KAV: Ärzte sollen bis zum Abend im Spital sein

Im Zwist um die Versorgung von Privatpatienten lässt der neue Chef des KAV, Udo Janßen, aufhorchen: Ärzte sollen bis zum Abend in den Spitälern sein und dort ihre Privatpatienten behandeln, sagt er im „Wien-heute“-Interview.

Die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz fordert, dass die Nebenbeschäftigungen von Ärzten verboten oder zumindest stark eingeschränkt werden sollen - mehr dazu in oe1.ORF.at. Sie reagiert damit auf die Vorwürfe, dass Spitalsärzte ihre Patienten in Privatordinationen schicken. Dort müssen Patienten dann Leistungen, die sie im Spital auf Kassenkosten bekommen hätten, privat bezahlen. Pilz fordert, dass Privatpatienten zumindest am Nachmittag in öffentlichen Spitälern behandelt werden können.

„Patientenströme von 8.00 bis 20.00 Uhr“

Der neue Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbandes (KAV), Udo Janßen, unterstützt diese Forderung im „Wien heute“-Interview. „Wir sind der Meinung, dass während die Patienten im Spital sind, auch mehr Ärzte zur Verfügung stehen müssen. Wenn dadurch das bisherige System, dass Ärzte in ihren Ordination am Nachmittag ihren Dienst versehen, nicht mehr greift, dann werden wir Möglichkeiten schaffen, dass sie ihre Privatpatienten auch in unseren Spitälern versorgen können“, sagt Janßen.

Udo Janßen im Wien heute-Studio

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Udo Janßen im „Wien heute“-Interview

In modernen Spitälern habe man Patientenströme von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr oder 20.00 Uhr, sagt Janßen. „In dieser Zeit sollen die Ärzte anwesend sein, zuzüglich zum Nachtdienst, der aber dann nur die Nacht abdeckt.“

Neue Dienstzeiten: Janßen für höhere Ärztegehälter

Im Jänner tritt auch das neue Krankenanstaltenarbeitsgesetz in Kraft. Schrittweise dürfen Spitalsärzte dann statt 72 nur noch 48 Stunden arbeiten. Das bedeutet weniger Nacht- und Wochenenddienste und damit auch - laut Ärztekammer - Einkommensverluste von bis zu 30 Prozent. Die Ärztekammer fordert daher eine Anhebung der Grundgehälter.

Das Interview in „Wien heute“ sehen Sie in der ORF TVthek.

Janßen spricht sich dafür aus, die Gehälter der Ärzte an die neuen gesetzlichen Bestimmungen anzupassen. „Die Arbeitsschutzgesetze der EU sind endlich in Österreich angekommen. Ich befürworte, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diesen Gesetzen auch folgen können. Niemand soll schlechtergestellt werden, nur weil Gesetze wirken. Ich unterstütze das, wir sehen das auch beim KAV so, dass die Ärztinnen und Ärzte Einkommensverluste nicht hinnehmen müssen, nur weil eben ein Schutzgesetz auf einmal zu greifen anfängt“, sagt er in „Wien heute“. Die Ärztekammer hatte vergangene Woche den „Stillstand“ bei den Gesprächen über höhere Grundgehälter für Spitalsärzte in Wien kritisiert.

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