Bombardier will Bim für Wien liefern

Das Wiener Werk der Firma Bombardier liefert derzeit neue Niederflur-Straßenbahnen für Marseille aus. Ein ähnliches Modell will man auch für Wien anbieten, davor müssten aber die Wiener Linien bis Jahresende einen Auftrag ausschreiben.

Seit 1997 sind die Niederflurstraßenbahnen ULF („Ultra Low Floor“) in Wien unterwegs. Der Siemens-Konzern hatte zunächst den Auftrag für 150 Garnituren erhalten, später folgte ein Folgeprojekt mit weiteren 150 Zügen. Auf einen dritten Auftrag mit weiteren rund 150 Garnituren hat Siemens eine Option der Wiener Linien. Bis zum Jahresende soll entschieden werden, ob diese Option genützt oder der dritte Auftrag ausgeschrieben wird.

Darauf hofft man im Bombardier-Werk in Wien-Donaustadt. „Wir würden uns über einen fairen Wettbewerb sehr freuen“, so Standortleiter Bruno Kittner am Freitag am Rande einer Pressekonferenz. Die Einstiegshöhe bei den Garnituren, bisher ein Vorteil für Siemens, werde man bei Bombardier adaptieren - falls gewünscht, werde man die Einstiegshöhe des ULF von rund 20 Zentimeter ebenfalls erreichen, wurde versichert. An neuen ULFs wird seit längerem gearbeitet - mehr dazu in Bombardier bastelt an neuer Bim (wien.ORF.at; 10.5.2013).

Straßenbahn-Modell für Marseille der Firma Bombardier

APA/Bombardier

Straßenbahn-Garnitur von Bombardier für Marseille

Jacht-Modell für Marseille

In den nächsten Tagen liefert das Wiener Bombardier-Werk neue Niederflurstraßenbahnen im Jachtdesign in die französische Hafenstadt Marseille. Insgesamt sechs Langgarnituren um je vier Millionen Euro sind künftig zusätzlich zu den bereits 26 dort verkehrenden Kurzzügen unterwegs.

Beide Versionen stammen aus der „Flexity“-Serie des Unternehmens - aus dieser Serie soll auch das mögliche Modell für das Wiener Straßenbahnnetz kommen. Seit den 1990er-Jahren baut Bombardier im Wiener Werk das „Flexity“-Modell. Die ersten Züge wurden 1998 nach Linz geliefert, inzwischen sind knapp 1.300 derartige Niederflur-Bims in der ganzen Welt unterwegs.

Karosserie und Technik sind stets so gut wie gleich, Optik und Sonderausstattungen variieren je nach Kundenwunsch. Für die Garnituren in Marseille wurde etwa ein spezielles modernes Design entwickelt, das an die Schifffahrtstradition der diesjährigen Kulturhauptstadt erinnern soll. Die Front ist einem Ozeandampfer nachempfunden, weiße Verkleidung und große Fenster sollen an eine Jacht gemahnen.

Rasche Reparatur möglich

261 Passagiere kann ein siebenteiliger Langzug transportieren. Die 26 schon eingesetzten fünfteiligen Kurzzüge für 200 Fahrgäste wurden in den vergangenen zwei Jahren vor Ort um zwei Segmente nachgerüstet, was dank der modularen Bauweise möglich sei. Dank selbiger könne - etwa nach Unfällen - auch die Fahrerkabine binnen eines Tages getauscht werden, wodurch lange Stehzeiten in der Werkstatt vermieden würden, hieß es.

Was die Fahrzeugkosten anbelangt, kommen die Marseille-Garnituren jedenfalls auf vier Mio. (Langversion) bzw. 2,4 Mio. Euro (Kurzzug) pro Stück. Ob sich die Kosten auch auf das Wiener Modell umlegen lassen? „Dazu kann ich keine Angaben machen“, so Kittner. Man müsse allerdings schon berücksichtigen, dass im Falle Marseilles nur wenig Züge und ein spezielles Design bestellt wurden. Sprich: Bei einem großen Wiener Auftrag wären die Bims deutlich billiger.

Falls es zur Ausschreibung kommt, könnte Bombardier womöglich auch die Sicherheitskarte ausspielen. Denn das Unternehmen entwickelt derzeit mit dem AIT (Austrian Institut of Technology) ein Sensoriksystem, dass automatisch Hindernisse auf den Gleisen erkennen und dann je nach Entfernung entsprechende Maßnahmen - von Warnsignalen bis zur Notbremsung - einleiten soll. Getestet wird die Novität derzeit in Deutschland. Kittner geht davon aus, dass die Sache ab kommenden Jahr Serienreife erreicht haben wird.

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