Wiener Linien geben ihre Daten frei

Jahrelang haben die Wiener Linien gezögert – am Donnerstag haben sie jetzt die Echtzeit-Abfahrtsdaten der U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen freigegeben. Für die Öffi-Benutzer gibt es dadurch bald eine Reihe neuer Fahrplan-Apps.

Das Programm, das der Wiener Patrick Wolowicz entwickelte, nennt sich „Wann“. Wenn man es auf dem Handy öffnet, erfährt man sofort, welche öffentlichen Verkehrsmittel in der Nähe als nächstes abfahren. Man muss dafür nichts eintippen oder anklicken, über GPS weiß die App, wo man sich aufhält.

Bisher gab es die „Wann“-App nur für Linz. Die Linz Linien stellen ihre Verkehrsdaten seit 2011 zur Verfügung. Die Wiener mussten sich bis dato mit der Wiener-Linien-eigenen App „Qando“ begnügen.

Frau tippt auf Smartphone

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Öffi-Benutzer in Wien können sich in Zukunft zwischen mehreren Fahrplan-Apps entscheiden

Eine Reihe neuer Apps in Vorbereitung

Das ändert sich jetzt: Nach langen Vorbereitungen stellten die Wiener Linien am Donnerstag ihre Echtzeit-Abfahrtsdaten interessierten Entwicklern als Open Data zur Verfügung. Auch eine Schnittstelle für Informationen über kaputte Aufzüge und allgemeine Verkehrsstörungen wurde freigeschaltet.

„Wenn alles klappt, gibt es unsere App für Wien in ein bis zwei Wochen als Download“, sagt Patrick Wolowicz. Auch die Fahrplan-Apps anderer Entwickler können mit dem Datenzugang jetzt für Wien umgesetzt werden. Ein Beispiel ist das Programm „Ich muss los“, das den Fahrgast zum idealen Zeitpunkt auf den Weg zu U-Bahn, Bus oder Bim schickt.

Entwickler forderten schon seit mehreren Jahren einen offenen Zugang zu den Verkehrsdaten der Wiener Linien. Man habe sich anders als Linz dafür entschieden, zuerst eine eigene Fahrplan-App anzubieten, begründet Wiener-Linien-Sprecher Dominik Gries die Wartezeit. „Um die Daten der Community zur Verfügung stellen zu können, waren technische Anpassungen notwendig, außerdem mussten wir die Serverkapazität ausbauen“, so Gries.

Fahrgäste der U-Bahn

Wiener Linien/Christoph H. Breneis

Seit Donnerstag stellen die Wiener Linien die Echtzeit-Abfahrtszeiten zur Verfügung.

Brauner ordnete Datenfreigabe an

Die zuständige Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) hatte im Frühjahr 2013 schließlich angeordnet, dass die Wiener Linien ihre Verkehrsdaten bis zum Sommer freigeben müssen. Teil des rot-grünen Regierungsabkommens ist nämlich auch eine „Open-Government-Strategie“.

SPÖ und Grüne zeigten sich in Aussendungen dementsprechend erfreut über die aktuelle Datenfreigabe. Die ÖVP Wien begrüßte die „späte Einsicht“ der Wiener Linien. Es müssten in der Stadt Wien jedoch noch viel mehr Daten veröffentlicht werden, bisher seien nur „Allerweltsdaten“ wie Parköffnungszeiten verfügbar.

Kritik: Daten seien unvollständig

Der App-Entwickler Patrick Wolowicz lobt den Schritt der Wiener Linien, kritisiert aber, dass die publizierten Verkehrsdaten nicht vollständig seien: „Es fehlen die Daten von Drittanbietern, zum Beispiel die Buslinie 95B oder die S-Bahnen, die die ÖBB betreibt.“ In der eigenen App der Wiener Linien werden diese jedoch angezeigt, es sei technisch also offensichtlich möglich.

Die Wiener Linien hätten selbst auch keine Echtzeit-Daten der Drittanbieter, deswegen könnten sie sie nicht zur Verfügung stellen, erklärt deren Sprecher Dominik Gries. In der App „Qando“ würden auch nur die planmäßigen Abfahrtszeiten dieser Verkehrsmittel aufscheinen.

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