Kein Stadionverbot für Ex-Ultras-Chef

Unter den vor kurzem festgenommenen Rapid-Fans befindet sich auch der Ex-Chef der Ultras, des größten grün-weißen Fanklubs. Obwohl er rechtskräftig verurteilt war, hat Rapid kein Stadionverbot gegen ihn verhängt und ihn öffentlich verabschiedet.

Nach Ausschreitungen am Westbahnhof 2009 zwischen Rapid-Fans und der Polizei wurde der ehemalige Vorsänger der grün-weißen Fantribüne und Chef der Ultras im vergangenen Juni rechtskräftig zu 14 Monaten unbedingter Haft verurteilt. Von Rapid bekam er kein Stadionverbot, im Dezember wurde er sogar bei einem Bundesliga-Match vom Stadionsprecher verabschiedet.

„Er wird heute zum letzten Mal vorsingen. Im August 1998 hat er begonnen. 15 Jahre war er bei jedem Pflichtspiel dabei. Und heute wird er zum letzten Mal vorsingen und dann an die Jüngeren übergeben, hat er gesagt. Wir bedanken uns im Namen des SK Rapid, im Namen vieler Rapid-Fans für die unendliche Unterstützung“, sagte Stadionsprecher Andy Marek damals.

Keine Stellungnahme von Rapid

Nun sitzt der ehemalige Chef der Ultras in U-Haft - wegen der gewalttätigen Ausschreitungen nach einem Testspiel im September. Laut seinem Anwalt ist er unschuldig. Marcus Januschke, der Rechtsbeistand des ehemaligen Ultras, versicherte, sein Mandant habe die ihm angelasteten strafbaren Handlungen nicht begangen: „Er war beim Spiel im Stadion. Aber er war bei den Ausschreitungen nicht dabei.“

Er wurde gemeinsam mit fünf anderen Rapid-Fans festgenommen - mehr dazu in U-Haft gegen fünf Rapid-Fans verhängt. Weshalb er im Gegensatz zu rund hundert anderen Rapid-Fans kein Stadionverbot hat, kann der Klub auf Anfrage nicht sagen. Man wolle keine Stellungnahme zu Einzelpersonen abgeben, hieß es.

Ins Gefängnis wäre der ehemalige Ultras-Chef nach der Verurteilung wegen der Ausschreitungen am Westbahnhof übrigens nicht gekommen, wenn er danach dem Hanappi-Stadion ferngeblieben wäre: Nach Informationen der APA wurde der von seinem Anwalt beantragte elektronisch überwachte Hausarrest ausgerechnet am vergangenen Dienstag und damit just an jenem Tag bewilligt, an dem der Ex-Ultras-Chef wegen des neuen Tatverdachts erneut festgenommen wurde. Statt mit der Fußfessel zu Hause befindet er sich nun in einer Zelle in der Justizanstalt Wien-Josefstadt.

Intensiv mit der „aktiven Fan-Szene“ in Kontakt

Vor dem bevorstehenden Derby sagte Clubchef Michael Krammer, dass man gerade in den vergangenen Monaten sei man intensiv mit der „aktiven Fan-Szene“ in Kontakt gestanden.

„Es gab im Herbst ein sehr gutes Gespräch zwischen Fan-Vertretern und Sponsoren, um gegenseitiges Verständnis zu schaffen. Und wir haben in Gesprächen mit der aktiven Fan-Szene klargemacht, was man tun und was man nicht tun soll, um dem Verein zu helfen“, sagte Krammer und betonte: „Rapid lehnt jegliche Form von Gewalt ab.“

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