300 Filme zum Viennale-Jubiläum
Anlässlich ihrer Unterstützung des Films „Museum Hours“ von Jem Cohen wird Patti Smith am 4. November im Metro-Kino ein Gratiskonzert geben. „Wie wir das machen, dass sie alle nicht hineinkommen, müssen wir uns noch anschauen“, schmunzelte Viennale-Direktor Hans Hurch bei der Programmpräsentation.
Viennale:
25. Oktober bis 7. November
Dafür steht der Besuch von Stargast Werner Herzog aufgrund von Dreharbeiten nun doch auf wackligen Beinen. Herzog gastiert mit seinen neuen Dokus „Into The Abyss“ und „Death Row“ in Wien – mehr dazu in Auch Werner Herzog bei Viennale. Angesagt haben sich auch die französischen Stars Isabelle Huppert und Olivier Assayas, die Regisseure Thomas Vinterberg, Brillante Mendoza und Hal Hartley sowie, anlässlich zweier Porträtdokumentationen, die Sängerin Ingrid Caven und die Künstlerin Marina Abramovic.
Per Arnesen
100.000 Zuschauer als Ziel
Hurch hofft, heuer erstmals die Marke von 100.000 Besuchern übertreffen zu können. Im Vorjahr waren es 96.700 Besucher. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) nannte die Viennale einen „Glücksfall“ und „ein nachhaltig wirkendes Festival“. Gleichzeitig wolle er zum 50. Geburtstag des Festivals aber auch das Wort Glück relativieren: „Denn dahinter steht ein Konzept, stehen Ideen, steht eine Haltung, steht eine eindeutige Handschrift.“
Regelrechte Festspiele gibt es auf der Viennale für den amerikanischen Avantgarde- und Dokumentarfilmer James Benning, der mit „Easy Rider“, „One Way Boogie Woogie 2012“ und „The War“ in Wien gleich drei neue Werke vorstellt. Auch der Architekturfilmer Heinz Emigholz ist wieder mit zwei Filmen vertreten.
Österreichische Färbung im Programm
Ulrich Seidl hatte bereits im Vorfeld der Viennale für Aufregung gesorgt, als er seine Filme „Paradies: Liebe“ und „Paradies: Glaube“ wegen der geplanten Termine um 18.00 Uhr vom Festival zurückzog - mehr dazu in Regisseure unterstützen Seidl. Dennoch ist auch nach dem Seidl-Rückzug die Zahl der heimischen Produktionen mit je fünf Spiel- und Dokumentarfilmen und insgesamt 17 Kurzfilmen heuer recht stattlich: Bei rund 300 Filmen insgesamt stellen die Österreicher knapp zehn Prozent des Angebots.
APA/Herbert Pfarrhofer
Als erster österreichischer Film im Programm ist Antonin Svobodas Filmbiografie „The Strange Case Of Wilhelm Reich“ zu sehen. Mit Stars wie Klaus Maria Brandauer, Julia Jentsch, Birgit Minichmayr und „Michael“-Regisseur Markus Schleinzer inszeniert Svoboda gemeinsam mit Kameramann Martin Gschlacht die Suche des emigrierten Psychiaters nach der geheimnisvollen Lebensenergie Orgon, die ihn in Konflikt mit der konservativen US-Regierung bringt.
Premiere feiert auch „Diamantenfieber“ von Peter Kern. Der Regisseur verspricht eine Robin-Hood-Geschichte über einen Jugendlichen, Schwarzgeld und falsche Brillanten. Seinen nächsten Spielfilm nach „La Pivellina“ legt außerdem das Regieduo Tizza Covi und Rainer Frimmel vor. „Der Glanz des Tages“ verwebt erneut einen semidokumentarischen Stil mit dem Spiel von Laiendarstellern. Florian Flickers „Grenzgänger“ mit Andreas Lust wurde in Sarajevo bereits mit dem Art Cinema Award ausgezeichnet und ist nun auch auf der Viennale zu sehen.
Michael Caine kommt zur Eröffnung
Der 79-jährige Michael Caine, dem Kinopublikum als Butler Alfred in der „Batman“-Trilogie bekannt, kommt zur Eröffnung am 25. Oktober und zur Uraufführung einer restaurierten Fassung von „Sleuth“ am 26. Oktober nach Wien. Zehn Filme umfasst der ihm gewidmete Tribute, der die Karriere Cains von den Anfängen bis hin zum Fixpunkt in der Filmwelt nachzeichnet. Als Maurice Micklewhite 1933 im Süden Londons geboren, wuchs Caine in bescheidenen Verhältnissen auf. Erst mit über 30 Jahren konnte er seine ersten Erfolge verbuchen.
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Auf die erste Hauptrolle in Cy Endfields Kriegsdrama „Zulu“ (1964) folgte 1966 mit „Alfie“ der Film, der ihn zum Star machte. Rund 80 Filme folgten, darunter Arbeiten mit John Huston, aber auch Flops wie „Der weiße Hai: Die Abrechnung“. Dass Caine auch weniger anspruchsvolle Rollen annimmt, begründete er in seiner Autobiografie so: „Ich wähle tolle Rollen aus, und wenn die gerade nicht daherkommen, eben mittelmäßige, und wenn die gerade nicht vorhanden sind, eben die Rollen, die die Miete bezahlen“, so der 2000 von der Queen zum Ritter geschlagene Brite.
Die Viennale konzentriert sich aber auf Caines Glanzpunkte: Sie zeigt ihn als Abenteurer in John Hustons „The man who would be king“ (1975) und als transsexuellen Psychiater und Mörder in Brian de Palmas „Dressed to Kill“ (1980). Ein besonderes Highlight mit Oscar-Flair gibt es am Abend des Nationalfeiertags: Da wohnt Caine der Uraufführung der von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences restaurierten Fassung von Joseph L. Mankiewiczs Zwei-Mann-Thriller „Sleuth“ (1972) im Gartenbaukino bei.
Filmmuseum widmet sich Fritz Lang
Die traditionelle Retrospektive zur Viennale ist einem der vielleicht berühmtesten Söhne der Stadt gewidmet - auch wenn dieser kaum mit ihr assoziiert wird. Lang gilt als wichtigster österreichischer Beitrag zur „Filmklassik“. Er wurde 1890 in Wien geboren und studierte an der Akademie der bildenden Künste Malerei. Bis 1919 wohnte Lang in der Josefstadt, wo noch heute eine Gedenktafel an ihn erinnert - auch wenn er seine Filme in Berlin und Hollywood drehte. Das Filmmuseum zeigt ab Donnerstag das Gesamtwerk des Starregisseurs.
Horst von Harbou - Deutsche Kinemathek
Die letzte Retrospektive zu Lang in Österreich war 1981 im Rahmen der Viennale zu sehen - fünf Jahre nach seinem Tod in Beverly Hills. Zuletzt hatte sich die Berlinale 2001 ausführlich mit dem vielseitigen Filmschaffenden auseinandergesetzt. Die Schau im Filmmuseum umfasst nun sämtliche Werke des Regisseurs, viele davon in restaurierten Kopien, die teilweise erstmals in Österreich gezeigt werden – darunter etwa „Die Nibelungen“ mit der Originalmusik von Gottfried Huupertz.
Huppertz war auch für die Musik zu Langs sündteurer Stummfilmutopie „Metropolis“ verantwortlich, die heute als Meisterwerk gefeiert wird. In der Filmschau wird auch Giorgio Moroders kürzere Bearbeitung des Films von 1984 zu sehen sein. „Der konstante Rekonstruktionsfuror rund um den Leviathan ‚Metropolis‘ verstellt die Sicht auf den Filmemacher selbst“, geht das Filmmuseum durchaus kritisch an eines der bekanntesten Werke von Fritz Lang heran.