Schlagabtausch nach Akademikerball

Nachdem rund 3.000 Menschen gegen den Akademikerball demonstriert haben, gibt es einen Schlagabtausch zwischen der Wiener FPÖ und der Polizei. Die FPÖ ortet ein „Versagen der Polizeiführung“, diese spricht von „haltlosen Angriffen“.

Zwölf Festnahmen und sechs Leichtverletzte: Das war die Polizei-Bilanz nach einigen turbulenten Stunden rund um die Hofburg. Die Wiener FPÖ berichtete hingegen in der Nacht von Stein- und Flaschenwürfen und kritisierte das „völlige Versagen der Polizeiführung“.

Aufregung gab es auch um den EU-Abgeordnete Andreas Mölzer. Zuerst hieß es, dieser sei schwer verletzt worden, wenig später gab die Polizei Entwarnung: Der Abgeordnete sei am Weg zum Ball beim Albertinaplatz „von einem Farbbeutel getroffen worden, dann aber weitergegangen“. Mölzer selbst hatte via Twitter erklärt, er habe „Angst um Leib und Leben“ gehabt.

Einsatz für Polizei „hervorragend“ gelaufen

Die Landespolizeidirektion Wien reagierte noch in der Nacht auf Kritik der FPÖ, die der Polizei das „Decken der Täter“ vorwarf. Der Einsatz sei - das zeige die Bilanz der leicht verletzten Veranstaltungsbesucher angesichts Tausender Demonstranten - „in hervorragender Weise abgelaufen“. Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl wies die FPÖ-Vorwürfe, die Polizeispitze sei für ein Sicherheitschaos verantwortlich, „entschieden“ zurück.

Demos rund um Akademikerball

APA Oczeret

Polizei im Großeinsatz

„Den unsubstanziierten Aussagen des Klubs der Freiheitlichen gegen die für die Sicherheit in der Stadt Verantwortlichen liegt wohl eher die Enttäuschung über eine schwach besuchte Veranstaltung in der Hofburg zugrunde als eine Kenntnis tatsächlicher Geschehnisse“, so Pürstl in einer nächtlichen Aussendung.

Rückendeckung bekam Pürstl vom Vorsitzenden der Personalvertretung der Wiener Polizei, Harald Segall: „Rund 1.000 Polizistinnen und Polizisten haben Freitag rund um die Hofburg ausgezeichnete Arbeit geleistet. Dafür gebührt den KollegInnen Dank und Anerkennung. Die haltlosen Angriffe der FPÖ sind schlicht unverschämt.“

250 Teilnehmer des „Schwarzen Block“

Mehrere politisch linke Organisationen hatten zu Kundgebungen aufgerufen. Rund 1.200 Demonstranten hatten sich am späten Nachmittag in der Nähe des Westbahnhofs in Richtung Hofburg bewegt, unter ihnen waren rund 250 Teilnehmer des sogenannten „Schwarzen Block“, also vermummte Linksextremisten, die als gewaltbereit gelten. Busse mit Kundgebungsteilnehmern seien aus Deutschland angereist, hieß es.

Von der Universität Wien kamen 1.300. Auf dem Heldenplatz hatte zudem das Bündnis „Jetzt Zeichen setzen“ eine Veranstaltung mit Lesungen abgehalten, bei der sich laut Polizei rund 400 Personen eingefunden hatten. Bei den Demonstrationszügen wurden Parolen wie „Nazis raus“ gerufen. Zudem wurden laut Polizei vereinzelt Knallkörper eingesetzt.

Demo gegen Akademikerball

APA/Oczeret

Ballbesucher am Zugang zur Hofburg gehindert

Große Teile der Wiener Innenstadt waren mit Gittern gesperrt, mehrere hundert Polizisten sicherten die Wege der Demonstrationszüge in Richtung Hofburg. Einige Demonstranten setzten Farbbeutel und Pfefferspray gegen Ballbesucher und Beamte ein. Immer wieder hätten Demonstranten auch versucht, Ballbesucher am Zugang zur Hofburg zu hindern. Es gab zwölf Festnahmen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt sowie Hunderte Anzeigen und

Seit Jahren Wirbel rund um Ball

Der „Akademikerball“ gilt als Nachfolgeveranstaltung des WKR-Balls. Nach heftigen Protesten gegen diese Burschenschafter-Veranstaltung hatte die Betreibergesellschaft der Hofburg im Vorjahr beschlossen, diese in ihren Räumen nicht mehr zuzulassen. Die FPÖ wurde daraufhin mit dem „Akademikerball“ vorstellig - mehr dazu in WKR-Ball: „Nachfolger“ in der Hofburg.

Der Vorwurf der Gegner der Veranstaltung: Es würde sich beim „Akademikerball“ um nichts anderes als die Fortsetzung des bereits in den vergangenen Jahren heftig bekämpften Balls des Wiener Korporationsringes (WKR) handeln. Bei diesem sollen sich Jahr für Jahr auch Rechtsextreme eingefunden haben.

Im Vorjahr wurden bei der Demonstration gegen den WKR-Ball laut Polizei 21 Personen festgenommen. Drei Ballgäste und fünf Polizisten wurden leicht verletzt - mehr dazu in WKR-Ball: 21 Festnahmen bei Demo.

Strache dieses Jahr auf Urlaub

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hatte jedenfalls im Vorjahr bei der letzten Ausgabe des WKR-Balls für Aufregung gesorgt, weil er angesichts der Proteste die Ballbesucher als „neue Juden“ bezeichnet haben soll. Bundespräsident Heinz Fischer verweigerte ihm daraufhin die Verleihung des „Großen Goldenen Ehrenzeichens mit dem Stern“. In diesem Jahr nimmt Strache nicht an dem Ball teil, da er auf Urlaub ist.

Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) untersagte hingegen im Vorjahr den Bundesheer-Soldaten, in Uniform am umstrittenen Ball teilzunehmen. Der oberösterreichische FPÖ-Abgeordnete Elmar Podgorschek erschien dennoch in Uniform und wurde danach zu einer Strafe in der Höhe von 70 Euro verurteilt - mehr dazu in Strafe wegen „verbotener“ Uniform.