Karlsplatz wird zum Urban Garden

Der Karlsplatz wird zur Heimat von Himbeeren, Bienen und Schnecken: Auf 2.000 Quadratmetern entsteht ein Schau- und Forschungsgarten, der Bäume und Stauden, Hochbeete oder begrünte Palettenmöbel beherbergen wird.

Ziel ist es nicht nur, die Wiener zu begeisterten Urban Farmern zu machen, sondern auch das Gärtnern in der Stadt wissenschaftlich unter die Lupe zu nehmen. In den nächsten Monaten soll hier unter anderem untersucht werden, ob Obst und Gemüse, das inmitten von Autos wächst, toxikologisch bedenklich ist oder wie man die Früchte am besten vor Fein- und Grobstaub schützt, erklärte Vera Enzi vom Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) bei der Präsentation des „Karls Garten“.

„Wir haben rund um die Anbaufläche beispielsweise Hecken gepflanzt, die den Staub zurückhalten“, so Enzi. Außerdem werden unterschiedliche Substrate getestet und das optimale Hochbeet entworfen.

"Karls Garten" am Karlsplatz

ORF

Schau- und Forschungsgarten auf 2.000 Quadratmetern

Über 50 Obst-, Gemüse- und Getreidesorten

Der Garten soll „nicht nur Gemüse“ sein, wie Projektleiterin Simone Rongitsch erklärte. Viel mehr erhofft sich das Team rund um Projektinitiator Andreas Wiesmüller die Schaffung eines urbanen Labors, das über die Möglichkeiten des Gärtnerns in der Stadt informieren und die Menschen zum selber pflanzen anregen soll. Deshalb ist der „Karls Garten“ auch als offener Raum konzipiert und kann jederzeit betreten werden. Angst vor Vandalismus haben die Initiatoren dabei nicht. „Es wird immer jemand da sein, der ein Auge auf den Garten hat“, meinte Wiesmüller. Derzeit ist die Vereinbarung mit der zuständigen Magistratsabteilung auf fünf Jahre Laufzeit fixiert.

Über 50 Obst-, Gemüse- und Getreidesorten werden am Karlsplatz angepflanzt, darunter etwa Rhabarber, Weizen, verschiedene Salate und Kräuter, Himbeeren und Brombeeren. „Wir haben außerdem Bienen und einen eigenen Imker, Schnecken und Insektenhotels - es wird also viel zu schauen geben“, erklärte Rongitsch.

Jedes Jahr soll ein anderer Schwerpunkt gesetzt werden, während man sich heuer auf bekanntes Obst und Gemüse konzentriert, soll es nächstes Jahr um seltene Sorten gehen. Damit die Pflanzen gedeihen, werden sich nicht nur Lehrlinge, sondern auch einige BOKU-Studenten um den Garten kümmern. Schulklassen sind herzlich eingeladen.

Stadt förderte bereits 30 Flächen

„Urban Gardening ist in den vergangenen Jahren sehr präsent geworden“, erzählte Enzi, die auch internationale Vergleichsprojekte untersucht hat. Auch in Wien sprießen immer mehr kleine Gemeinschaftsgärten mitten in der Stadt in Hochbeeten oder Innenhöfen. „Wir haben bereits 30 Gärten gefördert, außerdem richten wir einen Mustergarten pro Bezirk ein“, sagte Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ). Wien liefert nicht nur Know-how, sondern etwa auch die passende Erde. Die Nachfrage steige jedenfalls stetig, viele Vereine und Initiativen würden bei der Stadt um Unterstützung anfragen.

„Stadtkinder können wieder zurück zur Natur und verschiedene Altersgruppen und Kulturen zueinander finden“, lobte die Stadträtin das Konzept. Nur in den inneren Bezirken gibt es momentan noch kaum Urban Gardening. „Da ist es natürlich schwieriger, weil es weniger Flächen gibt“, so Sima. In nächster Zeit sollen jedoch sechs weitere Gärten in den Innenbezirken entstehen.

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