„Mahü“: Umstrittene Kampagne startet

Seit Tagen sorgt die Infokampagne zur neuen Mariahilfer Straße für Wirbel - heute ist sie angelaufen. Inserate werben für die Neugestaltung. Mariahilfs Bezirkschefin Renate Kaufmann (SPÖ) befürchtet unterdessen eine Ablehnung des Projekts.

„Unsere Straße. Mein Platz.“ - Unter diesem Motto steht jene Kampagne, mit der die Stadt die Anrainerbefragung zur Mariahilfer Straße begleitet. Am Freitag sind die ersten Inserate erschienen. Mit unterschiedlichen Sujets wird für eine Verkehrsberuhigung der Einkaufsmeile geworben bzw. auf die Vorzüge der Neugestaltung verwiesen.

Die neue Mariahilfer Straße, so wird etwa versprochen, bringe „mehr Platz und Ruhe“ für Fußgänger. „Es entsteht eine Fußgängerzone mit über 100 neuen Bänken zum Ausruhen und neuen Spiel- und Aufenthaltsräumen. Schanigärten rutschen weiter in die Mitte. Das bringt mehr Platz vor den Geschäften“, heißt es.

Plakat Kampagne

Stadt Wien

Eines von bisher drei Kampagnen-Sujets

Ein weitere Variante verspricht, dass der Straße ein „frisches Gesicht“ gegeben wird und dass es künftig kostenloses WLAN geben wird. Auf einem dritten Plakat ist sogar ein Auto abgebildet. Zu- und Abfahren zu Parkplätzen und Garagen sei nämlich weiterhin möglich, wird in dem Inserat betont.

Mariahilfer Bezirkschefin rechnet mit Ablehnung

Ob die Mariahilfer Straße aber tatsächlich auf Dauer zur Fußgänger- und Begegnungszone mutiert, ist noch offen. Entschieden wird dies bei der Anrainerbefragung, deren Ergebnis bis Mitte März vorliegen wird - mehr dazu in „Mahü“: Fahrplan für Befragung fix (wien.ORF.at).

Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) geht von einem knappen Ergebnis aus, wie sie wiederholt betont hat. Die Bezirksvorsteherin des sechsten Bezirks (Mariahilf), Renate Kaufmann (SPÖ), ist deutlich skeptischer. Sie befürchte, dass das Projekt abgelehnt wird, sagte sie im Interview mit dem „Kurier“ am Freitag. Durch Maßnahmen wie die Öffnung der Querungen oder die neue Route der Buslinie 13A seien viele einstige Befürworter zu Gegnern des Projekts geworden.

Thomas Blimlinger, Maria Vassilakou, Renate Kaufmann vor Dialogbox zur Mariahilfer Straße

APA/Georg Hochmuth

Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann (re.) präsentiert eine Dialogbox zur „Mahü“

Es wäre daher besser gewesen, schon dem viermonatigen Probebetrieb eine Befragung durchzuführen. Kaufmann: „Es war unser großer Fehler zu glauben, die Menschen können sich die Fußgängerzone einfach so vorstellen. Man kann die Realität aber nicht simulieren.“

Kaufmann: Befragungskosten zu hoch

Die Kosten der Bürgerbefragung über die Umgestaltung der Mariahilfer Straße seien „sehr teuer“, fand Kaufmann zudem. Die beiden Bezirke, in denen die Anwohner abstimmen können, bekommen für die Durchführung und Bewerbung der Befragung jeweils 283.000 Euro. Sie habe bereits mehrere weitaus billigere Umfragen in ihrem Bezirk durchgeführt, so Kaufmann. Die Kosten hätte jedoch die Stadt beschlossen.

Vor allem die begleitende Infokampagne der Stadt um 850.000 Euro hatte im Vorfeld für heftige Kritik gesorgt - mehr dazu in Kritik an „Mahü“-Kampagne (wien.ORF.at). Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) bezeichnete die Kritik an den jedoch Kosten als verlogen - mehr dazu in Vassilakou: Kritik an Kosten „verlogen“ (wien.ORF.at).

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