Kampagne: Verein will Bettler anstellen

In Wien soll ein neuer Weg in der Auseinandersetzung mit dem Thema „Betteln“ eingeschlagen werden. Der Verein „Goldenes Wiener Herz“ will bis Ende August Geld sammeln, um Bettler anzustellen, die dann auf der Straße über ihr Schicksal informieren sollen.

Der Vereinsname gibt das Ziel vor. Man möchte das sprichwörtliche „goldene Wiener Herz“ ansprechen. In den vergangenen Monaten wurden viel über das Thema Betteln diskutiert, die Bettlerinnen und Bettler selbst waren aber selten zu hören. Immer mehr Menschen seien gezwungen, zu betteln, heißt es von der Vereinsobfrau Theresa Wailzer. „Nicht Banden zwingen sie dazu, sondern die wirtschaftlichen Verhältnisse.“

Die Spendenkampagne, die bis zum 1. September unter dem Titel „Stell dich nicht so an - stell mich an“ läuft, soll Bettlern eine Stimme geben, sagt Vereinsobfrau Teresa Wailzer: „Es geht darum, dass die Betroffenen selbst zu Wort gekommen und auf Augenhöhe mit den PassantInnen sprechen können, Informationen weitergeben können und erzählen können, wie es ihnen geht und die Gesetzgebung derzeit aussieht.“

Promotor spricht mit Frau

Verein Goldenes Wiener Herz

Der Verein will die Bettler dafür anstellen und mit Info-Material ausstatten - deshalb die Spendensammlung: „Das Kampagnenziel ist, dass wir ein Arbeitsjahr finanzieren. Das sind 247 Tage, ein Arbeitstag kostet 80 Euro.“ Derzeit hat man Spenden für 62 Arbeitstage beisammen. Je mehr Geld gesammelt wird, umso mehr Bettlerinnen und Bettler können angestellt werden.

Die ÖH der Uni Wien übernahm etwa drei Arbeitswochen, das Unternehmen „Das Goldene Wiener Herz“ spendet im Juli und im August 15 Prozent des Umsatzes für die Aktion. Drei Personen hat der Verein schon gefunden, die sich für zwei Wochen als Promotoren anstellen lassen. Sie werden vor allem über Mundpropaganda gewonnen, sagt die Initiatorin des Vereins Teresa Wailzer.

Skepsis bei Bundeskriminalamt

Bei der Wiener Caritas steht man dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber. „Solange das Geld auch wirklich den bedürftigen Leuten zu Gute kommt, ist das Ganze durchaus begrüßenswert. Zumal dabei die Betroffenen selbst zu Wort kommen und nicht immer nur über sie gesprochen wird“, so ein Sprecher gegenüber „Wien heute“.

Etwas skeptischer sieht man die Aktion beim Bundeskriminalamt. „Ich glaube nicht, dass eine kurzfristige Anstellung die Ausbeutung der betroffenen Menschen verhindern kann. Außerdem besteht die Gefahr, dass man ihnen dadurch eine falsche Perspektive verschafft. Wichtiger wären langfristige Projekte in den Heimatländern der Bettler“, sagt Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle im Bundeskriminalamt zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels.

Aus dem Büro der zuständigen Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) heißt es, dass man mit den geltenden Bestimmungen, also ohne grundsätzliches Bettelverbot, jene zur Verantwortung ziehen will, die aus der Armut Profit schlagen. Bei der Aktion „Goldenes Wiener Herz“, handle es sich um eine künstlerischen Beitrag. Es ist zu begrüßen, wenn gesellschaftspolitische Diskurse künstlerisch aufgearbeitet werden.

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