AUA will für Extras kassieren

Bei der AUA startet im Herbst ein Pilotversuch für neue Tarife. Dabei soll auf Kurzstrecken das Basisticket billiger werden. Zusatzleistungen wie etwa Essen oder Zeitungen sollen dagegen extra berechnet werden.

Derzeit wird bei der AUA geprüft, was im künftigen „Basic“-Preis enthalten ist. „Es gibt Carrier, die sagen, kein Gepäck, kein Catering. Wir überlegen, ob wir das auch so machen“, meinte AUA-Vorstand Karsten Benz. Laut Benz reisen 50 Prozent der Passagiere auf der Kurzstrecke ohne Koffer, der eingecheckt werden muss. Das Freigepäck ist in den Entwürfen für das „Basic“-Ticket noch enthalten. In einer künftigen Bestpreisstufe, mit der sich die Airline mit Billigfliegern matchen will, eher nicht.

„All inclusive Paket“ im Preis der Businessklasse

Das künftige „Basic“-Paket bei der AUA soll sich an Kunden richten, die im Internet nur die billigsten Flüge anklicken. „Die wollen wir zurückgewinnen“, so Benz. Am oberen Ende der Preisskala soll das neue „All Inclusive“-Paket nicht teurer sein als die Businessklasse jetzt. Hier sind Catering, gebührenfreie Umbuchung, freier Nebensitz oder schnellerer Check-in am Airport inkludiert. Dazwischen gibt es „Module“ namens „Medium Light“ oder „Medium High“ für gehobene Mittelklasse-Kunden, die aber nicht Business buchen wollen.

Ähnelt die „Basic“-Stufe dem Billigmodell der Germanwings, so kommt die dritte der vier Klassen der neuen Premium Economy Klasse der Lufthansa nahe. Diese „Grundpakete“ sollen mit Zusatzleistungen „beliebig erweiterbar“ sein, so die AUA. Benz nennt dies „Baukastensystem“. Der Kunde zahle nur, was er haben will.

„Es ist nicht der Plan, dass wir Kunden überrumpeln wollen und jeden Handgriff zahlen lassen wollen“, sagte Benz. Produkt und Tarif sollen auf die verschiedenen Passagiere zugeschnitten werden. Benz sieht die Grenzen zwischen Business und Economy Class schwinden. Geschäftsreisende hätten andere Bedürfnisse als Familien mit Kindern und die andere als Rentner-Ehepaare auf Städtereisen. „Man wählt anlassbezogen. Die Einteilung vorne/hinten, die wir vornahmen, ist eigentlich obsolet geworden.“

Versuchsstation für Lufthansa

Erst vor kurzem hat die Airline ihr „Smart-Upgrade“-Programm ausgebaut. Economy-Passagiere können auch auf allen Europa-Linienflügen einen Business-Platz ersteigern, was zusätzliche Passagiere in die Business-Klasse bringt. Die AUA sieht sich mit ihrem Tarifkonzept als eine Art Versuchsstation auch für die Lufthansa. Abgesehen von der Billig-Schiene Germanwings gibt es unter der klassischen Marke „Lufthansa“ bisher keinen Plan, für Essen und Trinken an Bord zu zahlen.

Im ersten Halbjahr hat die AUA knapp 5,4 Millionen Passagiere befördert. Das ist ein Plus von 1,4 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013 - mehr dazu in AUA registriert mehr Fluggäste (wien.ORF.at; 9.7.2014).

Kein Ausbau der Langstreckenflotte

Für 2015 ist bei der AUA laut Vorstand Karsten Benz keine Expansion mit der Langstreckenflotte geplant. „Es muss dazu Rechts- und Planungssicherheit geben“, sagte Benz mit Verweis auf die KV-Verhandlungen am Wochenende vor Journalisten. Benz hofft, dass die Verhandlungen so schnell wie möglich abgeschlossen werden, damit die extrem wichtigen Entscheidungen zu Wachstum und Flotte getroffen werden könnten.

Der Vorlauf für eine neue Langstreckendestination betrage üblicherweise ein Jahr. Weiter Fantasie gibt es für ein Ziel an der US-Westküste. „Da fällt uns auch immer was ein“, so Benz. Dafür brauche es aber mehr als ein neues Flugzeug, weil es in 24 Stunden nicht wieder zurück sein kann. Zur Zeit sei die AUA in einer Situation, wo sie „vorsichtig“ wachsen wolle.

Auf der Langstrecke ist bei der AUA seit kurzem ein elftes Flugzeug im Betrieb. Damit wurden die Nordamerikakurse erweitert. Chicago - seit Mai 2013 wieder im Programm - wurde von fünfmal wöchentlich auf täglich aufgestockt. Im ersten Jahr brachte diese Route seither 100.000 Passagiere. Nach Washington fliegt die AUA jetzt mit einem größeren Flugzeug, mit einer Boeing 777 (bisher 767). Mit Newark im Bundessstaat New Jersey nahe New York kam mit 2. Juli ein neuer Zielflughafen dazu - vorerst fünfmal die Woche beflogen und ab nächstem Jahr täglich. 2014 will die AUA 130.000 Passagiere in Nordamerika dazugewinnen.

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