Wohnheim für minderjährige Flüchtlinge

Etwa 120 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge leben in Wien. Seit Herbst gibt es in Meidling ein Wohnheim des Samariterbundes, in dem 30 Burschen, vorwiegend aus Syrien und Afghanistan, versuchen, hier Fuß zu fassen.

Ein ausrangiertes Personalwohnheim der ÖBB beim Bahnhof Meidling ist seit August das neue Zuhause für 30 minderjährige Flüchtlinge. Sie alle verließen ihre Heimat ohne ihre Eltern und Geschwister.

Mudaser und Ali Akbar

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Mudaser (l.) und Ali Akbar

Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien

Ali Akbar ist 15, Mudaser 17, beide kommen aus Afghanistan. „Ich habe keine Familie hier, meine Familie ist in Afghanistan. Ich lebe jetzt in Österreich“, so Mudaser. Seit rund einem halben Jahr sind die beiden in Österreich. Sie gehen hier zur Schule und sind glücklich darüber. Österreich sei ihr „Traumplatz“. In Afghanistan seien sie nicht zur Schule gegangen. Die Taliban hätten kommen, schießen und töten können, meint Ali Akbar.

Andere der unbegleiteten FLüchtlingskinder kommen aus Syrien, so wie Dawich und Nedal. Sie sind vor sieben Monaten nach Österreich geflohen, ihr Asylverfahren ist gerade am Laufen. Er wolle nicht mehr zurück nach Syrien, dort sei alles zerstört, sagt etwa der 17-jährige Nedal.

Dawich und Nedal

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Dawich (l.) und Nedal

Gemischtes Betreuerteam im Einsatz

Der Samariterbund schuf diese Wohnmöglichkeit, weil altersgemäße Plätze für jugendliche Flüchtlinge in Österreich rar sind. Auch das Haus in Meidling war schnell voll. Neben der Versorgung mit den notwendigsten Dingen ist auch seelische Betreuung wichtig. Die Eltern ersetzen kann sie freilich nicht: „Wir vermissen sie, aber können gar nichts machen“, sagt Ali Akbar. „Wir haben ein multiprofessionelles Team, wir haben Sozialpädagogen, Sozialarbeiter, Pädagogen und Psychologen im Haus“, beschreibt Christian Ellensohn, der Leiter des Hauses, die Betreuungssituation.

Auch wenn sie wie ganz normale Teenager wirken, viele der Jugendlichen sind schwer traumatisiert von dem, was sie in ihrer Heimat und auf der Flucht erlebt haben. Aus Erzählungen wissen die Betreuer, dass den Kindern oft das letzte genommen wurde, was sie noch besessen haben, „und sie tatsächlich nur mehr mit dem Gewand am Leib in Österreich ankommen“, so Oliver Löhlein, der Wiener Landesgeschäftsführer des Samariterbundes.

Ein Zuhause auf Zeit

Die Wiener Kinderfreunde helfen mit ehrenamtlichen Lernhelferinnen. Doch auch das Wohnheim ist nur ein Zuhause auf Zeit. Sobald die Jugendlichen 18 und volljährig sind, müssen sie das Jugendwohnhaus verlassen und in eine Flüchtlingseinrichtung für Erwachsene übersiedeln.

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