Granatenmord: Neun Monate für Vater
Der 63-jährige Taxilenker ist im Prozess wegen Vergehen gegen das Kriegsmaterial- und das Waffengesetz schuldig gesprochen worden. Der Mann war am Montag vollends geständig und erhielt eine neunmonatige Freiheitsstrafe sowie 1.800 Euro Geldstrafe. Sein Anwalt, Nikolaus Rast, bat um Bedenkzeit, das Urteil ist somit noch nicht rechtskräftig.
APA/Herbert Neubauer
Angeklagter habe von Mordplänen nichts gewusst
Der Vater des Hauptverdächtigen, der im November selbst vor Gericht stehen wird, gab zu, eine Handgranate von Kroatien nach Österreich gebracht zu haben. Diese sei aber nicht funktionsfähig gewesen.
Von den Plänen des 35-Jährigen habe er zu keiner Zeit gewusst, gab der Taxifahrer vor Gericht an. Sein Sohn sei vielmehr eines Tages an ihn herangetreten und habe erzählt, er werde bedroht. „Er hat nie geredet von einem Mord“, sagte der Taxiunternehmer. Sein Sohn habe ihn gefragt, ob er ihm „zur Selbstverteidigung“ eine Granate besorgen könne.
Verrostete Granate einem Freund abgekauft
Als der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammende Mann seine alte Heimat besuchte, entdeckte er seiner Darstellung zufolge bei einem Freund auf einem Fensterbrett eine offenbar zu Dekorationszwecken aufgestellte Granate. Diese habe er um eine Kuna dem Freund abgekauft: „Das sind 14 Cent!“ Als er sie daheim dem Sohn übergab, habe dieser mit der Bemerkung „Papa, vor der hab’ ich mehr Angst als die anderen“ reagiert, erzählte der Angeklagte: „Das war eine alte, verostete Granate.“
Sein Sohn fuhr laut Anklage daher selbst zu dem Freund seines Vaters nach Kroatien und beschaffte sich über diesen eine funktionstüchtige Granate.
Polizei Wien
Vater Rohrbombe übergeben
Nach vollbrachter Tat übergab der Hauptverdächtige seinem Vater eine Rohrbombe, mit welcher der 35-Jährige laut Anklage den ihm angelasteten Doppelmord ursprünglich begehen wollte. Er sei davon abgekommen, weil er bei der Explosion „Kollateralschäden“ befürchtete, wie sich der Staatsanwalt ausdrückte.
Der Vater habe die Sporttasche mit der Bombe übernommen und die Sprengfalle in seinem Kellerabteil in Wien-Landstraße aufbewahrt. Dort war sie drei Monate lang deponiert, ehe der 35-Jährige nach seiner Festnahme der Polizei von der Bombe erzählte und Kriminalisten zu ihrem Aufbewahrungsort führte.
Wollte nicht wegen Steuerbetrugs auffliegen
Der Sohn wird sich ab 12. November wegen Doppelmordes verantworten müssen - mehr dazu in Handgranatenmord: Prozess im November. Der Hauptangeklagte habe Angst gehabt, als Steuerbetrüger aufzufliegen, und soll deshalb einen 45-jährigen Transportunternehmer und einen zeitweise von ihm als Fahrer beschäftigten 57-Jährigen in einem spektakulären Anschlag getötet haben.
Anfang des Jahres kam am Fahrersitz eines BMW in der Odoakergasse in Wien-Ottakring der Fahrer durch drei Schüsse um. Der Beifahrer starb kurz darauf durch eine im Wagen explodierte Handgranate - mehr dazu in Handgranatenmord „minutiös geplant“.
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Mitangeklagt ist auch die ältere Schwester des mutmaßlichen Haupttäters und ein Bekannter. Die Schwester soll in die blutigen Pläne zur Gänze eingeweiht gewesen sein. Dem Bekannten wird angekreidet, an der unmittelbaren Tatausführung in Kenntnis des mörderischen Plans beteiligt gewesen zu sein. Den drei Angeklagten droht eine lebenslange Haft.