Logik-„Woodstock“ im Juli in Wien

Die angeblich „größte Veranstaltung in der Geschichte der Logik“ wird im Juli in Wien stattfinden. Mehr als 2.500 Wissenschaftler werden zum zwölf Konferenzen umfassenden „Vienna Summer of Logic“ (VSL) von 9. bis 24. Juli erwartet.

Den Anklang an den „Summer of Love“ 1969 mit seinem Höhepunkt auf dem Musikfestival in Woodstock haben die VSL-Organisatoren von der Kurt Gödel Gesellschaft, der Technischen Universität (TU) Wien und dem Institute of Science and Technology (IST) Austria nicht ohne Grund gewählt, erklärten sie kürzlich vor Journalisten.

Ein derart umfassendes Treffen von Experten aus den Forschungsbereichen Computerwissenschaften, Mathematische Logik und Künstliche Intelligenz habe es noch nie gegeben. Dass dieser Konferenz-Cluster in Wien über die Bühne gehen wird, sei auch darin begründet, dass sich die Stadt einer großen Tradition in der Wissenschaft von der schlüssigen und exakten Argumentation rühmen kann.

Thomas Eiter, Matthias Baaz, Helmut Veith

VSL 2014 / Nadja Meister

Die Organisatoren Thomas Eiter, Matthias Baaz und Helmut Veith

Der „Wiener Kreis“ und Kurt Gödel

Bereits in den 1920er Jahren bildete sich mit dem „Wiener Kreis“ ein einflussreicher Verbund von Naturwissenschaftern und Philosophen. In dessen Umfeld befassten sich vor allem der österreichische Mathematiker Kurt Gödel und der Philosoph Ludwig Wittgenstein mit zentralen Fragen der Logik.

Gödel veröffentlichte etwa 1931 seinen bekannten „Unvollständigkeitssatz“. Vereinfacht gesagt räumte er darin mit der Hoffnung auf, dass in der Mathematik als der exaktesten aller Wissenschaften alles bewiesen werden kann. Er konnte zeigen, dass es in jeder mathematischen Theorie wahre Sätze gibt, die nicht bewiesen werden können, es sei denn die Theorie enthält Widersprüche.

Wien wieder ein Zentrum der Logik

Nach dem wissenschaftlichen Kahlschlag im Zuge des Anschlusses an Nazi-Deutschland, der endgültigen Emigration Gödels in die USA und den darauffolgenden Brach-Jahren sei Wien in den vergangenen Jahrzehnten aber wieder zu einem der weltweiten Zentren der Logik aufgestiegen, erklärte Helmut Veith vom Institut für Informationssysteme der TU Wien und Ko-Organisator des VSL der APA.

Veranstaltungshinweis:

Der „Vienna Summer of Logic“ findet vom 9. bis 24. Juli an der TU Wien statt.

Heute ist Logik aus unserem Alltag nicht wegzudenken: Denn jedes Computerprogramm könne als eine sehr lange logische Formel gesehen werden und jegliche Kommunikation mit Computern ist ohne die Formel-Sprache der Logik nicht möglich, so Veith. Was alles auf Logik basiert, soll im Rahmen des VSL auch der allgemeinen Öffentlichkeit in einem ausführlichen Vermittlungsprogramm verständlich gemacht werden.

Dana Scott

Carnegie Mellon University

Dana Scott

Lebende Legende Dana Scott in Wien

Zu den wissenschaftlichen Highlights wird etwa die Eröffnungsrede des Mathematikers, Informatikers und laut Veith „lebenden Legende“ der Logik, Dana Scott, von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh (USA) zählen. Weitere Vorträge halten der Computerwissenschafter Christos Papadimitriou von der US-Universität Berkeley und der Pionier der automatisierten Fehlersuche in Computerprogrammen, Edmund Clarke.

Premiere für „Olympische Spiele der Logik“

In Wien werden auch die ersten „Olympischen Spiele der Logik“ über die Bühne gehen. Programmierer, respektive die von ihnen entwickelten Computersysteme, werden in zwölf Aufgabengebieten um die Wette Probleme lösen. Die Spiele sollen zukünftig alle vier Jahre ausgetragen werden. Die Organisatoren wollen damit eine neue wissenschaftliche Tradition begründen.

Zum dritten Mal werden im Rahmen des VSL auch die drei mit jeweils 100.000 Euro dotierten „Kurt Gödel Fellowships“ an vielversprechende Nachwuchswissenschafter auf den Gebieten Computerwissenschaften, Mathematische Logik und Künstliche Intelligenz vergeben.

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