„Dschihadistische Gefährdung“: Info für Lehrer

Rund 180 Wiener Pädagogen haben sich am Dienstag über die „dschihadistische Gefährdung“ informiert. Der Verfassungsschutz wollte bei der Veranstaltung im Stadtschulrat Hinweise für mögliche Anzeichen der Radikalisierung geben.

Vor allem Schuldirektoren haben an der Veranstaltung teilgenommen, sie sollen die Informationen an ihren Schulen verbreiten und die Lehrer noch aufmerksamer machen. In der eigenen Schule vermutet zwar kaum jemand eine unerkannte Radikalisierung, die Möglichkeit traut sich jedoch niemand auszuschließen. „Wir haben natürlich alle Sorge, dass das auch bei uns passieren könnte“, meinte ein Direktor in „Wien heute“.

Informationsveranstaltung für Lehrer über dschihadistische Gefahr

ORF

Information für Pädagogen

„Schwäche muslimischer Schüler ausgenutzt“

Ednan Aslan von der Abteilung für Islamische Religionspädagogik der Universität Wien hielt einen Vortrag, für ihn „nutzen die Radikalisten aus dem Ausland die Schwäche der muslimischen Schüler an öffentlichen Schulen aus und versuchen das Potenzial für ihre Zwecke zu missbrauchen“.

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 4.11.2014, 19.00 Uhr, ORF2 und danach online in der ORF TVThek

Aslan sollte den Lehrern den Unterschied zwischen „radikal gelebtem, aber friedlichem Islam und radikalisierenden, auf Gewalt ausgerichteten Tendenzen“ herausarbeiten und erläutern, was genau unter Dschihad zu verstehen ist, wie Organisator Heinz Ivkovits von der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems im Vorfeld erklärte.

Verfassungsschutz gibt Hinweise

Hinweise gab es auch vom Verfassungsschutz, dessen Wiener Chef Erich Zwettler die Schulleiter aufklären sollte, auf welche Ausdrücke man etwa bei Schülern, die aus Regionen wie Syrien zurückkehren, achten sollte.

„Änderungen in der Bekleidung, starke Nutzung von sozialen Netzwerken, Abwesenheit von der Schule“, nannte Zwettler gegenüber „Radio Wien“ als Punkte, die für Schuldirektoren, Lehrer oder Jugendarbeiter zu beachten sind. Auf die Hilfe dieser Gruppen setzt die Wiener Polizei im Kampf gegen radikale Tendenzen. Die speziellen Schulungen sollen helfen, pubertäre Sprüche von echter Gefährdung zu unterscheiden.

Zwei Hauptziele hat die Polizei: die Reise von Jugendlichen ins Kriegsgebiet nach Syrien und Anschlagspläne bei uns, etwa von Rückkehrern, zu verhindern. „Wir haben eine gewisse Gefährdungslage, schon allein deshalb, weil es etliche Personen gibt, die im Kampfeinsatz waren und nach Österreich zurückgekehrt sind“, meinte Zwettler. 60 Rückkehrer aus dem Kriegsgebiet sind polizeibekannt. Dabei handelt es sich laut Zwettler durchwegs um Erwachsene.

Information auch auf Bundesebene

Das Bildungsministerium setzt ebenfalls auf Information: Allen Schulen wurde der Folder „Jugend und Extremismen“ mit umfangreicher Linkliste und Literaturtipps zugeschickt. Außerdem sollen bei allen Herbstkonferenzen Schulaufsicht, Schulpsychologen sowie Leiter von Schulen und Pädagogischen Hochschulen (PH) zu den Themen „Extremismus - Deradikalisierung - Dschihadismus“ informiert werden. Das Vermittlungsprojekt „erinnern.at“ stellt den Schulen außerdem einen Expertenpool zur Verfügung.

Außerdem gebe es Kooperationsgespräche mit der Wiener Initiative zur De-Radikalisierung aus Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft und dem Bundesnetzwerk offene Jugendarbeit BoJa zusammen, heißt es aus dem Ministerium. In Vorbereitung ist auch eine intensivere Zusammenarbeit von Landesschulräten und Kirchen sowie Religionsgemeinschaften zur Qualität des Religionsunterrichts.

14-Jähriger fiel durch Aussagen und Verhalten auf

In der Vorwoche wurde in St. Pölten ein 14-Jähriger festgenommen, der sich durch Aussagen und Verhaltensweisen zunehmend radikalisiert hatte. Der Schüler soll sich etwa im Internet kundig gemacht haben, wie man unkonventionelle Sprengvorrichtungen bauen könne. Selbige hätte er laut Landespolizeidirektion Niederösterreich in größeren Menschenmengen zünden wollen, etwa auf dem Westbahnhof - mehr dazu in Terrorverdacht: Suche nach Hintermännern (noe.ORF.at; 30.10.2014).

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