Votivkirche: Flüchtlinge übersiedelt

Nach rund elf Wochen haben rund 60 Flüchtlinge die Votivkirche verlassen und sind in das nahe Servitenkloster übersiedelt. In die abschließenden Verhandlungen war Kardinal Christoph Schönborn aus Rom eingebunden.

Kardinal Christoph Schönborn habe den Flüchtlingen im Servitenkloster das Gastrecht der Kirche zugesichert, betonte die Caritas am Sonntag in einer Aussendung. Schönborn ist derzeit in Rom, wo er in den nächsten Tagen am Konklave zur Wahl des neuen Papstes teilnimmt, er nahm per Telefon an den Verhandlungen teil.

„Wien heute“-Video: Asylanten verlassen Votivkirche

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Adalat Khan, ein Sprecher der Flüchtlinge, dankte laut Aussendung der Pfarre und dem Pfarrer der Votivkirche für ihre Geduld: „Nach dem Camp im Park war die Kirche ein wichtiger Ort für unseren Protest. Wir sind nun froh, unser Bemühen um bessere Bedingungen für die Flüchtlinge und um eine sichere Zukunft für alle an einem neuen, offenen Ort und in einer regulären Wohnsituation fortsetzen zu können.“ Die Flüchtlinge bedankten sich auch bei der Caritas und den Johannitern für deren Unterstützung.

Flüchtlinge aus der Votivkirche übersiedeln in das Servitenkloster in Wien-Alsergrund

APA/Herbert P. Oczeret

Die Flüchtlinge zogen in das nahe Servitenkloster ein

Erleichterung über Ende der Aktion

Dariusz Schutzki, der erzdiözesane Bischofsvikar für die Stadt Wien, zeigte sich erleichtert, dass „die Votivkirchenaktion friedlich zu Ende gegangen“ ist. Schutzki dankte in der Aussendung den Behörden „für ihre Sensibilität in dieser Sache“. Er sei „auch froh darüber, dass alle Flüchtlinge aus der Votivkirche ausdrücklich ihren Willen zur Mitwirkung in ihren Verfahren bekundet haben, sodass kein Anlass für Schubhaft besteht“.

Klaus Schwertner, Geschäftsführer der Caritas Wien, betonte, mit der Übersiedlung sei „ein wichtiger Schritt getan“. Gemeinsam werden man sich „dafür einsetzen, dass es zu grundsätzlichen Verbesserungen im österreichischen Asylwesen kommt. Hier geht es zuallererst um mehr Menschlichkeit und Menschenrechte für schutzsuchende Menschen.“

Flüchtlinge aus der Votivkirche übersiedeln in das Servitenkloster in Wien-Alsergrund

APA/Herbert P. Oczeret

Rund 60 Personen haben ihren Protest in der Votivkirche beendet

Votivkirche mit Konzerten zu „Neustart“

Joseph Farrugia, Pfarrer der Votivkirche, meinte am Sonntag, dass er immer an eine gute Lösung ohne Einsatz der Polizei geglaubt habe. Die Besetzung habe zu vielen Absagen geführt - unter anderem konnte kein Kreuzweg gebetet werden, und es mussten zahlreiche geplante Konzerte gestrichen werden.

Laut Kathpress plant die Pfarre, den „Neustart“ in der Votivkirche in zwei Wochen (17. März) mit einem Konzert der Formation „Die Priester“ zu begehen. Die Gruppe besteht aus den beiden Ordenspriestern Pater Vianney Meister und Abt Rhabanus Petri sowie Wiener Diözesanpriester Andreas Schätzle.

Flüchtlinge aus der Votivkirche jetzt im Servitenkloster

APA/Herbert P. Oczeret

Am Montag wollen die Flüchtlinge eine Pressekonferenz abhalten

Flüchtlinge nun im Servitenkloster

Die Flüchtlinge sind nun im früheren Servitenkloster in Wien-Alsergrund untergebracht. Das Kloster war im Jahr 2009 von der Erzdiözese Wien übernommen worden, nachdem sich der Servitenorden zurückgezogen hatte.

Erzdiözese Wien, Caritas und Flüchtlinge wollen am Montag um 10.30 Uhr im Servitenkloster eine gemeinsame Pressekonferenz über die neue Situation abhalten.

Lob von Mikl-Leitner, Kritik von Strache

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat den Umzug der Asylwerber von der Votivkirche ins Servitenkloster positiv kommentiert. Ihr Sprecher betonte gegenüber der APA, man werde die Asylverfahren jener, die wieder in die Grundversorgung aufgenommen werden, nun regelkonform fortsetzen; bei rechtskräftig negativen Asylbescheiden werde man die üblichen „Einzelgespräche“ über weitere Optionen (etwa eine Rückkehr aus eigenen Stücken) aufnehmen.

Anders sah das Alev Korun, Menschenrechtssprecherin der Grünen, die in einer Aussendung den Votivkirchen-Betreuuern von Caritas, Erzdiözese und Johannitern ebenso dankte wie allen Unterstützern. „Nun liegt der Ball beim Innenministerium, und es gibt keine Ausreden mehr, warum man nicht gemeinsam das Asylsystem verbessern soll“, findet sie. Die Flüchtlinge hätten zu Recht auf „Baustellen“ im System aufmerksam gemacht, diese „warten auf eine Lösung, auch im Wahljahr“.

FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache befand, der Abzug der „professionellen Unruhestifter“ aus der Votivkirche sei „lange überfällig“ gewesen. Die Fremdenpolizei müsse aber auch in der neuen Unterkunft kontrollieren, forderte er. „Wer über einen negativen Asylbescheid verfügt, ist umgehend abzuschieben.“

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