Deserteursdenkmal auf Ballhausplatz

Der Standort für ein Denkmal zum Gedenken an die Opfer der NS-Militärjustiz ist fix: Das Denkmal wird in der Volksgarten-Einbuchtung am Ballhausplatz in der Innenstadt errichtet. Die Errichtung soll 2013 abgeschlossen sein.

„Der Standort ist ein würdiger Ort, um im Zentrum der Stadt, in der Nähe von Bundeskanzleramt und Präsidentschaftskanzlei an jene zu erinnern, die ihr Leben aufs Spiel setzten, um nicht in der NS-Wehrmacht dienen zu müssen, und jene, die von NS-Militärjuristen ermordet wurden“, meinten Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) und Klubobmann David Ellensohn (Grüne) in einer gemeinsamen Aussendung.

Volksgartenbucht am Ballhausplatz wird Standort des Deserteursdenkmals

ORF

Der geplante Standort

Die Wiener Stadtregierung sei die erste österreichische Gebietskörperschaft, die ein Deserteursdenkmal umsetzt.

Komitee für Ballhausplatz

In die Entscheidung für den Ballhausplatz waren das Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“, Experten und Anrainer eingebunden. Das Personenkomitee hatte sich zuletzt für einen Standort am Ballhausplatz ausgesprochen - mehr dazu in Deserteursdenkmal: Komitee für Ballhausplatz (wien.ORF.at; 28.9.2012).

„Sehr erfreut“ über die „richtige Entscheidung“ zeigte sich daher am Freitag Thomas Geldmacher, Obmann des Personenkomitees. Die Stadt habe offenbar eingesehen, dass Rehabilitierung nur dann funktioniere, wenn sie öffentlich passiert. Man sehe die Entscheidung auch durchaus als politischen Paradigmenwechsel in Sachen Vergangenheitsbewältigung.

Mit der Umsetzung soll in den kommenden Tagen die städtische Einrichtung „KÖR Kunst im öffentlichen Raum“ beauftragt werden. Eine Projektjury, eine fundierte historische Begleitung sowie ein Wettbewerb werden Punkte bei der Umsetzung sein. Kosten von bis zu 200.000 Euro sind budgetiert, das Geld kommt aus der Kulturabteilung (MA 7). Das Denkmal soll laut Mailath-Pokorny und Ellensohn 2013 aufgestellt werden.

Zu viele Projekte am Heldenplatz

Als Standort für das Deserteursdenkmal standen im Frühjahr noch fünf Plätze in Wien zur Diskussion - mehr dazu in Fünf Standorte für Deserteursdenkmal zur Auswahl (wien.ORF.at; 30.3.2012). Der Heldenplatz hatte sich neben dem Ballhausplatz als Favorit herauskristallisiert - mehr dazu in Deserteursdenkmal: Heldenplatz möglicher Standort (wien.ORF.at; 19.4.2012).

Die Entscheidung gegen den geschichtsträchtigen Heldenplatz - Hitler verkündete hier am 15. März 1938 vor jubelnden Massen den „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich - sei unter anderem wegen anderer im Raum stehender Projekte am betreffenden Areal gefallen, betonte ein Sprecher von Kulturstadtrat Mailath-Pokorny.

Angesichts der geplanten Tiefgarage und eines vorgesehenen Tiefenspeichers für die Nationalbibliothek habe die Burghauptmannschaft - von ihr wird der Heldenplatz verwaltet - gebeten, „davon Abstand zu nehmen, das Denkmal hier zu realisieren“, so der Sprecher.

FPÖ gegen Denkmal

Die Wiener FPÖ hat am Freitag nach Bekanntgabe des Ballhausplatzes als fixen Standort für das geplante Deserteursdenkmal angekündigt, die Errichtung des Mahnmals nicht zu unterstützen. FPÖ-Mandatar Johann Herzog ortete eine „Denkmalinflation“ in der Bundeshauptstadt. Darüber hinaus sei es Faktum, dass „Desertieren bis zum heutigen Tage international geächtet“ sei, ließ er in einer Aussendung wissen.

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