Hungerstreik vor dem Stephansdom

Neben dem Dom - auf einem Campingsessel sitzend - ist ein Mann laut eigenen Angaben seit drei Wochen im Hungerstreik. Als „Opfer kirchlicher Gewalt“ will er Entschädigung und ein Gespräch mit Kardinal Schönborn.

Hungerstreik vor dem Stephansdom

ORF Wien

Tagtäglich bezieht Hubert Blümel, unterstützt durch seine Frau Stellung am Stephansplatz. Für zwei Stunden halten die beiden mitten in der Stadt ihre Klein-Demonstration ab. Am Donnerstag war bereits der 23. Tag, an dem sie kirchliche Gewalt anprangern.

„Es war ein Wahnsinn“

„Ich habe viele Schmerzen gehabt, weil ich viel geschlagen wurde. Ich bin in den Keller gesperrt worden, auf die Finger gehaut worden. Ich bin dann Bettnässer geworden und ins Leintuch eingewickelt worden. Das war ein Wahnsinn dort“, sagt er zu „Wien heute“.

TV-Hinweis:

„Wien heute“ berichtet über den Hungerstreik, um 19.00 Uhr in ORF2 und in der ORF TVthek.

Hinter den Schlagworten, die der heute 44-Jährige plakatiert, steckt eine lange Leidensgeschichte. Ende der 1970er Jahre war Blümel als AchtJähriger zwei Jahre lang in einem Fürsorgeheim der Kirche, erzählt er, bei den Schwestern vom Armen Kinde Jesus in Maria Enzersdorf. „Ich habe daheim viel geweint. Ich habe meiner Mutter immer gesagt: ‚Bitte nimm mich aus diesem Heim. Ich halte es dort nicht aus‘“, so Blümel.

Video von der Protestaktion:

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Ziel ist ein Gespräch mit Schönborn

Mit ihrer Protestaktion wollen die Blümels ein persönliches Gespräch mit Kardinal Schönborn erwirken, um mit ihm über eine Entschädigungssumme zu verhandeln. Von der Erzdiözese wurden die beiden bislang an die Klasnic-Kommission verwiesen. Doch dieses Angebot lehnen sie ab. Sie fürchten, abgespeist zu werden.

Vom Sprecher Kardinal Schönborns heißt es, der Kardinal werde sich einem Gespräch zwar nicht verweigern, könne aber nicht Verhandlungen über konkrete Entschädigungssummen führen, weil er gar nicht die Vollmacht hätte. Dafür gäbe es die Klasnic-Kommission.