20 Jahre Kinder missbraucht: Polizei sucht Opfer

Nachdem bekanntgeworden ist, dass ein 43-jähriger Wiener über 20 Jahre hinweg mehrere Kinder sexuell missbraucht haben soll, sucht die Polizei nun weitere Opfer. Der Mann ist in U-Haft und teilweise geständig.

Laut Polizei wurden bisher zwei, drei Opfer identifiziert, alle sind jünger als 14 Jahre. Im Zuge der Einvernahmen fiel der Name eines weiteren potenziellen Opfers. Diese Informationen überprüfe man derzeit, sagte Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Es wird befürchtet, dass es wesentlich mehr Opfer geben könnte. Mit einem Fahndungsfoto versucht die Polizei nun, weitere Opfer zu finden. Die Exekutive bittet allfällige weitere Opfer, sich unter der Telefonnummer 31310-33300 an das Landeskriminalamt zu wenden.

Opfer wandte sich an Familienmitglied

Beamte des Landeskriminalamts nahmen den Mann am 7. Oktober unter dringendem Tatverdacht in seiner Wohnung fest. Den bisherigen Ermittlungen zufolge soll er seit Jahren Minderjährige missbraucht haben, sagte Keiblinger. Auf den Donaustädter waren die Ermittler gestoßen, nachdem sich eines der Opfer an ein Familienmitglied gewandt hatte, das wiederum die Exekutive verständigte. Befürchtet wird, dass der 43-Jährige rund 20 Jahre als Verbrecher aktiv war.

Verdächtiger suchte Opfer in Lobau aus

„Er hat seine Opfer im Bekanntenkreis gefunden, er ist allerdings auch schon seit mehr als einem Jahrzehnt in der Wiener Lobau unterwegs“, sagte Keiblinger. Der Mann habe dort den Großteil seiner Freizeit verbracht. Er soll den Eltern im FKK-Bereich der Lobau angeboten haben, auf deren Kinder aufzupassen. Ebenso wollte er fremden Kindern das Schwimmen beibringen. Auf diese Art dürfte er sich die Kontakte zu den Opfern verschafft haben.

Nicht immer dürfte das von Erfolg gekrönt gewesen sein. Einer Mutter beispielsweise kamen die Angebote von Haus aus merkwürdig vor. Sie wies resolut die Kontaktversuche des Mannes zurück. In einem anderen Fall soll aber eine mehrere Monate dauernde Beziehung mit der Mutter eines Opfers zustande gekommen sein.

Beschuldigter ist teilweise geständig

Im Zuge seiner Festnahme wurde in der Wohnung des Verdächtigen eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Dabei entdeckten die Beamten kinderpornografische Fotos und Videos. Auch am Arbeitsplatz des Mannes suchten die Ermittler nach Spuren. Der Beschuldigte ist teilweise geständig. Er befindet sich bereits in Untersuchungshaft. Davor war er nicht polizeilich in Erscheinung getreten, er hat keine Vorstrafen.

Psychologe: Täter „können sehr manipulieren“

„Man muss davon ausgehen, dass diese Männer sehr manipulieren können. Sie können erreichen, dass die Kinder schweigen. Schweigen entweder aus Scham oder weil sie unter Druck gesetzt werden. Oder auch, dass ihnen unter Vorspielung falscher Tatsachen am Ende das Gefühl übrig bleibt, mir glaubt sowieso keiner“, sagte der Psychotherapeut Peter Wanke, von der Kinder- und Jugendanwaltschaft gegenüber „Wien heute“.

TV-Hinweis

Das „Wien heute“-Studiogespräch mit dem Psychotherapeuten Peter Wanke können Sie auch hier online nachsehen.

„Er hat wahrscheinlich nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern manipuliert. So hat er sich als guter Onkel oder verlässliche Person herangetastet - und nicht gleich mit Übergriffen begonnen, sondern war zuerst sehr liebevoll mit den Kindern. Damit täuscht er den Kindern vor, dass er Zeit mit ihnen verbringt. Und die Kinder haben ja keine Idee, dass dahinter eine sexuelle Absicht steht“, so Wanke.

Laut dem Psychotherapeuten sollten Eltern hellhörig werden, wenn es um Geheimnisse geht: „Wenn Dinge gemacht werden, die nicht altersgemäß sind - also wenn Zigaretten oder Alkohol angeboten werden, um sich attraktiv zu machen und wenn es um sexuelle Handlungen geht, die vielleicht als Aufklärung verpackt werden.“