Wien Museum bleibt am Karlsplatz

Jahrelang ist über neue Standorte für das Wien Museum diskutiert worden. Jetzt steht es fest: Das Museum übersiedelt nicht, sondern bekommt am Karlsplatz einen Zubau. Das teilte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) am Dienstagabend mit.

Das zusehends marode Museumsgebäude am Karlsplatz soll generalsaniert und um einen Zubau erweitert werden, kündigte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny am Dienstagabend an. 2015 soll dafür ein internationaler Architekturwettbewerb durchgeführt werden - wenn die nötigen Umwidmungen glatt über die Bühne gehen. Der Hauptbahnhof ist damit als neuer Standort für das Wien Museum endgültig vom Tisch.

Zum Baubeginn und zu den Kosten wollte sich der Kulturstadtrat nicht äußern, vergleichbare Projekte hätten jedoch zwischen 50 und 100 Millionen Euro gekostet. Um auszuloten, was an Bebauung grundsätzlich möglich ist, wurde das Architekturbüro Kuehn Malvezzi mit einer Studie beauftragt. Demnach ist eine Erweiterung vor dem Museum möglich, und zwar sowohl ein Solitärbau als auch unterirdische Räumlichkeiten. Ein reines „Drankleben“ an den modernistischen Klotz sei nicht angedacht.

Bildershow: Wie das Museum erweitert werden könnte

Jahrelanges Hin und Her

Die Entscheidung war eine schwere Geburt: Bereits im Jahr 2009 wurde öffentlich über einen Neubau des Wien Museums diskutiert, weil das Haus am Karlsplatz zu klein und sanierungsbedürftig ist. Im Gespräch waren zu Beginn die Donaucity in der Donaustadt, der Schwedenplatz in der Innenstadt, der neue Hauptbahnhof und der bestehende Standort am Karlsplatz.

Insgesamt wurden über 70 Standorte auf ihre Tauglichkeit geprüft. Zum Schluss waren zwei Varianten in der engeren Wahl: ein Ausbau am bestehenden Standort am Karlsplatz oder ein kompletter Neubau auf dem Areal des Hauptbahnhofs.

Mailath-Pokorny selbst hatte sich in letzter Zeit eher für den Standort Hauptbahnhof stark gemacht. Die Wahl zugunsten des Karlsplatzes entspreche aber mehr der Zeit, sagte er. Soll heißen: Es gilt als en vogue, „angemessen mit Ressourcen umzugehen“ und davon abzugehen, "einzelne Neubauten, die auch verwechselbar sein können, auf die grüne Wiese zu stellen“. Auch der Hauptbahnhof solle jedoch kulturell genutzt werden.

Kos wünscht sich Terrasse

Museumsdirektor Wolfgang Kos, stets Befürworter der Karlsplatz-Variante, zeigte sich mehr als zufrieden: „Das ist epochal für Wien.“ Bezüglich des Zubaus sei es gar nicht notwendig, „eine große Kiste hinzuknallen“. Eine Aussichtsterrasse brauche es aber. Dass Kos die Eröffnung des Neubaus vornimmt, ist ausgeschlossen. Sein Vertrag läuft Mitte 2015 aus.

Das Wien Museum

Eröffnet wurde das Museum am Karlsplatz am 23. April 1959. Mit dem Bau des Gebäudes erhielt das bereits Jahrzehnte davor gegründete „Historische Museum der Stadt Wien“ eine fixe Heimstätte. Heute ist das von Oskar Haerdtl geplante Haus denkmalgeschützt. Das Museum bespielt auch mehrere Dependancen wie die Hermesvilla und das Haydnhaus.

Auch die Wiener Grünen begrüßten den Verbleib des Museums am Karlsplatz. Das Museum sei „keine klassische Ausstellungshalle, sondern ein Lebensraum für alle Bevölkerungsschichten und alle Milieus“, begründete der grüne Kultursprecher Klaus Werner-Lobo die Präferenz. Werner-Lobo spricht sich für eine starke Einbeziehung der Bevölkerung in die Gestaltung des neuen Wien Museums aus.

„Jahrhundertchance“ am Hauptbahnhof

Auch die Hauptbahnhof-Variante hatte Befürworter. Belvedere-Direktorin Agnes Husslein und Stadtbaudirektorin Brigitte Jilka betonten die „Jahrhundertchance“, die das Wien Museum im Verbund mit Belvedere und 21er Haus beim neuen Hauptbahnhof hätte. Dort hätte sich mit dem Wien Museum ein neues Kulturviertel etablieren können.

Wien-Depot in Niederösterreich

Ergänzend zum neuen Standort und durch den Schimmelbefall im Wien Museum war auch über ein neues Depot diskutiert worden. Als mögliche Standorte wurden zuerst vorwiegend City-nahe Plätze kolportiert - etwa der Morzinplatz, der hintere Teil des Naschmarkts und ein Areal in der Nähe des künftigen Hauptbahnhofs. Geworden ist es schließlich ein Standort in der Gemeinde Himberg in Niederösterreich. Im April startete die Übersiedlung - mehr dazu in Wien Museum: Depot übersiedelt ab April 2013 (wien.ORF.at; 14.12.2012).

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