Nöstlinger lehnt Textänderungen ab

Die Kinderbuch-Autorin Christine Nöstlinger lehnt in der Diskussion um möglicherweise diskriminierende Formulierungen Änderungen an den Texten kategorisch ab. „Ein Unfug!“, sagte die 76 Jahre alte Schriftstellerin in einem Interview dem „Tagesspiegel“.

„Ein Unfug! Das zeige doch, dass Kinderliteratur für viele nicht mehr ist als eine Pädagogikpille, eingewickelt in Geschichterlpapier“, antwortete Nöstlinger auf die Frage, was sie davon halte, dass Kinderbuchklassiker politisch korrekt umgeschrieben werden.

Ihr würde „es reichen, wenn man das Wort mit einem Sternchen versieht und am Fuß der Seite erklärt, dass es vor 50 Jahren ein normaler Ausdruck war. Rassismus ist eine Gesinnung, die schafft man nicht ab, wenn man Worte abschafft“, sagte Nöstlinger.

Christine Nöstlinger

APA/Schlager

Nöstlinger über den Nationalsozialismus: „Es waren ganz furchtbare Zeiten“

Nöstlinger mit Antisemitismus-Vorwurf konfrontiert

Die in Wien lebende Nöstlinger schrieb mehr als 100 Kinder- und Jugendbücher, unter anderem „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“. In dem Buch geht es um einen König Kumi-Ori, der von seinem Volk verjagt wird. Kumi-Ori ist ein hebräisches Wort und bedeutet unter anderem Jerusalem. Nöstlinger wurde daher auch Antisemitismus vorgeworfen.

Laut eigener Aussage wusste sie, dass es sich um ein hebräisches Wort handelt. „Ich stieß auf das Wort in einem Gedicht von Paul Celan und ließ es mir von meiner Freundin Mira Lobe, die Jüdin war, übersetzen (...) Sie sagte mir, dass es ‚erhebt euch‘ hieß. Das gefiel mir: Ein Tyrann, gegen den sich sein Volk erhoben hat, heißt erhebt euch’. Das war mein Privatwitz. Ich habe es meinen Lesern gar nicht erklärt“, so Nöstlinger.

Auf den Nationalsozialismus angesprochen sagte sie: „Es waren ganz furchtbare Zeiten, das Duckmäusertum war sehr verbreitet.“ Eine Faszination dafür habe sie auch als Kind „überhaupt nicht“ verspürt, antwortete die Autorin.

„Dümmer wird man durchs Bücherlesen nicht“

Literatur kann für Nöstlinger im besten Fall ein Stück Welt in Sprache umsetzen. „Dümmer wird man durchs Bücherlesen jedenfalls nicht“, fügte die zweifache Großmutter hinzu. Mittlerweile schreibe sie aber weniger als früher. „Manchmal umschleiche ich den Computer, als ob er mein Feind wäre. Dabei hat mir das Schreiben immer mehr Spaß gemacht als der Rest vom Leben“.

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