Flüchtlinge: Protest nach Auszug

Die „Servitenkloster“-Flüchtlinge haben am Dienstagabend die Bühne der Leopold-Ungar-Journalistenpreisverleihung für eine Protestkundgebung genutzt. Zuvor waren sie wie angekündigt nach einer Woche aus der Kunstuniversität ausgezogen.

Bei der Aktion im Rahmen der Preisverleihung hätten einige der Betroffenen Transparente ausgerollt und Sprüche wie „No border, no nation - stop deportation“ oder „Refugees are welcome here“ gerufen, sagte Caritas-Wien-Geschäftsführer Klaus Schwertner gegenüber der APA. Er betonte, die Caritas habe die Flüchtlinge „herzlich willkommen geheißen“, man habe es nicht als Störaktion empfunden.

Die Flüchtlinge, die eine Woche lang in der Akademie der Bildenden Künste und davor im Wiener Servitenkloster gelebt haben (und davor in der Votivkirche), seien nach einigen Minuten wieder abgezogen, sagte Schwertner. Die von ihm ausgesprochene Einladung, auf der Bühne über ihre Anliegen zu sprechen, wurde nicht angenommen, so Schwertner, der betonte, über die Aktion im Vorfeld informiert gewesen zu sein.

Journalisten berichten von Beschimpfungen

Die Caritas finde die Aktion auch gut, weil die Betroffenen vor vielen Journalisten ihre Anliegen äußern konnten. Sie hätten ihre Verzweiflung zum Ausdruck gebracht, denn sie wüssten nicht, wie es weitergeht. Journalisten berichteten via Kurznachrichtendienst „Twitter“ allerdings auch von Beschimpfungen durch Unterstützer der Flüchtlinge in Richtung Caritas.

Mann räumt Sachen in einen Lkw

APA/Fohringer

Auszug aus der Akademie

Am Nachmittag zogen die 24 Flüchtlinge nach einer Woche aus der Akademie der bildenden Künste aus. Etwa ab 16.00 Uhr transportierten Lkws die Habseligkeiten der Menschen ab, sagte Rektorin Eva Blimlinger. „Es ist ein Kompromiss, nicht alle sind zufrieden, aber es ist eine gute, friedliche Lösung“, so die Rektorin. Der Auszug sei ohne Räumung durch die Polizei möglich gewesen.

Aula bleibt für Flüchtlinge offen

Wie mit den Flüchtlingen ausgemacht, räumten sie den Hörsaal, in dem sie die vergangene Woche übernachtet hatten, und die Aula. Die Halle können sie im November noch für ihre Zusammentreffen nutzen, bekräftigte Blimlinger. Die Rektorin hatte den 24 Männern eine Frist bis Dienstagmittag gesetzt - mehr dazu in Akademie setzt Flüchtlingen Frist.

Die 24 Flüchtlinge blieben vergangenen Dienstag nach einer Diskussionsveranstaltung in der Akademie der bildenden Künste und forderten nach ihrem Auszug aus dem Servitenkloster weiterhin eine gemeinsame Unterbringung. Das war jedoch nicht möglich, es wurden keine entsprechenden Räumlichkeiten gefunden.

Dienstagmittag fanden sich die Flüchtlinge sowie einige Unterstützer in der Aula des Gebäudes ein. Noch lagen Matratzen auf dem Boden und standen Kisten und Taschen in der Halle. Einige Männer sind bei privaten Unterstützern untergekommen, einige werden in Quartiere umziehen, die im Rahmen der Grundversorgung zur Verfügung gestellt wurden, erklärte Klaus Schwertner gegenüber Kathpress.

Die Gruppe ist nun zwar getrennt, den Protest gegen das Asylsystem setzt sie aber fort. Für 24. November, den ersten Jahrestag der Refugees-Bewegung, etwa kündigten die Flüchtlinge eine Demonstration sowie eine „Überraschungs“-Aktion an.

Flüchtlingen wurden Plätze zugesichert

Die Caritas will die Flüchtlinge auch nach dem Auszug aus der Akademie unterstützen. Den sieben Betroffenen, die bereits einen negativen Asylbescheid haben, stehe man außerdem in Form einer Rückkehrberatung zur Seite. „Zwingen tun wir allerdings niemanden. Und ich weiß von den Flüchtlingen, dass keiner freiwillig zurückkehren wird.“ Dazu hätten die Männer einfach zu große Angst, so Schwertner.

Auch das Angebot eines Versammlungsraumes in Schwechat sei nach wie vor aufrecht. Ob die Betroffenen die angebotenen Plätze annehmen, sei deren Entscheidung. Elf Männer stellten bereits einen Antrag auf Grundversorgung, der Rest dürfte in den nächsten Tagen folgen.

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