Mehr Daten für Handy-Apps

In welchem Parkhaus sind noch Plätze frei? Wo ist die nächste Hundezone? Die Stadt Wien gibt regelmäßig Daten frei, damit neue Handy-Apps entstehen können. Vor allem das Angebot in den Bereichen Verkehr und Kultur ist noch ausbaufähig.

Seit wenigen Tagen ist das „Open Data Portal Österreich“ online. Darauf werden frei verfügbare Nichtregierungsdaten aus den Bereichen Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft gesammelt, verlinkt und für neue Projekte - beispielsweise Handy-Apps - kostenlos zur Verfügung gestellt. Schon jetzt sind daraus zwei neue Anwendungen entstanden.

Die Applikation „ALLiSEARCH“ kombiniert Daten der Stadt Wien mit Daten des Open Data Portals Österreich: „ALLiSEARCH“ liefert standortbezogene Informationen und zeigt zum Beispiel an, wo in Wien gerade Citybikes, Carsharing oder Taxis zu finden sind. Die App Cha Ching wiederrum zeigt an, wie viel man im Lotto gewonnen hätte, wenn man ein Jahr lang dieselben Zahlen verwendet hätte - mehr dazu in Verknüpfungen möglich (science.ORF.at; 3.7.2014).

Frau tippt auf Smartphone

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Öffi-Benutzer in Wien können zwischen mehreren Fahrplan-Apps wählen

148 Anwendungen für Wien

Neben dem Open Data Portal gibt es das Schwesternprojekt data.gv.at. Hier veröffentlichen Bund und Länder ihre Daten, die Stadt Wien stellt zum Beispiel Datensätze zu Park & Ride-Anlagen, zu Förderprojekten, Rechnungsabschlüssen, Kunstsammlungen oder zur Planung von Straßenbahn- und U-Bahn-Linien ins Netz. Derzeit gibt es hier rund 1.300 Datensätze, für Wien sind 148 Apps und Visualisierungen abrufbar.

Die Apps werden nicht von der Stadt, sondern von der „Community“ entwickelt. „Das sind Firmen, die Apps programmieren und dann verkaufen. Manchmal sind es auch Studierende, die aus Spaß oder im Rahmen einer Lehrveranstaltung Apps entwickeln“, so Brigitte Lutz, Mitarbeiterin in der Magistratsdirektion für den Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie.

Parkplätze, Babynamen, Wartezeiten

Sehr beliebt sind die verschiedenen Park-Apps - zum Beispiel der ParkSheriff. Die App ermöglicht, einen Parkschein zu buchen und zu verlängern. Gefragt sind auch Apps, die mit Daten der Wiener Linien gespeist sind, wie „Willi“ oder auch der Vienna Traffic Monitor. Letzterer ist ein Echtzeit-Abfahrtsmonitor für das Netz der Wiener Linien.

Auch die Anwendung Baby benamsen, welche die beliebtesten Babynamen anzeigt, kann hilfreich sein. Praktisch ist auch die Visualisierung Wann aufs Amt?: Sie zeigt die durchschnittlichen Wartezeiten auf den Wiener Bezirksämtern an. Die App Schwimmpreisrechner ermittelt die nächstgelegenen Schwimmbäder - gereiht nach dem Eintrittspreis.

Kultur und Radwege erforschen

Mit der Wiener Mietenrechner App lässt sich in wenigen Schritten feststellen, ob Mieten angemessen sind. Für Radfahrer spannend ist die Radwege Wien-App. Diese Anwendung hilft durch den Einsatz von GPS dabei, alle Radwege in Wien zu finden.

Die Kultur;App zeigt unter anderem das Veranstaltungsangebot der Bundestheater, Bundesmuseen und von ausgewählten Wiener Theatern. Der Dogator wiederrum zeigt alle Wiener Hundezonen, Sackerl-fürs-Gackerl-Spender, Tierärzte und Tierkliniken an. Generell gibt es zahlreiche Apps, die Standorte anzeigen - ob von den nächsten Spielplätzen, Taxiständen, Wanderwegen, Sozialmärken, öffentlichen Toiletten oder auch Ambulanzen.

Foto mit dem Smartphone

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Handy-Apps können Infos zu wichtigen Points of Interests geben

Verkehr ist Datenthema der Zukunft

Laut Lutz ist Verkehr auch in Zukunft das große Thema bei Daten. „Wie komme ich am schnellsten - beispielsweise mit dem Auto - von A nach B? Mit Daten, die auf den fließenden Verkehr bezogen werden können, sei es von Verkehrszählungen oder von Ampelanlagen, kann man die Verkehrssteuerung künftig effizienter gestalten“, so Lutz.

Schon jetzt gibt es Navigationsgeräte, die bei starkem Verkehr eine alternative Route vorschlagen. Lutz: „Hier machen die Privatanbieter Verkehrszählungen und verkaufen diese Informationen. Künftig könnten diese Daten kostenlos von der Stadt kommen.“

Reiseführer am Handy

Neben dem Verkehr könnte künftig durch neue Gesetze in puncto Urheberrechte und Digitalisierung auch Kultur ein großes Thema werden. „Wien ist eine Kulturstadt. Daher wäre vorstellbar, dass zum Beispiel die Museen und Archive ihre Sammlungen online abrufbar machen“, so Lutz. Schon jetzt gibt es Apps, die Points of Interests im öffentlichen Raum anzeigen, also berühmte Statuen über die Handykamera erkennen und Informationen dazu liefern. „Dieser Service könnte durch zusätzliche Daten noch ausgebaut werden“, so Lutz.

Die Anwendung Kunst im öffentlichen Raum in Wien zeigt alle Standorte von Denkmälern, Kleindenkmälern, Gedenktafeln und Brunnen in Wien an. Mit dabei ist natürlich auch eine Routenplanung. Ähnlich funktioniert die App Helios – Entdecke Kunst in Wien. Sie setzt den Fokus jedoch auf das „Entdecken“ von nahe gelegenen Kunstwerken. Vor Ort wird der User dann mit Informationen rund um das gefundene Kunstwerk belohnt und erfährt so auf spielerische Art und Weise mehr über Wien.

Nächster Datenschub im September

Welche Daten für Apps zur Verfügung stehen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. „Wir bekommen viele Datenanfragen“, so Lutz. „Wir überprüfen, ob es diese Daten gibt, ob sie in einem veröffentlichbaren Format sind und ob wir sie überhaupt freigeben können.“ Denn die Daten dürfen nicht personenbezogen sein, müssen gewissen Standards entsprechen, maschinenlesbar und frei nutzbar sein. Erfüllen die Daten diese und weitere Kriterien werden sie quartalsweise in die Datenbanken eingespielt. „Im September wird es wieder neue Daten geben“, so Lutz.

Ö1-Sendungshinweis

Über dieses Thema berichtete auch „Wissen aktuell“, 3.7.2014, 13.55 Uhr

Dass die Vorauswahl der Daten auch sinnvoll sein kann, zeigen folgende Zahlen. Auf data.wien.gv.at sind derzeit 235 Datensätze publiziert. Aus diesen Daten entstanden bereits 148 Anwendungen. „Dieses Verhältnis der Nutzung finde ich spannend. Es bringt ja nichts, 10.000 Datensätze zu veröffentlichen und dann gibt es keine Anwendungen dafür“, so Lutz.

Im Vorjahr machte die Stadt Wien außerdem eine Umfrage, welche Apps am meisten genutzt werden. Lutz: „Die Durchschnittsnutzung der damals angebotenen Apps lag bei 4.000 Downloads, der Favorit hatte sogar 40.000. Die Nachfrage ist also vorhanden.“

Wien veröffentlicht Budget online

Auf offenerhaushalt.at macht die Stadt Wien ihr Budget der Öffentlichkeit frei zugänglich. Rot-Grün sieht dies als wichtigen Schritt in Richtung mehr Transparenz. Für die ÖVP geht dies aber noch nicht weit genug - mehr dazu in Wien veröffentlicht Budget online (wien.ORF.at; 14.4.2014).

Wiener Linien geben ihre Daten frei

Jahrelang haben die Wiener Linien gezögert – im August 2013 gaben sie die Echtzeit-Abfahrtsdaten der U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen frei. Für die Öffi-Benutzer gibt es dadurch neue Fahrplan-Apps - mehr dazu in Wiener Linien geben ihre Daten frei (wien.ORF.at; 30.08.2013).

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