Peter Handke ist online: Datenbank eingerichtet

Ab sofort soll eine Website „einen schnellen und unkomplizierten Zugang zu den Werkmaterialien des Autors Peter Handke“ bieten. Die Seite wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts am Literaturarchiv der Nationalbibliothek (ÖNB) eingerichtet.

Die Seite soll „zentrale Einblicke in die spezifische Produktionsweise des Autors“ bieten, hieß es in einer Aussendung. Basis für die Seite ist der umfangreiche Vorlassbestand Peter Handkes, der von der ÖNB im Jahr 2007 für ihr Literaturarchiv erworben und später durch eine Leihgabe des Salzburger Handke-Freundes Johann Widrich ergänzt wurde.

Schriftsteller Peter Handke

APA/Barbara Gindl

Schreibprozess wird dokumentiert

In Notizbüchern und Werkfassungen, in Typoskripten und Bleistiftmanuskripten sowie in Büchern, Fotos und Wanderkarten mit eingezeichneten Routen findet sich der Schreibprozess dokumentiert.

Zusätzlich werden Bestände aus öffentlichen Archiven und privaten Sammlungen verzeichnet, aufeinander bezogen, inhaltlich beschrieben und durch Abbildungen anschaulich gemacht. „Im Einverständnis mit dem Autor konnten auf der Seite zudem einige Gesamtfaksimiles von Werkfassungen und Notizbüchern erstveröffentlicht werden“, hieß es.

Kometenhafter Aufstieg im Literaturbetrieb

Handke wurde am 6. Dezember 1942 in Kärnten geboren. Nach Besuch des katholischen Internats in Tanzenberg und des Gymnasiums in Klagenfurt studierter er ab 1961 in Graz Rechtswissenschaften. Während dieser Zeit fand er Anschluss an die Schriftsteller des „Forum Stadtpark“.

Erste Publikationen in der Zeitschrift „manuskripte“ und erste Lesungen im Radio waren ein hoffnungsvoller Beginn. 1965 gelang es Freunden wie Alfred Kolleritsch, für Handkes Debütroman „Die Hornissen“ den renommierten Suhrkamp Verlag zu interessieren, wo das Buch im Frühjahr 1966 erschien. Handke brach sein Jusstudium ab und lebte fortan als freier Schriftsteller.

Sein Stern im Literaturbetrieb ging kometengleich auf, als der nahezu unbekannte Jungautor im April 1966 der Gruppe 47 bei einer Tagung in Princeton in einer erregten Schmährede „Beschreibungsimpotenz“ vorwarf. Seinen plötzlichen Ruhm festigte die Uraufführung der „Publikumsbeschimpfung“ wenige Monate später durch Claus Peymann in Frankfurt.

Stücke sorgten für erregte Debatten

Handke war jemand - ein „Popstar“, ein Enfant terrible. Seine experimentellen Stücke sorgten für erregte Debatten, Titel wie „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ (1969) und „Wunschloses Unglück“ (1972) wurden zur Kultlektüre einer ganzen Schüler- und Studentengeneration. Nach seiner Heirat mit Schauspielerin Libgart Schwarz (1967) war der Autor zeitweise Alleinerzieher der 1969 geborenen Tochter Amina, vor Salzburg wurde Paris für einige Jahre ständiger Wohnsitz.

Sein eigensinniger literarischer Weg, der die Sprache, die Wahrnehmung und das Erzählen selbst in den Mittelpunkt stellte, wurde von der Fachwelt und der Kritik mit großer Aufmerksamkeit verfolgt („Mein Jahr in der Niemandsbucht“, „Der Bildverlust“ u.v.a.), erreichte aber kaum mehr breite Leserkreise.

In Kontrast dazu stehen die Aufregungen, die Handke, dessen Auseinandersetzung mit den eigenen slowenischen Wurzeln in seinem Stück „Immer noch Sturm“ (2011) kulminierte, mit seiner pro-serbische Position in den Konflikten am Balkan und der scharfen Ablehnung der westlichen Haltung verursachte. 1996 sorgte sein Reisebericht „Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien“ für heftige Debatten, zehn Jahre später seine Rede bei der Beerdigung von Slobodan Milosevic.

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