Niemetz-Mitarbeiter warten auf Geld

Die finanziell schwer angeschlagene Schwedenbomben-Firma Niemetz ist mit den Zahlungen der Löhne im Verzug. Zu wenig Produkte, alte Maschinen, fehlendes Marketing und die Billig-Konkurrenz seien für die Insolvenz verantwortlich, hieß es.

„Rund 50 Arbeiter und Arbeiterinnen haben ihre Jänner-Löhne bis jetzt noch nicht bekommen“, sagte Manfred Anderle, Bundessekretär der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, am Dienstag. Bei den etwa 20 Angestellten des Traditionsbetriebes seien „unterschiedliche Summen“ ausständig - sie bekamen Anfang Jänner eine Teilzahlung (Akonto) von 1.000 Euro je Mitarbeiter.

Manner als Retter in der Not?

Alle Mitarbeiter wurden nun beim Insolvenzfonds angemeldet, aus dem die Löhne und Gehälter im Notfall auch bezahlt werden sollen. Das wurde den Beschäftigten am Dienstag bei einer Betriebsversammlung mitgeteilt.

Noch hoffen Betriebsrat und Gewerkschaftschaft aber freilich, dass der „Worst Case“ nicht eintritt und der Wiener Betrieb einen rettenden Investor bekommt. Interesse wird sowohl der Süßwarenfirma Manner als auch dem „Schaumrollenkönig“ Guschlbauer nachgesagt. Aus Sicht des WU-Handelsexperten Peter Schnedlitz ist Niemetz nur mit einem starken Partner überlebensfähig.

Niemetz

APA/GEORG HOCHMUTH

Infoveranstaltung in Landstraße

Die Niemetz-Chefs selbst sind dieser Tage schwer erreichbar, laut Gewerkschafter Anderle gibt es aber die Zusage, alles zu unternehmen, um den Betrieb zu retten. „Das haben sie mehrfach zugesichert.“ Auch privates Geld der Familie Niemetz soll in das Unternehmen geflossen sein, wie viel, wisse er nicht, so Anderle.

Veraltete Maschinen und zu wenig Marketing

Niemetz produziert abgesehen von den beliebten Schwedenbomben die Riegel Swedy und Manja. Branchenexperten machen die geringe Produktpalette, fehlendes Marketing, den veralteten Maschinenpark sowie die Konkurrenz im Supermarkt für die Schieflage der Firma verantwortlich.

„Manner-Schnitten haben es geschafft, moderne, innovative Produkte, speziell auch für jüngere Zielgruppen auf den Markt zu bringen und damit hat man diese Marke interessant erhalten. Die Schwedenbomben sind aber irgendwo in Vergessenheit geraten, weil sie eben eher lieblos am Regal präsentiert worden sind“, sagte Schnedlitz gegenüber dem ORF-Radio Ö1.

Markentreue zuletzt nicht stark ausgeprägt

Auch wenn die Facebook-Gruppe „Rettet die Niemetz Schwedenbomben“ inzwischen fast 28.000 Mitglieder hat, war von der großen Markentreue in der Vergangenheit wenig zu merken. Allein im Jahr 2012 schrumpfte der Absatz laut „Salzburger Nachrichten“ um gut ein Fünftel auf rund 600 Tonnen – nach einem Volumen um 1000 Tonnen zu Beginn des Jahrzehnts.

Die Solidarität auf Facebook geht jedenfalls weiter: Einige Facebook-User erinnern sich dennoch jetzt daran, dass die schaumgefüllte Leckerei aus ihrer Kindheit nicht wegzudenken gewesen wäre - und erzählen Geschichten aus ihrer Vergangenheit. Auch weiterführende Rezepte für die Schwedenbomben und weitere Niemetz-Erzeugnisse wurden von den Unterstützerinnen und Unterstützern gepostet.

In zahlreichen Supermärkten österreichweit hieß es zuletzt: „Schwedenbomben ausverkauft.“ „Wir produzieren weiter und es wird noch geliefert“, hieß es zuletzt noch kämpferisch aus dem Unternehmen, obwohl es bereits Schwierigkeiten gebe zu liefern.

"Rettet die Niemetz Schwedenbomben" Fanseite auf Facebook

Screenshot Facebook

Ob es sich bei der Fanaktion um einen geschickten Marketingschachzug von Niemetz handelt, ist nicht bekannt.

Sogar Unterstützung aus den USA

Die Unterstützer hoffen mit Solidaritätskäufen, das Traditionsunternehmen vor der Pleite zu retten. Unter den Fans finden sich auch bekannte Namen: So ist etwa ÖVP-Chef Manfred Juraczka ebenso in der Gruppe zu finden wie der einstige ORF-Moderator Günter Tolar.

Auch internationale Wellen hat die Solidaritätsseite bereits geschlagen: Eine Seite von US-Österreichern („USAustrians“) auf Facebook erklärte sich mit den heimischen Schwedenbomben-Fans solidarisch. Bei diesen heißt es: „Come on USAustrians! Rettet die Schwedenbomben!“

Knapp fünf Millionen Euro Schulden

Von der Insolvenz ohne Eigenverwaltung sind alle drei Gesellschaften der Niemetz-Gruppe betroffen. Die Passiva belaufen sich laut Alpenländischem Kreditorenverband (AKV) auf insgesamt knapp fünf Mio. Euro, wobei etwa drei Mio. Euro davon fällig sind. Betroffen sind rund 70 Gläubiger und 66 Dienstnehmer. Der Betrieb läuft weiter, und das Unternehmen soll gerettet werden. Vorgesehen ist eine 20-Prozent-Quote - mehr dazu in Niemetz: Betrieb trotz Sanierungsverfahren.

Der österreichische Traditionsbetrieb wurde 1890 gegründet und ist vor allem für die Erzeugung von Schwedenbomben, Bombini und der Haselnusscremeriegel Manja und Swedy bekannt. Erzeugt wird ausschließlich in Wien Landstraße. Die Produkte werden österreichweit vertrieben. Weiters führt das Unternehmen drei Konditoreien in Linz und Salzburg.

Schwedenbomben

ORF/Philipp Naderer

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