Deserteursdenkmal wird blaue Treppenskulptur

Das Deserteursdenkmal wird als dunkelblaue Treppenskulptur in liegender X-Form realisiert. Auf einen entsprechenden Entwurf des deutschen Künstlers Olaf Nicolai hat sich die Wettbewerbsjury geeinigt.

In die Oberfläche des Mahnmals, das an die Verfolgten der NS-Militärjustiz erinnern soll, wird zudem eine Inschrift eingelassen. Die begehbare Skulptur wird als dreistufig abgetrepptes X am Ballhausplatz realisiert.

Entwurf für deserteursdenkmal

APA/Herbert Neubauer

Das Modell, noch ohne blaue Farbe

Das Denkmal soll knapp zehn Meter lang, 8,8 Meter breit und 1,65 Meter hoch werden. In der Oberfläche soll eine Inschrift eingelassen werden, die lediglich aus den Worten „all“ und „alone“ besteht. Durch eine transparente Endbeschichtung gegen Vandalismus und Graffiti erhält das blaue Denkmal eine seidenmatte Oberfläche.

X steht für Anonymisierung

Nicolai selbst sieht das X laut eigener Projektbeschreibung einerseits als „Zeichen der Anonymisierung, der der Einzelne unterworfen ist und die ihn zum Zeichen in einer Liste, zum X in einer Akte werden lässt“, andererseits auch als „ein Statement selbstbewusster Setzung - man denke an die Namenswahl Malcolm X“.

Entwurf für deserteursdenkmal

APA/Herbert Neubauer

Auf dem Ballhausplatz wird das Mahnmal realisiert

Den Ausschreibungsunterlagen zufolge steht für die Umsetzung des von der rot-grünen Stadtregierung initiierten Mahnmals ein Maximalbudget von 150.000 Euro netto zur Verfügung. Die Umsetzung soll - so wurde zumindest bisher betont - im Jahr 2014 finalisiert werden.

Jury: „Zeichen der Zivilcourage“

Stärke, Kraft und intellektueller Überbau des Projekts von Olaf Nicolai überzeugten die Jury. In der Begründung führte sie aus: „Olaf Nicolais Skulptur setzt an einem zentralen Ort der Republik ein überzeugendes kritisches und künstlerisches Zeichen der Zivilcourage, das zugleich universal lesbar ist.“

„Der Entwurf ist in mehrerer Hinsicht spektakulär und würdig“, freute sich Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ).

Gegen zehn Mitstreiter durchgesetzt

Im geladenen Wettbewerb setzte sich der 1962 geborene Deutsche gegen zehn Mitstreiterinnen und Mitstreiter durch. Die nicht zum Zug gekommenen Entwürfe werden im Rahmen einer Ausstellung im Depot (Breite Gasse 3) von 18. bis 24. Juli gezeigt - mehr dazu in Entwürfe für Deserteursdenkmal.

Die Stadtregierung hat in ihrem Koalitionsübereinkommen vom 12. November 2010 die Errichtung eines Denkmals für die Verfolgten der NS-Militärjustiz in Aussicht gestellt. Das nicht unumstrittene Denkmal wurde von der FPÖ abgelehnt. Erst nach längeren Diskussionen einigte man sich auf den Standort in der Volksgarteneinbuchtung am Ballhausplatz - mehr dazu in Deserteursdenkmal auf Ballhausplatz.

Personenkomitee wünscht Erläuterungen

Richard Wadani, Obmann des Personenkomitees „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ und selbst Wehrmachtsdeserteur, ist mit den Plänen „zufrieden“. Er wünscht sich allerdings ergänzende Texterläuterungen zur Treppenskulptur. Das x-förmige Monument stelle nicht automatisch eine Beziehung zu NS-Verfolgten dar. Es könne durchaus schwer werden, beispielsweise Schülern hier den Zusammenhang zu erklären.

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