Miete bringt Sängerknaben ins Wanken

Seit April 2013 müssten die Sängerknaben Miete für das Palais Augarten zahlen. 17.200 Euro monatlich würden aber das Ende für den Chor bedeuten, befürchten die Sängerknaben. Derzeit wird die Miete gestundet, über eine Lösung wird verhandelt.

„Der Rechnungshof hat keine Ahnung, das ist nicht zu akzeptieren“, zitiert die „Kronen Zeitung“ den Präsidenten des Vereins Wiener Sängerknaben, Walter Nettig. Bisher sei keine Miete gezahlt werden. Der nun im Raum stehende Betrag von 17.200 Euro würde die „nicht rosige“ finanzielle Lage des Vereins noch mehr belasten. Nettig lehnt es in dem Artikel nicht nur ab, Miete zu zahlen, sondern fordert Subventionen für die Sängerknaben: „Die Sängerknaben sind DAS Aushängeschild Österreichs, die Republik muss sich endlich dazu bekennen.“

Nach eigenen Angaben haben die Sängerknaben seit 1924 rund 3.500 Kinder ausgebildet, knapp 1.000 Tourneen in rund 100 Länder unternommen und dabei rund 27.000 Konzerte im Im- und Ausland gesungen. Das sei ein Werbewert, den man nicht beziffern könne. „Plötzlich über 200.000 Euro im Jahr zusätzlich aufzubringen, ist für uns unmöglich. Wir schaffen das nicht. Diese Miete würde tatsächlich das Ende der Wiener Sängerknaben bedeuten“, so die Sängerknaben in ihrer Stellungnahme.

Walter Nettig mit Sängerknaben vor dem Palais Augarten

APA/Barbara Gindl

Sängerknaben logieren im Palais Augarten

Burghauptmannschaft stundet Miete

Derzeit sei den Sängerknaben die Miete gestundet, sagte der „Hausherr“ der Sängerknaben, Burghauptmann Reinhold Sahl gegenüber wien.ORF.at. Es gebe einen aufrechten Mietvertrag der Sängerknaben für das Palais Augarten. Der sei schon bisher gestundet gewesen, weil die Sängerknaben zum Beispiel große Investitionen geleistet hätten, die gegengerechnet hätten werden können.

Mit Beginn des zweiten Quartals 2013 sei die Miete in Höhe von 17.200 Euro wieder fällig gewesen. Auf Bitte der Sängerknaben habe man erneut die Miete gestundet. Jetzt sei er vom zuständigen Wirtschafts- und Tourismusminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) beauftragt, gemeinsam mit den Sängerknaben nach einer Lösung in der Mietfrage zu suchen. Hier gebe es einen „Mix aus vielen Dingen“, die vorstellbar wären, die er aber nicht genauer darstellen möchte, solange darüber verhandelt werde, so Sahl. Ein Ergebnis dieser Gespräche erwarte er in einigen Monaten.

65 Prozent des Jahresbudgets selbst erwirtschaftet

Die Sängerknaben sind seit 65 Jahren im Augartenpalais zuhause. 1948 seien die schwer beschädigten Gebäude mit den Einnahmen der ersten USA-Tournee nach dem Zweiten Weltkrieg selbst wieder aufgebaut und renoviert worden, hieß es in einer Stellungnahme der Sängerknaben zur Miet-Diskussion von Mittwoch. Im Gegenzug für die Investitionen in die Gebäude sei seinerzeit eine Mietfreistellung bis 2008 vereinbart worden. Für die folgenden fünf Jahre wurden weitere Investitionen und Wertschaffungen gegenverrechnet. Mitte April 2013 sei dann erstmals Miete fällig geworden.

Um den Betrieb aufrecht zu erhalten, seien mindestens 2,8 Mio. Euro im Jahr notwendig. Investitionen in Gebäude, Lehrmittel oder Musikinstrumente seien darin nicht enthalten. Etwa 65 Prozent des laufenden Budgets könnten selbst erwirtschaftet werden.

Kritik geht auf das Jahr 2011 zurück

Der Streit um die Miete geht zurück auf einen Bericht des Rechnungshofes aus dem Jahr 2011. Darin wurde die Gebarung der Burghauptmannschaft Österreich kritisiert. Es mangle unter anderem an Transparenz bei Direktvergaben sowie an Mieteinnahmen. 2009 seien bei einer Nutzfläche von insgesamt 643.562 Quadratmetern Miet- und Pachteinnahmen von 7,85 Mio. Euro eingenommen worden, hieß es in dem bericht. die Mieten seien großteils durch Gesetze geregelt, die Mieten für Private teilweise weit unter marktkonformen Mieten gelegen.

In Wien bestünden begünstigte Konditionen etwa für das Kunsthistorische Museum, das Belvedere, die Nationalbibliothek oder die Albertina. Keinen Mietzins würde der Verein Wiener Sängerknaben im Schloss Augarten bezahlen. Auch die Spanische Hofreitschule zahle kein Entgelt für die genutzten Teile der Hofburg und die Stallungen, sondern nur die anteiligen Betriebskosten. Wirtschaftlich betrachtet ergebe sich dadurch eine Subvention, so der Rechnungshof im Jahr 2011.

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