Stadt Wien will Homophobie bekämpfen

Im Kampf gegen Homophobie will die Stadt nun Schwerpunkte auf Arbeitsplätze und Schulen legen. Denn eine Umfrage zeigt, dass sich 21 Prozent der schwulen, lesbischen oder Transgender-Personen (LGBT-Personen) im Job diskriminiert fühlen.

In heimischen Schulen sind Mobbing und physische Gewalt gegen homosexuelle Jugendliche den Zahlen der EU-weit durchgeführten Umfrage zufolge ebenfalls ein großes Problem. Deshalb gebe es hier Handlungsbedarf, so die zuständige Wiener Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) am Donnerstag.

Gewalt-Opfer scheuen Hilfe von Polizei

Die im Mai 2013 veröffentlichte Studie umfasst alle 28 EU-Mitgliedsländer und wurde von der European Union Agency for Fundamental Rights (FRA) durchgeführt. Deren Direktor Morten Kjaerum, derzeit anlässlich einer im Rathaus stattfindenden Fachkonferenz zum Thema Antidiskriminierung zu Gast in Wien, sagte, dass den Resultaten zufolge ein Viertel aller befragten LGBT-Personen in den vergangen fünf Jahren mit Angriffen oder Gewaltandrohungen konfrontiert waren. Im Fall von Transgender-Personen lag der Anteil gar bei einem Drittel. „Diese Zahlen sind dramatisch“, so Kjearum.

Viele Opfer von Gewalt würden zudem nicht zur Polizei gehen, weil sie dort keine Hilfe erwarten würden oder Angst hätten, erneut diskriminiert zu werden. Ein weiteres Detail: Zwei Drittel aller gleichgeschlechtlichen Paare trauen sich nicht Hand in Hand in der Öffentlichkeit zu gehen, beim Männern beträgt die Quote sogar rund 75 Prozent.

„Viele Pädagogen schauen weg“

Problematisch ist die Situation oft auch in Schulen. Demnach gaben 68 Prozent der in Österreich (EU-Schnitt: 67) befragten Jugendlichen an, in der Klasse zu verheimlichen, schwul, lesbisch, bisexuell oder transgender zu sein. Fast 60 Prozent der Schüler mit anderer sexueller Orientierung bzw. Identität hatten verbale Aggression erlebt.

Wien will deshalb - schon seit längerem - den Umgang mit Homophobie in der Lehrerausbildung verankern. Gespräche mit den Pädagogischen Hochschulen laufen, so Wolfgang Wilhelm von der Wiener Antidiskriminierungsstelle (WASt). Denn viele Pädagogen würden bei Konflikten wegschauen, da sie nicht wüssten, wie sie reagieren sollten. „Und in Wien wissen wir, dass drei Prozent der Beleidigungen vom Lehrpersonal ausgehen und das darf natürlich gar nicht sein“, betonte Wilhelm.

Jährlich rund 120 Beratungsgespräche

Auch am Arbeitsplatz haben es gleichgeschlechtlich Liebende nicht immer leicht. Wilhelm berichtete etwa von einem Mann, der ein Kündigungsverfahren am Hals hatte, weil er das Szeneevent Rosenball besucht habe. „Wir müssen Unternehmen motivieren, sich hier klar zu positionieren und Homo- und Transphobie keinen Raum zu geben“, so Frauenberger.

Die WASt führt jährlich rund 120 Beratungsgespräche und hilft auch in rechtlichen Belangen weiter. „Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs“, zeigte sich Wilhelm überzeugt. Denn viele Betroffene hätten sich mit Diskriminierung bereits abgefunden und würden sich nicht melden. So habe etwa ein Mann, über dessen Homosexualität sich Kollegen am Arbeitsplatz täglich lustig gemacht hätten, ein dreiviertel Jahr gebraucht, um Hilfe zu suchen.

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