Deutsch-Rücktritt für „neuen Elan“

Der Wiener SPÖ-Landesparteisekretär Christian Deutsch hat seinen Rücktritt angekündigt. Er will „eine Neuaufstellung des Landesparteisekretariats“ und „neuen Elan“ für die Landtagswahl 2015 ermöglichen, so seine Begründung.

Den überraschenden Rückzug teilte die SPÖ am Montag mit. Deutsch wird sein Amt mit 31. Juli zurücklegen. Nach fast sechsjähriger Tätigkeit habe er sich nach reiflicher Überlegung entschlossen, seine Tätigkeit zu beenden, erklärte Deutsch in einem E-Mail an seine Mitarbeiter. „Gerade die vor uns liegende Wien Wahl 2015 macht es notwendig, mit neuem Elan und vereinten Kräften alles daran zu setzen, unser hochgestecktes Wahlziel tatsächlich zu erreichen“, erklärte Deutsch in dem Mail. Die SPÖ will bei der Wahl die absolute Mehrheit zurückerobern.

Christian Deutsch

APA/SPÖ

Christian Deutsch

Er wolle damit auch „eine Neuaufstellung des Landesparteisekretariats für zukünftige Herausforderungen“ ermöglichen, so der Wortlaut des Schreibens. Sein Nachfolger steht noch nicht fest, auf APA-Anfrage hieß es jedoch, eine Entscheidung werde vermutlich rasch fallen. Grundsätzlich obliegt es dem Landesparteivorsitzenden - in diesem Fall Bürgermeister Michael Häupl - einen Vorschlag abzugeben. Dieser wird dann im Wiener Parteivorstand beschlossen.

Vertrauter Faymanns

Deutsch hat das Amt als Landesparteisekretär 2008 von Harry Kopietz übernommen. Der gebürtige Oberösterreicher gilt als enger Vertrauter des jetzigen SPÖ-Vorsitzenden Werner Faymann. Deutsch wurde am 27. Februar 1962 in Linz geboren und absolvierte auch seine Schulausbildung in Oberösterreich, bevor er 1980 zum Studium nach Wien wechselte und dort einige Semester Medizin belegte. Zu dieser Zeit, 1983, begann er seine politische Karriere als Landessekretär der Sozialistischen Jugend - unter dem damaligen SJ-Vorsitzenden Faymann.

Liesing als politische Heimat

Auch danach schlug Deutsch einen ähnlichen Weg wie der heutige SPÖ-Vorsitzende ein: Beide waren zwischen 1985 und 1988 Konsulenten der Zentralsparkasse, beide waren in der Mietervereinigung tätig. Ebenfalls gemeinsam ist beiden Liesing als Heimatbezirk, auch politisch.

Zuvor war Deutsch von 1987 bis 1995 Bezirksrat in Liesing, bevor er im selben Jahr in den Gemeinderat einzog. Nach der Landtagswahl 1996 war er jedoch für eine Legislaturperiode als Mitarbeiter des Bauträgers ARWAG tätig, bevor er 2001 wieder ins Wiener Stadtparlament einzog und zugleich ins Wohnservice Wien wechselte, dessen Geschäftsführer er ab 2006 war.

Verantwortlich für Kampagnen

Als Landesparteisekretär war Deutsch seit 2008 für Kampagnen und die strategische Positionierung der mächtigen Rathauspartei verantwortlich. Unter seine Ägide fiel etwa die größte Mitgliederbefragung der Wiener SPÖ 2011 oder die intensive Anti-Privatisierungs-Kampagne - Stichwort: Wasser, Gemeindebauten, Öffis - im Vorfeld der bis dato letzten Volksbefragung 2013. Unter seiner Wahlkampfleitung verlor die SPÖ in Wien 2010 ihre absolute Mehrheit.

Vom Koalitionspartner kam am Montag Lob. David Ellensohn, Klubobmann der Wiener Grünen, nannte Deutsch einen „politischen Vollprofi, auf dessen Wort man sich verlassen kann“.

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