MAK erklärt „verschwundene Objekte“

Nach der Rechnungshofkritik am Museum für angewandte Kunst (MAK), ist Direktor Christoph Thun-Hohenstein um Schadensbegrenzung bemüht. Er erklärte am Montag bei der Jahrespressekonferenz, dass Kunstobjekte „aus Gründen, die zeitlich sehr weit zurückliegen“, fehlen.

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Gerald Zugmann/MAK

MAK gab Ausblick auf 2013

Der neue MAK-Direktor verwehrt sich dagegen, dass das MAK zur Gänze durch den Schmutz gezogen wird. Denn es handle sich um einen Rohbericht des Rechnungshofes, der eigentlich eine Verschlusssache ist und in dem auch die Stellungsnahmen des MAK noch gar nicht eingearbeitet sind.

So sei es schlichtweg falsch, dass unter der Leitung von Ex-Direktor Peter Noever 6.600 Objekte verschwunden sind, sagte Thun-Hohenstein. Vielmehr kritisiere der Rechnungshof ein „umständliches Inventarisierung-System im MAK. Es ist keine einheitliche Museumsdatenbank“.

„Gründe sind etwa Verlust im Krieg oder Tausch“

Die Objekte würden aus Gründen fehlen, die zeitlich sehr weit zurückliegen: „Die Gründe sind etwa Verlust im Zweiten Weltkrieg, Unauffindbarkeit in der Nachkriegszeit oder Tausch mit anderen Museen. Weitere Gründe sind Restitution, Leihgaben und vieles mehr“, sagte Thun-Hohenstein.

„Ein Schmankerl“ in diesem Zusammenhang seien 167 Objekte aus der Asiensammlung, die in der Monarchie an k&k-Fachschulen vergeben, und 1907 mit dem Vermerk „nicht retourniert“ abgeschlossen wurden, so Thun-Hohenstein. Der Direktor will zu weiteren Kritikpunkten erst Stellung nehmen, wenn der Rechnungshof-Endbericht vorliegt, wie er sagte.

Der Rechnungshof hatte im Rohbericht unter anderem gefälschte Besucherzahlen festgestellt. Noever hatte in einer ersten Reaktion betont, den Bericht nicht zu kennen. Die Vorwürfe könne er „jederzeit entkräften“ - mehr dazu in Verheerender RH-Rohbericht zu MAK.

MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein im November 2011 während der Präsentation des MAK-Ausstellungsprogramms 2012

APA/Herbert Neubauer

MAK-Chef Thun-Hohenstein: „Ich bin ein schlanker Direktor“

Andere Verteilung der Mittel vorgesehen

Die Verteilung der Geldmittel will Thun-Hohenstein künftig auch anders gewichten. Noever soll laut Rechnungshof-Rohbericht dem Direktorium extrem viel, dem wissenschaftlichen Bereich wiederum extrem wenig Mittel zur Verfügung gestellt haben. Der neue MAK-Direktor will nun wieder ein ausgeglichenes Verhältnis herstellen. „Ich bin ein schlanker Direktor. Es wirde anders verteilt und es gibt viele neue Projekte“, so Thun-Hohenstein.

Bevölkerung als „Nutzer des Museums“ erwünscht

Zwei große Zielsetzungen habe er, erklärte Thun-Hohenstein, einerseits die Frage zu stellen, was sein Museum zur Qualität von künstlerischer Produktion leisten könne und so „Wien zur Schaltzentrale auch der Digitalen Moderne zu machen“. Andererseits wolle er einen größeren Prozentsatz der Bevölkerung „zu Nutzern des Museums machen“.

In Zukunft wolle man sich auf die Kernkompetenzen des Museums besinnen - die liegen laut Thun-Hohenstein vor allem in der Wiener Moderne. Dabei sei sowohl deren Wurzel im Biedermeier, als auch der Historismus bis hin zur Digitalen Moderne der Gegenwart gemeint.

Schausammlung zu „Wien 1900“

Als Startpunkt dieser Neuorientierung wird am 20. November die Schausammlung zu „Wien 1900“ in neuer Aufstellung eröffnet. „Das war mir ein großes Anliegen, damit zu beginnen“, sagte Thun-Hohenstein. Für die Neugestaltung zeichnet die kalifornische Künstlerin Pae White verantwortlich.

Wird zunächst in drei Räumen der inhaltlich-kuratorische Zugang präsentiert, sollen im Mai 2013 die neue Sammlung sowie eine begleitende Ausstellung der Künstlerin („Orllegro“) eröffnen. Passend dazu zeigt „Loos. Zeitgenössisch“ im Kunstblättersaal den Einfluss von Adolf Loos auf die Baukultur der letzten hundert Jahre. Alle paar Monate sollen auch die gezeigten Objekte der Schausammlungen rotieren, „nur so können wir ein lebendiges Museum sein“, erklärte der Direktor.

Im Kontext der Moderne sieht Thun-Hohenstein auch die im Dezember eröffnende Ausstellung „Focus Historismus“, die den Untertitel „Geschichte als Labor der Moderne“ trägt. „Heute redet man nicht gerne über diese Epoche, das finde ich falsch“, meinte Thun-Hohenstein. Gerade das MAK, das in dieser Zeit gegründet wurde, müsse sich aktiv mit Historismus auseinandersetzen. In diese Kerbe schlägt auch die Eröffnung der erstmals eingerichteten Schausammlung Historismus im Mai 2014, die den Reigen der Jubiläumsveranstaltungen anlässlich des 150-jährigen Jubiläums des Museums beginnen wird.

Umbauarbeiten ab 2013 geplant

Als Höhepunkt dieser Feierlichkeiten plant Thun-Hohenstein eine „Europäische Triennale für positiven Wandel“, die von Juni bis Oktober 2014 stattfinden soll und Architektur, Design, intelligente Mode sowie angewandte und bildende Kunst der Gegenwart vereinen und damit „Orientierung in der digitalen Moderne“ bieten soll.

Zudem stehen 2013 einige Umbauarbeiten an: Noch im Herbst soll die Schausammlung Asien ins Erdgeschoß des Haupthauses wandern und die Sammlung Orient als Schausammlung Teppiche neu aufgestellt werden. Auch die Studiensammlung wird geschlossen, um 2014 als „Forum kreativen Lernens“ neu eröffnet zu werden.

„Auf der Suche nach Istanbul heute“

In der Ausstellungshalle liegt der Fokus 2013 auf dem Globallabor: Den Anfang macht im Jänner 2013 die Ausstellung „Zeichen, Gefangen im Wunder. Auf der Suche nach Istanbul heute“. Hier sollen 80 künstlerische Positionen aus drei Generationen einen sehr speziellen Zugang zu der Narration „einer der spannendsten Städte der Welt“ entwickeln, erklärte Thun-Hohenstein. „Eastern Promises“ zeigt ab Juni zeitgenössische Architektur und Raumproduktion in Ostasien während mit „Nippon Chinbotsu“ ab Jänner 2013 ebenfalls Japan im Fokus steht - allerdings in Form einer apokalyptischen Manga-Serie.

Das MAK sei aber auch ein Museum des Alltags, betonte Thun Hohenstein. Dem tragen ab Juni die Ausstellung „Nomadic Furniture 3.0. Neues befreites Wohnen“ sowie „Tour de Monde. Fahrradgeschichten“ Rechnung. Positiver Wandel, do-it-yourself und die Renaissance des Fahrrades stünden hier im Mittelpunkt, so der Direktor. In den Außenstellen stehen etwa eine Ausstellung zu Josef Hoffmann und Friedrich Kiesler im Josef Hoffmann Museum, Brtnice sowie die Ausstellung „Everything Loose Will Land“ im MAK Center Los Angeles auf dem Programm.

Zudem werden auch 2013 die Projekte „MAK Design Salon“ im Geymüllerschlössel, die Kooperationen mit dem sound:frame-Festival sowie mit der Kreativagentur departure weitergeführt. Verstärkt will Thun-Hohenstein mit der Universität für Angewandte Kunst kooperieren, etwa bei der Ausstellung des Absolventen Marco Dessi „my house is your house“ ab Jänner 2013 in der Studiensammlung Möbel.

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