Granatenmord: Prozess auf 1. Dezember vertagt

Mit den Befragungen der mitangeklagten Schwester und des Freundes des Hauptangeklagten ist der Prozess um die Handgranatenmorde fortgesetzt worden. Beide sagten, nichts von den Plänen gewusst zu haben. Danach wurde vertagt.

„Für den Mord kann ich nix dafür“, sagte der 30-Jährige dem Staatsanwalt. Sein Bekannter habe ihn gebeten, einen vermeintlichen Diesel-Verkäufer zu mimen, der den beiden späteren Opfern vorgeblich um 20.000 Euro Treibstoff überlassen wollte.

Drittangeklagter: „War wie einbetoniert“

In der Odoakergasse - dem Tatort - angelangt, habe der Hauptangeklagte die beiden Männer begrüßt und sich dann zu einem ins Auto gesetzt. „Dann hab’ ich laute Gespräche gehört. Dann hab’ ich Schüsse gehört. Ich war komplett wie einbetoniert“, schilderte der 30-Jährige das weitere Geschehen. Zunächst habe er gar nicht mitbekommen, wer die Schüsse abgegeben hatte: „Ich hab’ mir gedacht, das gibt es nicht. Ich war total im Schock. Starr.“

Schließlich habe der Freund auch noch eine Handgranate gezündet. Der 30-Jährige hatte bei der Detonation selbst Verletzungen im Bereich des rechten Oberschenkels und der Hüfte erlitten.

Angeklagte

APA/ Roland Schlager

Die drei Angeklagten im Landesgericht

„Ich weiß nicht, warum ich angeklagt bin“, gab der 30-Jährige zu Protokoll. Er forderte den Hauptangeklagten mehrfach mit Nachdruck auf, „die Wahrheit zu sagen, dass ich und seine Schwester nichts gewusst haben.“ Dieser jedoch blieb - ohne sichtliche emotionale Bewegung - stumm.

Zellengenosse konnte nicht aussagen

Am Nachmittag sollte auch ein ehemaliger Zellengenosse des Hauptangeklagten als Zeuge aussagen. Laut dem Anwalt des mitangeklagten Freundes soll der Hauptverdächtige dem Mithäftling wörtlich erklärt haben: „Der Trottel hat wirklich nichts gewusst.“ Doch der ehemalige Häftling wurde von der Polizei nicht in seiner Wohnung angetroffen und konnte daher nicht befragt werden.

Am Donnerstag wurden auch Privatbeteiligten-Ansprüche erörtert. Die Witwe eines der beiden Opfer hat sich in ihrem Namen und dem ihrer beiden Töchter - die Jüngere ist elf Jahre alt - dem Strafverfahren angeschlossen und macht den Ersatz der Begräbniskosten sowie Trauerschmerzengeld geltend. der Hauptangeklagte erkannte die Beträge zur Gänze an. „Ich werde - so Gott will - eines Tages die Justizanstalt verlassen können und eine Arbeit finden. Sofern das in der Haft geht, bin ich gerne bereit, Teilbeträge zu zahlen“, meinte der 35-Jährige.

Schwester: „War wie in Trance“

Laut Anklage war die Schwester, der ebenfalls bis zu lebenslanger Haft droht, in das Mordkomplott eingeweiht. Sie fuhr ihren Bruder in die Odoakergasse. „Ich habe ihm blind und blöd vertraut. Ich hätte ihm nie zugetraut, dass er mich in so etwas reinzieht“, gab die 43-Jährige zu Protokoll. Dass eine Granate explodierte, nachdem ihr Bruder ihren Wagen verlassen hatte, habe sie nicht mitbekommen. Sie habe zwar „einen Knall gehört“, habe den aber „niemals zuordnen können“.

Nach der Explosion habe sie ihren Bruder und seinen Freund weggebracht. Letzterer habe „ein schwarzes Loch“ am Bein gehabt - der 30-Jährige wurde bei der Detonation erheblich verletzt. Sie habe „nicht nachgefragt“, es sei „nichts Spezielles geredet worden“. Als ein Geschworener darauf - eher ungläubig als amüsiert - auflachte, während andere Laienrichter nur den Kopf schüttelten, fuhr ihn die Angeklagte mit „Das ist nicht lustig!“ an.

Angeklagte

APA/ Roland Schlager

Die Schwester will nichts von den Plänen gewusst haben

Sie sei mit der ganzen Situation überfordert gewesen. Daher habe sie auch noch ihrem Bruder beim Entsorgen der Waffe geholfen, mit der dieser Zlatko N. erschossen hatte, sagte Renata H. Der Revolver wurde in einem Sackerl in der Donau versenkt. Sie habe „wie in Trance“ und „im Zustand vollkommener Angst und Panik“ gehandelt, so die 43-Jährige: „Am liebsten hätte ich den Kopf in den Sand gesteckt und mich vergraben.“

Lesung am ersten Prozesstag

Schon am ersten Tag beteuerte die Frau teils unter Tränen ihre Unschuld, der Hauptangeklagte schwieg hingegen. Daher wurden seitenweise Einvernahmeprotokolle vorgelesen - mehr dazu in Granatenmord-Prozess wird zur Lesung.

In der Nacht auf den 11. Jänner waren ein 45-jähriger Transportunternehmer und ein von ihm als Fahrer beschäftigter 57-Jähriger in der Odoakergasse in Ottakring getötet worden. Der 35-jährige Hauptangeklagte wollte laut Anklage die beiden Männer beseitigen, mit denen er gemeinsam illegale Dieselimporte abgewickelt hatte. Insgesamt sollen sie 1,53 Millionen Liter Diesel illegal importiert haben.

Laut Anklage schoss der Hauptverdächtige dem 45-jährigen Oberösterreicher mit einem Revolver in einem geparkten Auto in den Kopf und in die Brust. Als er die Waffe auf den 57-jährigen Deutschen gerichtet habe, habe sie Ladehemmung gehabt. Daraufhin warf er laut Staatsanwalt dem zweiten Opfer eine Handgranate vor die Füße, nachdem er den Splint gezogen hatte. Bevor es zur Explosion gekommen sei, habe der Hauptangeklagte das Fahrzeug bereits verlassen gehabt.