Handelsangestellte gegen Sonntagsöffnung

Die Gewerkschaft hat heute in der Wiener Innenstadt gegen eine mögliche Sonntagsöffnung mobilgemacht und die Handelsangestellten befragt. Auf die Frage „Wollen Sie am Sonntag arbeiten?“ antworteten 94,3 Prozent mit „Nein“.

Befragt wurden am Mittwoch Handelsangestellte in der Wiener Innenstadt und in der Inneren Mariahilfer Straße. Insgesamt nahmen 5.566 Personen teil, davon waren 5.539 Stimmen gültig, heißt es in einer Aussendung der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp). Durchgeführt wurde die Befragung von rund 150 Aktivisten der Gewerkschaft.

Kritik an den Befragungsmodalitäten übte Alexander Biach, Direktor des Wiener Wirtschaftsbundes: „Ich würde beim Ausfüllen einer Stimmkarte großen Druck verspüren, wenn mein vermeintlicher Interessenvertreter neben mir steht", so Biach in einer Aussendung. Und: "Warum schreit die Gewerkschaft in Wien jetzt plötzlich so laut, während sie in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehreren hundert Tourismuszonen in allen anderen Bundesländern zugestimmt hat?“

Kundgebung

ORF Wien

Kundgebung der Gewerkschaft

In Wien wird derzeit die Einrichtung von sogenannten Tourismuszonen diskutiert, die den Bereich des 1. Bezirks bzw. angrenzender Gebiete wie die untere Mariahilfer Straße umfassen könnten - mehr dazu in Wirtschaft streitet über Sonntagsöffnung. In einer derartigen Tourismuszone könnten die Geschäfte dann auch am Sonntag öffnen.

Wien „eine tolle, eine geile Stadt“

Für die Sonntagsöffnung gebe es keinen Bedarf, wurde bei der Kundgebung der Gewerkschaft versichert. Wolfgang Katzian, Vorsitzender der GPA-djp, erinnerte auch daran, dass bereits in den vergangenen Jahren Befragungen im Handel durchgeführt worden seien - die jeweils eine große Ablehnung ergeben hätten.

„Auch die Unternehmer wollen keine Öffnung am Sonntag“, zeigte sich der Gewerkschafter überzeugt: „Viele aus dem Arbeitgeberbereich melden sich und sagen uns: Lasst das nicht zu, bleibt hart.“ Wobei man den Unternehmern sage, dass sie sich auch bei der Wirtschaftskammer, gegen die Pläne stark machen sollten. Eine Tourismuszone, so versicherte Katzian, brauche jedenfalls niemand. Wien sei „eine tolle, eine geile Stadt“. Schon jetzt würden viele Touristen kommen: „Die wissen, dass am Sonntag die Geschäfte zu haben.“

Fußgängerzone Kärntner Straße

ORF.at/Julia Hammerle

In der Innenstadt könnten die Geschäfte bald auch am Sonntag offen haben

Ablehnung auch bei Lehrlingen groß

Franz Georg Brantner, der Vorsitzende des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA-djp, erinnerte daran, dass es bereits zuletzt immer wieder Änderungen bei den Öffnungszeiten gegeben habe - etwa am Samstag oder am Abend: „Jetzt wollen sie uns den Sonntag auch noch wegnehmen. Da kann man es verstehen, dass die Angestellten wirklich die Nase voll haben.“ Jugendsekretär Christoph Peschek berichtete, dass auch bei den Lehrlingen die Ablehnung groß sei.

Häupl befürwortet Tourismuszonen

Die Wiener Wirtschaftskammer sprach sich Mitte September dafür aus, in der Innenstadt und möglicherweise auch in anderen Bereichen der Stadt eine Tourismuszone zu errichten. Dort sollen Geschäfte dann am Sonntag geöffnet haben dürfen - mehr dazu in Wirtschaft für City-Sonntagsöffnung. Eine kammerinterne Arbeitsgruppe sei zu dem Schluss gekommen, dass das Mehreinnahmen von 140 Millionen Euro bringe, erklärte deren Ruck den Meinungsumschwung in der Frage: „Es handelt sich hier um einen Paradigmenwechsel in diesem Haus.“

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) befürwortet die Einrichtung von Tourismuszonen. Als Bedingung nannte er aber erneut eine Einigung der Sozialpartner - mehr dazu in Sonntagsöffnung: Häupl für Tourismuszonen.

Fahrplan für Wirtschaftskammer-Abstimmung

Auch die Wirtschaftskammer lässt ihre Mitglieder zur Sonntagsöffnung befragen - in Form einer Urabstimmung unter allen Wiener Betrieben. Bis Ende November soll das Ergebnis vorliegen, hieß es von der Wirtschaftskammer - mehr dazu in Sonntagsöffnung: Fahrplan für Abstimmung.