Popfest mit Bauchklang und Sex Jams

Vier Tage, sechs Locations, 45 Live-Acts: Das Popfest bringt zwischen 25. und 28. Juli erneut einen vielfältigen Querschnitt des heimischen Musikschaffens. Bei freiem Eintritt spielen etwa Bauchklang, Atomique und die Sex Jams.

Auf der Seebühne wird heuer mit Auftritten von HVOB, A.G. Trio und Atomique der Fokus auf Elektronik deutlich geschärft. Was angesichts des Neo-Kurators Patrick Pulsinger, selbst tief im Genre verwurzelt, nicht allzu verwundert. Eine weitere Besonderheit: Die barocke Karlskirche, grundsätzlich eher wenig als Partylocation etabliert, öffnet am letzten Veranstaltungstag ihre Pforten für zwei Konzerte.

Bauchklang

P. Rauchecker

Die Beatboxer von Bauchklang

Eröffnungsabend von Indie-Rock bis Beatbox

„Ich habe versucht, einiges Neues reinzubringen. Aber es gibt auch Erwartungshaltungen an das Popfest, die ich ein bisschen bedienen wollte. Also war es klar, dass ich daraus kein Elektronikmusikfestival machen konnte und wollte“, umriss Pulsinger, viel beschäftigter DJ und Produzent seinen Zugang.

Schon der Eröffnungsabend zeigt, wie breit die Organisatoren den Popbegriff verstehen. Der Bogen spannt sich von den indie-rockenden Steaming Satellites und den Beatboxern Bauchklang über Skeros Wienerlied-Projekt Müßig Gang bis hin zu Soundexperimenten a la Fijuka sowie Zanshin und dem Singer-/Songerwritertum von Ernesty International oder Bernhard Schnur.

Die österreichische Band Sex Jams

Siluh/Johannes Staudenbauer

Sex Jams

Die Genrevielfalt zieht sich auch durch die restlichen drei Tage des Gratis-Festivals. Dubstep von Atomique feat. P.tah & Con, Stromgitarriges bzw. Garagensound von Velojet und den Sex Jams, Analogpop von Dawa oder Dialekt-Herumgespaße von König Leopold. Letztere haben durch ihren „Kohlhauser“ den örtlichen Fleischhauer vergrämt, der sich im Song wiederzuerkennen glaubte.

Auftritte bis tief in die Nacht

Gestartet wird jeweils am Nachmittag, Konzerte gibt es dann täglich bis tief in die Nacht. Die letzten Acts legen um 2.00 Uhr los - wobei dann das Geschehen nur noch indoor stattfindet. Bespielt werden neben der Seebühne am Karlsplatz, das Wien Museum, der Prechtlsaal in der TU und das brut.

Am Schlusstag, dem Sonntag, wird heuer erstmals die Karlskirche für zwei Gigs offenstehen. Ritornell & Mimu bringen akustische und elektronische Klänge mehr oder weniger harmonisch zum Verschmelzen. Danach wird Ex-Bunny Lake-Mitglied Teresa Rotschopf alias O dem Gotteshaus dank Chorunterstützung einen Hauch sakrale Atmosphäre verleihen.

Popfest Wien Karlsplatz

Simon Brugner / theyshootmusic.com

Rund 50.000 Menschen kamen zur dritten Auflage des Popfestes im Vorjahr

Auch Podiumsgespräche wieder am Programm

Ergänzend zu den Konzerten stehen auch dieses Jahr wieder „Popfest Sessions“ am Programm, die sich in Form von Podiumsgesprächen an der Theorie abarbeiten. Nachgedacht wird in der Kunsthalle heuer u.a. über das Verhältnis zwischen Pop und Klassik, die (Nicht-)Rezeption heimischen Schaffens in Film und Fernsehen oder über alternative Finanzierungsformen für Musiker und Bands - beispielsweise durch „Crowdfunding“.

Apropos Geld: Festivalleiter Christoph Möderndorfer bezifferte die zur Verfügung stehende Summe heute mit „schwachen 250.000 Euro“. Angesichts der rund 50.000 Besucher, die im Vorjahr zum Karlsplatz pilgerten, sei dies äußerst niedrig budgetiert: „Vergleichbare Veranstaltungen haben mindestens dreimal so viel Geld.“

Er appellierte vor allem an private Sponsoren, diesem Umstand doch Abhilfe zu verschaffen. Denn Visionen gebe es viele. So kann das Künstlerhaus heuer aus monetären Gründen nicht bespielt werden. Der Idee, eine umliegende Parkgarage zum Club umzufunktionieren, machten indes Behördenauflagen einen Strich durch die Rechnung.

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