ball der Staatsoper nahm Lugner, der sprachlich nicht unbedingt zur feinen Klinge neigt, aber auch schon in den Jahren davor gerne mit dem ihm eigenen Humor: „Ich bringe seit Jahren internationale Gäste, während (der ehemalige, Anm.) Staatsoperndirektor Ioan Holender Leichenzüge mit Künstlern abhält, die keiner kennt.“
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Erste Moschee in Wien gebaut
Bekannt wurde der heutige Society-Löwe aber mit Tatkraft ganz anderer Art: Seinen ersten großen medialen Coup landete er im Jahr 1975, als er inmitten starker Konkurrenz den Zuschlag für den Bau der ersten Wiener Moschee in Floridsdorf erhielt. Prominenter Auftraggeber für das prestigeträchtige Projekt war der damalige saudische König Faisal ibn al-Aziz.
1990 eröffnete Lugner in unmittelbarer Nähe zur Wiener Stadthalle in Rudolfsheim-Fünfhaus ein nach ihm selbst benanntes Einkaufszentrum - die „Lugner City“. Zuvor hatten ihm sämtliche Gutachter von dem kostspieligen Projekt abgeraten: Aufgrund des Standortes und der schwachen Kaufkraft der Anrainer im ärmsten Bezirk Wiens habe das Shopping Center keine Zukunft.
Mithilfe seiner eigenen Bekanntheit, unorthodoxer Marketing-Methoden und konsequenter Erweiterung gelang es „Mörtel“ aber über die Jahre, seine „City“ zu einem der erfolgreichsten Einkaufszentren des Landes zu machen.
„Mausi“, „Bambi“ und „Katzi“
Auch mit seinem Privatleben machte der gebürtige Wiener immer wieder Schlagzeilen: Im Jahr 1990 heiratete er seine vierte Frau Christina, die das Faible des Baumeisters für öffentliche Aufmerksamkeit durchaus teilte. 2007 wurde die Ehe mit „Mausi“ geschieden.
Durchdachtes Marketing-Konzept oder nicht: Auch die seither wechselnden Frauen an „Mörtels“ Seite bekamen durchwegs Tiernamen wie „Bambi“ oder - etwas weniger charmant - „Käfer“ verpasst. Seine derzeitige Lebensgefährtin Anastasia Sokol alias „Katzi“ erhält allerdings vor allem aufgrund ihrer angeschlagenen Gesundheit und offensichtlicher Essstörungen großflächige Medienpräsenz.
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Mäßig erfolgreicher Ausflug in die Politik
Nach der Eröffnung der Lugner City zog sich der Baumeister aus seinem ursprünglichen Kernbereich zurück und übergab das Baugeschäft an seine beiden Söhne. Auch wirtschaftliche Turbulenzen waren dem Unternehmer im Zuge seiner Laufbahn nicht fremd, den Konkurs konnte er aber immer verhindern.
Weniger erfolgreich als im Geschäftsleben war Lugner mit seinen politischen Ambitionen: 1998 trat er bei der Wahl zum Bundespräsidenten an und kam auf 9,9 Prozent. Im Jahr darauf musste sich seine Liste „Die Unabhängigen“ bei der Nationalratswahl mit lediglich 1,02 Prozent der Wählerstimmen geschlagen geben.
Inzwischen widmet sich der Baumeister wieder hauptsächlich seiner Lugner City, kämpft um eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten und lässt insbesondere bei seiner Forderung nach einem offenen Sonntag nicht locker - mehr dazu in Öffnungszeiten: Lugner klagt Spar