Wohngruppen statt U-Haft für Jugendliche ab 2015?

Nach der Vergewaltigung eines 14-Jährigen in Haft hat eine unter Ex-Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) eingesetzte „Taskforce Jugendhaft“ Alternativmodelle zur Haft für Jugendliche vorgelegt. Wohngruppen statt U-Haft soll es ab 1. Jänner 2015 geben.

Dass es zur Schaffung von Wohngruppen komme, bestätigte Jugendrichterin Beate Matschnig einen Bericht des „Kurier“. „Es schaut recht vielversprechend aus“, sagte die Richterin. Ein erster Trägerverein habe ein konkretes Konzept präsentiert, weitere sollen laut Matschnig noch folgen. Insgesamt sind drei, vier notwendig, denn „wir hoffen zumindest um die 20 Plätze“ ab 2015 für Jugendliche zu haben.

In den betreuten Wohngruppen sollen die Jugendlichen nicht von Justizbeamten bewacht werden, über Nacht werden die Türen verschlossen. Ausgänge am Abend soll es in der Eingangsphase nur in Begleitung geben, wenn Jugendliche mit Fußfesseln hinzukommen, ist das ohnehin ausgeschlossen.

Ministerium bestätigt Termin nicht

Insgesamt hatten Trägervereine sieben Konzepte für Wohngruppen für Jugendliche als Alternativen zur U-Haft eingereicht. Das sagte ein Sprecher des Justizministeriums der APA. Diese sollen bis Herbst geprüft werden. Die Umsetzung der Wohngruppen mit 1. Jänner 2015 konnte das Ministerium nicht bestätigen.

Brandstetter will eigenes Jugendgefängnis

Justizminister Wolfgang Brandstetter wünsche sich unterdessen ein neues Jugendgefängnis im derzeitigen Polizeianhaltezentrum Wien-Hernals, sagte er am Wochenende. Dort sollten „neuartige und speziellere Formen des Jugendstrafvollzuges“ verwirklicht werden - mehr dazu in Neues Jugendgefängnis in Wien-Josefstadt?. In einer Art Jugendkompetenzzentrum könnten dort ein Jugendgefängnis und betreute Wohngruppen untergebracht werden, so ein Sprecher des Justizministeriums.

Der Fall des vergewaltigten Jugendlichen hatte der damaligen Justizministerin Karl herbe Kritik eingetragen. Sie richtete dem 14-Jährigen in einer ersten Reaktion auf die erlittene Misshandlung aus, der Strafvollzug sei „kein Paradies“, und schloss eine Entschädigungsmöglichkeit für den Burschen aus. Erst Tage später ruderte Karl zurück und setzte die Taskforce ein, die Verbesserungen im Jugendstrafvollzug in die Wege leitete.

Erst am Montag stand der Bursche wegen Raubes vor Gericht. Der Prozess wurde auf unbestimmte Zeit vertagt, Gutachterin Gabriele Wörgötter soll den mittlerweile 15-Jährigen begutachten, ob dieser überhaupt verhandlungsfähig ist - mehr dazu in Im Gefängnis vergewaltigt: Verhandlung vertagt.

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