Niemetz: Die Chronologie

Im August 2012 wurde bekannt, dass das Traditionsunternehmen Niemetz in Geldnöten schwebt. Es begannen Monate der Unsicherheit und Zeiten ohne Schwedenbomben. Am Ende, im Mai 2013, kauft die Meinl-Tochter Heidi Chocolat Niemetz.

3. August 2012: „Wiener Schwedenbomben-Hersteller Niemetz in ernsten Finanznöten“ lautet der Titel einer Meldung der Austria Presse Agentur (APA). Darin zitiert das Wochenmagazin „Format“ Betriebsrat Robert Ettmayer, wonach 75 Klagen anhängig sind. Die Fabrik wies 2010 - aus diesem Jahr stammt der letzte verfügbare Jahresabschluss - ein negatives Eigenkapital von 3,16 Mio. Euro aus - mehr dazu in Schwedenbomben-Firma in Geldnot. Die Geschäftsleitung dementiert. Das Unternehmen sei „nicht in Gefahr“.

10. August: Es laufen Verhandlungen, um aus dem finanziellen Engpass herauszukommen. Kurzfristig geht es um Überbrückungsfinanzierungen, auf längere Sicht soll mit frischem Geld ein Unternehmensumbau gestemmt werden, der das langfristige Überleben sichert.

Schwedenbomben

ORF/Philipp Naderer

5. Dezember: Die Unternehmen Wienwert Immobilien und der Bauträger SÜBA übernehmen das Niemetz-Firmengelände am Rennweg. Gleichzeitig wird ein Überbrückungskredit gewährt. Niemetz kann das Gelände noch drei Jahre nutzen. Danach muss ein neuer Produktionsstandort gesucht werden.

20. Jänner 2013: Es wird bekannt, das das Finanzamt kurz vor Jahreswechsel einen Konkursantrag gegen Niemetz gestellt hat. Unternehmensanwalt Stephan Nitzl bestätigt das, meint aber, dass Niemetz zuversichtlich sei, „dass es zu keinem Konkursverfahren kommt und sich alles in Wohlgefallen auflöst.“

1. Februar: Über Niemetz wird auf eigenen Antrag ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet.

3. Februar: Auf Facebook befinden sich knapp 2.000 Unterstützer und Liebhaber auf der Seite „Rettet die Niemetz Schwedenbomben“.

4. Februar: In zahlreichen Supermärkten österreichweit heißt es „Schwedenbomben ausverkauft“.

5. Februar: Die etwa 70 Beschäftigten werden vom Betriebsrat und der Gewerkschaft PRO-GE über die aktuelle Situation des Unternehmens informiert.

6. Februar: Auf Facebook befinden sich über 35.000 Unterstützer und Liebhaber auf der Seite „Rettet die Niemetz Schwedenbomben“.

Verkauf von Schwedenbomben-Packung in der Niemetz-Filiale in Wien

APA/Georg Hochmuth

7. Februar: Der Handel wird wieder mit Schwedenbomben beliefert. Die Produktion ist wieder möglich, da infolge einer zwischenzeitlichen Finanzierungslösung die Rohstoffproduzenten wieder bereit sind, an Niemetz zu liefern.

20. Februar: Die österreichischen Filialen des schwedischen Möbelhauses Ikea nehmen Schwedenbomben nach einer eindeutig ausgefallenen Facebook-Umfrage unter den Kunden in ihr Sortiment auf.

22. Februar: Die Produktion läuft auf Hochtouren. Pro Woche werden mehr als eine Million Schwedenbomben erzeugt und ausgeliefert.

3. April: Laut dem Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) läuft der Betrieb kostendeckend.

9. April: Masseverwalter Stephan Riel stellt am Handelsgericht den Gläubigern einen Sanierungsplan vor. Den Gläubigern ist die ursprünglich angebotene 20-Prozent-Quote zu niedrig. Zusätzliches Geld ist nötig, das die Gesellschafter aufstellen müssen. Als alternative Lösung wird ein Verkauf überlegt.

Auf Facebook befinden sich mehr als 38.000 Unterstützer und Liebhaber auf der Seite „Rettet die Niemetz Schwedenbomben“.

Manner und Heindl legen ein Kaufangebot für die insolvente Schwedenbombenfirma. Angbelich gibt es 14 Interessenten - mehr dazu in Viel Appetit auf Niemetz.

7. Mai: Niemetz erhält noch einmal eine letzte Galgenfrist. Die Gläubiger stimmen in der Sanierungsplantagsatzung dem Antrag der Schuldnerin zu, die Abstimmung bis zum 16. Mai zu erstrecken. Allerdings fordern die Gläubigervertreter nun eine 75-Prozent-Barquote, was einer aufzubringenden Summe von rund 3,3 Mio. Euro plus Verfahrenskosten entspricht - mehr dazu in Niemetz: Entscheidung vertagt.

16. Mai: Die Gläubiger sprechen sich für einer Sanierung mit einer Barquote von 95-Prozent aus. Das Geld - knapp 4,2 Mio. Euro - muss bis 21. Mai beim Masseverwalter eingelangt sein und soll von einem - nicht näher genannten - südamerikanischen Investor kommen.

22. Mai: Der zur Rettung erforderliche Sanierungsbetrag langt nicht fristgerecht auf dem Konto des Masseverwalters ein. Nur wenige Stunden später wird der Verkauf der Schwedenbombenfabrik bekannt: Die Meinl-Tochter Heidi Chocolat übernimmt den Wiener Traditionsbetrieb. Kolportierter Kaufpreis: 5,25 Millionen Euro.

18. Juni: Der Kreditschutzverband 1870 (KSV) bestätigt, dass der Kaufvertrag zwischen Niemetz und Heidi Chocolat sowie die Genehmigungen nun rechtskräftig seien. Das Geld sei an den Masseverwalter übergeben und im Gegenzug das Unternehmen an den Käufer übertragen worden. In den nächsten Wochen soll den Gläubigern eine erste Quote von 50 Prozent ausgeschüttet werden.

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