Google ehrt „Mailüfterl“-Erfinder

Das „Mailüfterl“ war einer der ersten Computer der Welt und machte Wien Ende der 1950er Jahre zum Vorreiter der Computerwissenschaft. Der heute 93-jährige Erfinder Heinz Zemanek wurde am Dienstag von Google geehrt.

Mit dem „Mailüfterl“ baute der österreichische Elektroingenieur Heinz Zemanek Ende der 1950er einen der ersten Transistorrechner weltweit und wurde damit zu einem der Pioniere der frühen Computerwissenschaften. Am Dienstag wurde der heute 93-Jährige von Google im Rahmen des Computer Heritage Program geehrt.

Ziel des Programms sei es, den Pionieren der Anfangszeit der IT Respekt zu zollen, erklärte Markus Kienberger von Google Österreich bei der Präsentation eines Videos im Technischen Museum. Zemanek selbst zeigte sich sehr erfreut über die Ehrung, betonte aber gleichzeitig: „Es hat an Anerkennung für mich nicht gefehlt, ich kann mich nicht beschweren.“

Heinz Zemanek im Technischen Museum vor seinem ersten Transistorencomputer „Mailuefterl“.

APA / Harald Schneider

Heinz Zemanek im Technischen Museum vor seinem ersten Transistorencomputer mit dem Namen „Mailüfterl“

Die Freiheit, einen Computer zu bauen

Dass er mit seinem Team schließlich 1956 beginnen konnte, einen der ersten voll transistorisierten Computer weltweit und den ersten Kontinentaleuropas zu bauen, ist, wie Zemanek betont, auch der Tatsache zu verdanken, dass er damals an der Technischen Uni Wien „keinen Chef“ hatte. Eigentlich war Zemanek nur Assistent, de facto aber in der Rolle des Institutsleiters. „Ich nahm mir einfach die Freiheit, einen Computer zu bauen, und es hat mich niemand aufgehalten“, sagt Zemanek in der Doku.

Dass die Transistoren und Dioden eigentlich für Hörgeräte konzipiert waren, hat die Leistung des Rechners etwas ausgebremst - und so kam er auch zu seinem Namen. Damals wurden die führenden Maschinen nach Winden benannt, etwa der „Whirlwind“ des MIT. „Wir werden zwar keinen amerikanischen Typhoon bauen, aber ein Wiener Mailüfterl wird’s schon werden“, erinnert sich sein Mitarbeiter Kurt Walk an Zemaneks launige Begründung.

Kein Bildschirm und keine Tastatur

Das Ergebnis war ein mehr als zwei Meter hohes und mehrere Meter breites graues Gestell, in dem sich das „Mailüfterl“ verbirgt. Damals gab es weder Bildschirm noch Tastatur, der Rechner arbeitete noch mit Lochstreifen.

Das „Mailüfterl“ habe zwar funktioniert und gerechnet, heikel sei allerdings gewesen, dass der Betrieb auch über Stunden funktioniere, so Zemanek über die damalige Herausforderung. So wurde der Rhythmus des Programmablaufs denn auch permanent anhand der Geräusche kontrolliert, untertags per Rundfunkgerät und in der Nacht von außen über das Telefonnetz, erzählt Viktor Kudielka aus Zemaneks damaligem Team.

Der Leistung des Teams ist sich Walk heute bewusst: „Allein die Sichtbarkeit des Projekts ‚Mailüfterl‘ hat mitgeholfen, die Computertechnik in Österreich zu etablieren.“ Und Google geht in dem Video noch einen Schritt weiter: „Für einen Augenblick machte das Wiener Mailüfterl Österreich zum Vorreiter der europäischen Computerwissenschaften.“ Ab sofort ist eine sechsminütige Kurzdoku über die Entstehung des Projekts auf YouTube abrufbar.

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